Löw gibt Details über die Aufstellung gegen Italien preis
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Italienischer Kater orakelt DFB-Sieg. Balotelli will die Löw-Elf “fertig machen“. „Tikitalia“ schießt Kampfansagen nach Deutschland.
Deutschland gegen Italien, das ist ein Fußball-Klassiker, der für Deutschland fast immer mit großen Schmerzen verbunden war. Am Sonnabend (21 Uhr/ARD und im Liveticker bei abendblatt.de) kommt es in Bordeaux bei der EM im Viertelfinale zur Neuauflage des Prestigevergleichs.
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Italienischer Kater orakelt Deutschland-Sieg
Während Deutschland sich auf die eigenen Stärken verlässt, setzen die Italiener vor allem auf die Historie und ihre beeindruckende Bilanz von acht Spielen ohne Niederlage bei großen Turnieren gegen die DFB-Elf. Ein waschechter Italiener kehrt seiner Nation allerdings den Rücken. Der in Genua geborene, aber inzwischen in Hamburg lebende Kater Ciro hat einen Erfolg der Mannschaft von Joachim Löw im Viertelfinale orakelt.
Das zweisprachig – italienisch und deutsch – erzogene Haustier wurde gebeten, den Sieger des Fußball-Klassikers zu ermitteln. Für Ciro, der von Freunden Immobile in Anlehnung an den italienischen Nationalstürmer genannt wird, gab es keine zwei Meinungen. Zunächst hockte er sich nachdenklich vor die beiden Flaggen, um sich nach kurzer Bedenkzeit für die schwarz-rot-goldene zu entscheiden. Im Anschluss wollte Ciro die Fahne gar nicht mehr verlassen, so sicher war er sich bei seinem Tipp.
Vor vier Jahren hatte sein Bruder Vito schon einmal einen Deutschland-Sieg gegen die Squadra Azzurra orakelt – und lag damit falsch. Italien gewann 2:1 und zog ins EM-Finale ein. Ciro kann nun beweisen, dass er das größere Talent beim Vorhersagen von Spielergebnissen hat.
Fünf Deutsche gelb-vorbelastet
Bei Deutschland gehen Jerome Boateng, Mats Hummels, Sami Khedira, Joshua Kimmich und Mesut Özil vorbelastet in die Partie gegen Italien. Größere Sorgen hat allerdings die Squadra Azzurra: Gleich elf Spieler haben im Turnierverlauf Gelb gesehen. Die Verwarnungen werden erst nach dem Halbfinale gelöscht, damit wird kein Spieler das Finale aufgrund einer Gelbsperre verpassen.
Schweinsteiger bleibt auf der Bank
Joachim Löw wischt die deprimierende deutsche Turnierbilanz gegen Angstgegner Italien vor dem EM-Viertelfinale beiseite. „Wir haben kein Italien-Trauma. Die Vergangenheit ist kalter Kaffee“, sagte der Bundestrainer. Er blicke dem Fußball-Klassiker mit einem „guten Gefühl“ entgegen. „Wir müssen ein bisschen tüfteln im Trainerteam“, sagte Löw zum Matchplan, um erstmals bei einer EM oder WM Italien zu schlagen.
Bastian Schweinsteiger wird ein Helfer von der Ersatzbank bleiben. Der Kapitän akzeptiere, dass er momentan nicht von Anfang an spiele, sagte Löw. Seinen Spielern gab er am Dienstag trainingsfrei. Spielen wird hingegen Abwehrchef Jérôme Boateng, der nach dem Achtelfinal-Erfolg erneut an der Wade behandelt werden musste. „Am Sonnabend werden uns alle Spieler zur Verfügung stehen“, so Löw.
Acht bittere Duelle für DFB-Elf gegen Italien bei Turnieren
1962, WM-Vorrunde, Italien - Deutschland 0:0
Die Zuschauer pfiffen aus Leibeskräften. Zunächst gegen die Italiener, die sich mit harscher Kritik am Ausrichter Chile unbeliebt gemacht hatten, dann gegen beide Mannschaften, die destruktiven Fußball boten. Die deutsche Elf brachte es immerhin durch Uwe Seeler zu einem Lattenschuss, zweimal verweigerte der kanadische Schiedsrichter der Mannschaft von Sepp Herberger einen möglichen Elfmeter. In der zweiten Hälfte beschränkten sich beide Teams nur noch darauf, Tore zu verhindern.
1970, WM-Halbfinale, Italien - Deutschland 4:3 n.V.
Von einem Jahrhundertspiel war zunächst wenig zu sehen. Beide Mannschaften boten bei rund 50 Grad im Glutkessel des Azteken-Stadions von Mexiko-Stadt eher Rasenschach. Die unglaubliche Verlängerung, die das Spiel legendär machte, erzwang ausgerechnet der Italien-Legionär Karl-Heinz Schnellinger mit dem Ausgleich in der 90. Minute. Danach spielten sich die völlig erschöpften Akteure in einen Rausch und machten die Partie zum „besten WM-Spiel aller Zeiten“. Gerd Müller brachte die deutsche Mannschaft zwischenzeitlich in Führung, am Ende triumphierten die Italiener.
1978, WM-Zwischenrunde, Deutschland - Italien 0:0
Die Zuschauer in Buenos Aires bekamen wenig zu sehen: Dichter Nebel hing über der argentinischen Haupstadt. Die deutsche Mannschaft, die schon in der Vorrunde zweimal 0:0 gespielt hatte, beschränkte sich auf die Defensive und gelegentliche Konter. Im Mittelpunkt stand Sepp Maier, der nicht nur mit seinem 16. WM-Spiel einen Torwartrekord aufstellte, sondern auch mit mehreren Glanzparaden eine Niederlage verhinderte. Der Punkt nutzte dem Team von Helmut Schön am Ende wenig, durch die Schmach von Cordoba gegen Österreich (2:3) in der zweiten Finalrunde verspielte die deutsche Mannschaft die Chance auf einen Platz unter den ersten Vier.
1982, WM-Finale, Italien - Deutschland 3:1
Nach der „Schmach von Gijon“, dem Nichtangriffspakt beim 1:0 gegen Österreich, sowie der Attacke von Toni Schumacher gegen den Franzosen Patrick Battiston im Halbfinale hatte das deutsche Team wenig Sympathien. In der ersten Halbzeit hatte die Mannschaft von Jupp Derwall Glück, als Antonio Cabrini einen Elfmeter verschoss. Danach setzte sich Technik gegen Kampfkraft durch: Paolo Rossi wurde mit seinem sechsten Tor endgültig zum Star der WM. Als Paul Breitner - als bislang einziger Deutscher - auch in seinem zweiten WM-Finale traf, war längst alles entschieden.
1988, EM-Gruppenphase, Deutschland - Italien 1:1
Das Eröffnungsspiel. Italien war überlegen, ging in der 53. Minute durch Roberto Mancini, heute Meistermacher von Manchester City, in Führung. Andreas Brehme glich mit einem Freistoß aus - Italiens Torhüter Walter Zenga hatte den Ball zu lange festgehalten. Ansonsten: keine besonderen Vorkommnisse.
1996, EM-Gruppenphase, Italien - Deutschland 0:0
Das große Spiel von Andreas Köpke. Der heutige Bundestorwarttrainer entschärfte Großchancen in Serie, hielt sogar einen Elfmeter von Gianfranco Zola (9.) - Italien war draußen, Deutschland Gruppensieger und auf dem Weg zum Titel. Über Kroatien und England ging es ins Finale gegen Tschechien, dann kam Oliver Bierhoff, der heutige Manager der Nationalmannschaft, mit seinem Golden Goal.
2006, WM-Halbfinale, Deutschland - Italien 0:2 n.V.
Das abrupte Ende des Sommermärchens. Italien war besser, brachte aber den Ball nicht ins Tor - und dann kam Andrea Pirlo. Ein Pass wie ein Kunstwerk, als alle aufs Elfmeterschießen warteten, und Fabio Grosso drehte den Ball um Jens Lehmann herum. Das 0:2 durch Alessandro Del Piero war ganz egal. Italien holte fünf Tage später den Titel, Deutschland tröstete sich damit, eine unglaubliche WM auf die Beine gestellt zu haben.
2012, EM-Halbfinale, Deutschland - Italien 1:2
An diesem Abend wurde Mario Balotelli zum Deutschland-Schreck. Der danach bei keinem Verein glücklich gewordene Stürmer erzielte schon vor der Pause zwei Tore und feierte das zweite mit einer Bodybuilder-Pose. Ernsthaft hoffen durfte das DFB-Team danach nicht mehr, das Anschlusstor von Mesut Özil per Handelfmeter fiel erst in der Nachspielzeit. Italien verlor das Finale gegen Spanien sang- und klanglos mit 0:4.
2016, EM-Viertelfinale, Deutschland - Italien 1:1 n.V., 6:5 i.E. (EM)
Die Helden heißen Manuel Neuer und Jonas Hector: Der deutsche Torhüter hält zwei Elfmeter, dazu schießt Italiens Simone Zaza in die Wolken. Jonas Hector beendet mit einem glücklichen Treffer unter Gigi Buffon hindurch schließlich das 18 Schuss lange Elfmeterdrama. In der regulären Spielzeit hatten Mesut Özil für Deutschland und Leonardo Bonucci für Italien per Strafstoß getroffen. Verursacht hatte den Elfmeter der zuvor so starke Jerome Boateng durch ein Handspiel.
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Balotelli schießt gegen Deutschland
Das Spucken großer Töne geht schon los: Doch der erste Italiener, der eine Botschaft für die DFB-Elf hat, ist einer, der gar nicht zum EM-Kader der Squaddra Azzura gehört. „Lasst sie uns respektieren, aber noch einmal fertig machen“, teilte Deutschland-Schreck Mario Balotelli bei Instagram mit, um im Anschluss eine Collage der bisherigen Siege Italiens bei großen Turnieren gegen Deutschland folgen zu lassen.
Unvergessen bleibt der Moment, als der Stürmer die Löw-Elf bei der EM vor vier Jahren mit zwei Toren aus dem Turnier schoss und nach seinem zweiten Streich beim Jubeln die Muskeln spielen ließ. Balotelli gab dabei das Bild eines Gladiators ab und löste im Anschluss einen Internet-Hype aus. Das "Enfant terrible" animierte sämtliche Spaßvögel zu Fotomontagen, die sich über das Netz verbreiteten.
Italien feiert „Tikitalia“ und ist bereit
Die italienischen Pressestimmen zum 2:0-Sieg Italiens über Spanien im EM-Achtelfinale und dem anstehenden Viertelfinale gegen Deutschland:
„Gazzetta dello Sport“: „Godemos! Italien überwältigend. Spanien zerpflückt. Jetzt ein weiteres Finale gegen Deutschland. Aus dem Zylinder von Conte ist ein Gorilla gekommen. Und jetzt Deutschland, der Weltmeister, der Angst vor uns hat. In den großen Turnieren haben sie nie gegen uns gewonnen.“
„Tuttosport“: „Umwerfendes Italien. Spanien dominiert, jetzt Deutschland im Viertelfinale. Sogar noch stärker. Italien fordert die besten Nationen heraus. Löw hat deutsche Solidität mit globaler Organisation gemischt.“
„Corriere dello Sport“: „Tikitalia! Spanien zerstört, Rache für das Finale 2012. Zum Träumen: Spanien sind wir. Deutschland, du machst uns keine Angst! Der Triumph über Spanien schenkt uns eines der intensivsten Duelle. Im Fußball sind wir seit einem halben Jahrhundert besser als die Deutschen. Auf dem Papier sind wir jetzt schlechter, aber Conte weiß, wie man ihre Sicherheiten verletzen kann. Wir sind nicht der Alptraum der Deutschen, wir sind ihr Trauma, ihre fußballerische Tragödie.“
Italiens alte Herren siegen abgezockt gegen Spanien
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Buffon über Neuer: „Außergewöhnlicher Torhüter“
Italiens Nationaltorhüter Gianluigi Buffon freut sich auf das Duell mit Manuel Neuer. Der 30-Jährige sei aktuell sicher einer der besten Torhüter, lobte Italiens Kapitän. „Neuer ist jünger als ich, er ist ein außergewöhnlicher Torhüter, ich bin zu alt für solche Wettbewerbe“, sagte der 38-jährige Buffon.
Kehl: „Götze steht am Scheideweg“
Sein langjähriger Mitspieler Sebastian Kehl sieht WM-Held Mario Götze an der Weggabelung seiner fußballerischen Laufbahn. „Mario steht sicherlich aktuell am Scheideweg seiner Karriere“, sagte er der „Rheinischen Post“.
Götze sei auf jeden Fall „ein überragender Fußballer, auch wenn die letzten Monate nicht so erfolgreich für ihn liefen“, äußerte der 36-Jährige: „Aber man darf auch nicht vergessen, dass er erst 24 Jahre alt ist und vieles auf ihn eingeprasselt ist. Er wird für sich selbst entscheiden müssen, wie die nächsten Schritte aussehen sollen, und ich bin gespannt, wie es mit ihm weitergeht.“
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