Paris/Évian/Hamburg. Internationale Presse lobt Sturmsystem. Matthäus stichelt gegen Müller, Gomez macht Geheimnis um sein blutiges “Ochsen“-Andenken.
Geschafft! Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat sich bei der Europameisterschaft in Frankreich mit einem 1:0 (1:0)-Sieg gegen Nordirland als Erster der Gruppe C für das Achtelfinale qualifiziert. Dieses spielt die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw am kommenden Sonntag um 18 Uhr in Lille gegen die Slowakei.
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Löw warnt vor Achtelfinal-Gegner Slowakei
Bundestrainer Joachim Löw sieht in Achtelfinal-Gegner Slowakei eine große Herausforderung. "Wir haben Ende Mai 1:3 gegen sie verloren. Wir wissen, was auf zukommt", sagte der Bundestrainer vor dem Duell am Sonntag (18) in Lille.
Er erwarte wie in den drei Vorrunden-Spielen wieder einen defensiven Gegner, doch wenigstens unter anderen Vorzeichen: "Ab jetzt muss der Gegner irgendwann auch mal was tun. Denn sonst fährt er nach Hause. Deshalb freue ich mich auf die K.o.-Runde."
EM-Debütant Slowakei hatte seine Gruppe nach einem 1:2 gegen Wales, einem 2:1 gegen Russland und einem 0:0 gegen England als Dritter abgeschlossen. Am 29. Mai hatte der Weltranglisten-24. um Star Marek Hamisk (SSC Neapel) sowie die Bundesliga-Spieler Petar Pekarik (Hertha BSC) und Dusan Svento (1. FC Köln) ein allerdings durch ein schweres Unwetter geprägtes Vorbereitungsspiel in Augsburg mit 3:1 gewonnen.
Buchwald adelt Kimmich als "kleinen Lahm"
Auch Guido Buchwald zeigt sich besonders beeindruckt von EM-Debütant Joshua Kimmich. "Er hat wie ein kleiner Philipp Lahm gespielt und ist auf der rechten Seite immer wieder marschiert, war sehr ballsicher und auch zweikampfstark", sagte Buchwald Sky Sport News HD.
Natürlich sei Kimmich in der Defensive auch nicht so gefordert gewesen, "aber er hat seine Sache wirklich hervorragend gemacht", so der Ex-Stuttgarter. Er hat in Mario Gomez und Kimmich die entscheidenden Figuren für die Steigerung im Spiel der deutschen Auswahl ausgemacht. "Das Spiel hat sich mit Mario Gomez und auch mit Joshua Kimmich total verändert. In der Offensive hat man viele Räume besser gefunden, weil Gomez in der Mitte zwei Mann bindet", sagte er.
Joshua Kimmich wie Lahm auf YouTube
Dadurch hätten Mesut Özil, Mario Götze und Thomas Müller viel mehr Räume gehabt und konnten ihre Stärken viel besser ausspielen. Buchwald: "Aber auch die zweite Reihe schiebt sich automatisch näher zum gegnerischen Tor. Damit hat man viel mehr Varianten und Möglichkeiten.
Deutschland spielt Achtelfinale auf neuem Rasen
Deutschland kommt am Sonntag in seinem EM-Achtelfinale in Lille in den Genuss eines neu verlegten Rasens. Wie die Uefa mitteilte, wird der Rasen im Stade Pierre-Mauroy nach dem Mittwochabendspiel zwischen Italien und Irland getauscht. Schon am Sonnabend soll das Abschlusstraining auf dem frischen Grün stattfinden.
Die Uefa hatte damit auf die teils heftige Kritik am schlechten Zustand des Platzes im EM-Stadion von Lille reagiert. Die "extrem schwierigen" Wetterumstände der vergangenen Wochen "haben einen irreversiblen Schaden" verursacht, hatte die Uefa erklärt.
Der neue Rasen kommt ausgerechnet aus den Niederlanden, die damit doch einen kleinen Beitrag zur EURO in Frankreich leisten. Bespielbar sei der Rasen ab Freitagnachmittag. Im Stade Pierre-Mauroy findet außer dem deutschen Achtelfinale am 1. Juli noch ein Viertelfinale statt.
Nach dem 0:0 von Gastgeber Frankreich gegen die Schweiz am 19. Juni hatten beide Trainer den Zustand des Rasens angeprangert. Der Schweizer Coach Vladimir Petkovic sprach gar von einer "Schande".
Neu ist das Problem für die Uefa nicht: Bereits während der EM 2008 in Österreich und der Schweiz hatte das schlechte Wetter einen Rasentausch im Basler St. Jakobs-Park unumgänglich gemacht.
Gomez erhält Andenken von den "Ochsen"
Mario Gomez nahm neben der Freude über das Siegtor auch ein kleines schmerzhaftes Andenken an das 1:0 gegen Nordirland mit. Zwei Striemen zierten seinen linken Arm in der Nähe der Ellbogenbeuge. Mit einem kleinen Verband war die „nicht so schlimme“ Blessur beim Verlassen des Pariser Prinzenparkstadions verbunden.
„Das sind schon zwei Ochsen, und ich habe das Maximale versucht“, erklärte Gomez mit Blick auf die kräftigen Innenverteidiger der Nordiren. „Ich habe mir vorgenommen, mich dagegen zu hauen, gegen die Ochsen.“ Das gelang dem Modellathleten bestens.
Gomez traf zum 28. Mal für die Nationalmannschaft und erfüllte zudem auch seine taktische Aufgabe. „Ich sollte die zwei Innenverteidiger binden, um Platz zu schaffen für die Mitspieler“, schilderte der Torschützenkönig und Meister von Besiktas Istanbul die körperlich intensive Mission. Wann genau er sich dabei die blutigen Andenken zuzog, verriet er nicht.
„Mario ist ein Spieler, der gerne im Zentrum bleibt. Das war gegen die Nordiren wichtig“, erklärte Bundestrainer Joachim Löw zu der unbequemen Aufgabe gegen die kantigen Nordiren. „Das war nicht unbedingt ein Vergnügen“, verwies auch Gomez auf die „britische Härte“ des Gegners hin. Die kleine Blessur am Arm soll Gomez aber nicht von weiteren Großtaten abhalten - und erst recht nicht von EM-Toren.
Die Nr. 21 kennt jetzt jeder
"Wer ist denn der Fußballer mit der Nummer 21?“ Das fragten sich einige Zuschauer am Dienstagabend. Gemeint war Joshua Kimmich. Er stand bei der EM zum ersten Mal auf dem Platz. Für den 21-Jährigen war es erst das zweite Spiel für die deutsche Nationalmannschaft. Das Besondere an Joshua Kimmich ist: Er kann viele verschiedene Aufgaben erfüllen.
Eigentlich ist er Mittelfeldspieler. Am Dienstag lief er jedoch als Abwehrspieler an der Seitenlinie auf und ab. Bei seinem Verein FC Bayern München hatte er zuletzt eher in der Mitte verteidigt. Der deutsche Trainer Joachim Löw lobte den Neuling: „Er hat auf der rechten Seite für gute Flanken gesorgt und die Abwehrspieler beschäftigt.“ Außerdem habe er überhaupt nicht nervös gewirkt. Im Gegenteil: „Er ist sehr clever und auch sehr selbstbewusst.“
Deutsche und andere Spielerfrauen bei der EM:
Die Auftritte der Spielerfrauen bei der Fußball-EM
Metzelder sieht Götze auf gutem Weg
Ex-Nationalspieler Christoph Metzelder (35) sieht den zuletzt umstrittenen Mario Götze bei der EURO auf einem guten Weg. "Mario Götze hat nach drei Spielen ordentlich zugelegt, er hat Rhythmus und Vertrauen. Deshalb sehe ich uns weiter sehr gut aufgestellt", sagte der Vize-Weltmeister von 2002 im Rahmen eines PR-Termins in München dem SID.
Zum bevorstehenden EM-Achtelfinalschlager zwischen Titelverteidiger Spanien und Vize-Europameister Italien sagte der Ex-Dortmunder und -Schalker: "Die Italiener haben das denkbar schwerste Achtelfinale vor der Brust. Die Italiener werden sich in diesem Spiel auf Verteidigung beschränken." Metzelders Geheimfavorit bei der EURO "bleibt England, die spielen wild und begeisternd, treffen aber leider das Tor nicht".
Lehmann sieht Gomez nicht in Stammelf
Jens Lehmann sieht Mario Gomez, noch nicht unbedingt als Stammspieler: "Gomez war im Strafraum sehr gefährlich. Aber ich weiß nicht, ob das eine dauerhafte Lösung ist. Man sieht schon, dass das Kombinationsspiel ein anderes ist", sagte der 46-jährige Ex-Nationaltorwart am Montag in München.
Zur Führungsspieler-Diskussion im Team des WM-Champions meinte Lehmann: "Man kann der Mannschaft mit Sicherheit nicht vorwerfen, dass sie einen großen Leader gebraucht hätte. Ich weiß auch nicht, ob man immer unbedingt von dem einen Leader sprechen muss, den man braucht. Das ist ein typisch deutsches Problem."
Löw gibt Startelf-Spielern frei
Löw hat seinen Spielern an einem der wenigen sonnigen EM-Tage am Genfer See einen freien Nachmittag zugestanden. Am Tag nach dem gesicherten Gruppensieg blieben die Startelfspieler vom 1:0 gegen Nordirland zum Regenerationstraining am Mittwoch erst einmal im Hotel.
Mario Gomez, Mesut Özil & Co. absolvierten Dehnübungen am Rande des Pools. Dazu ging es für die Sieger vom Vorabend ins Schwimmbecken. „Die Regeneration fand heute am und im Pool statt...“, teilte der DFB mit. Für die Reservisten gab es am Mittwochmittag dagegen auf dem Trainingsplatz in Évian-les Bains eine Einheit. Danach stand Freizeit für die Nationalspieler an.
Am Donnerstag startet Löw mit dem Weltmeister dann die Vorbereitung auf das Achtelfinale am Sonntag.
Matthäus stichelt gegen Müller
Lothar Matthäus sieht Deutschland trotz des Gruppensiegs noch nicht auf dem Höhepunkt ihrer Leistungsfähigkeit. "Die Mannschaft hat nicht überzeugt und da hoffen wir, dass das in den K.o.-Spielen besser wird“, sagte der ehemalige Rekordnationalspieler als "Sky"-Experte, "bei den Deutschen ist ganz sicher noch Potenzial nach oben da.“
Mit der Defensive ist Matthäus zufrieden ("außer vielleicht 15 Minuten gegen die Ukraine"), mit der Offensive dagegen vor allem nach dem Spiel gegen Nordirland nicht. "Wenn ich sehe, was Thomas Müller gestern für Möglichkeiten gehabt hat, die hätte er bei Bayern München mit verschlossenen Augen wahrscheinlich reingemacht", sagte Matthäus.
Die internationalen Pressestimmen
Die internationalen Beobachter beeindruckte vor allem das deutsche Offensivspiel - trotz der ausgelassenen Chancen. In Nordirland wird deshalb vor allem Torhüter Michael McGovern gefeiert. Hier sind die Pressestimmen:
Pressestimmen zu Deutschland - Nordirland
Gomez hängt Müller bei Twitter ab
Der 1:0-Sieg gegen Nordirland hat am Dienstagabend auch bei Twitter für Gesprächsstoff gesorgt. Insgesamt 398.000 Tweets wurden rund um das Spiel abgesetzt, gezählt wurde im Zeitraum von einer Stunde vor dem Spiel bis zwei Stunden danach.
Dabei sorgte Mario Gomez nicht nur auf dem Platz mit seinem Siegtreffer (30.) für den Höhepunkt, auch bei Twitter wurden zu diesem Zeitpunk um 18.30 Uhr mit 8124 Einträgen die meisten abgesetzt. 5660 waren es bei Thomas Müllers Lattentreffer (18.35 Uhr.), 4398 beim Schlusspfiff um 19.51 Uhr. Dies teilte Twitter am Mittwoch mit.
Müller bleibt der große Pechvogel
In den ersten beiden Spielen hatte Thomas Müller keine Torchance. Nun bekam er sie in Hülle und Fülle. Das Ergebnis? Pfosten, Latte, knapp vorbei. Bei Weltmeisterschaften hat Müller in 13 Spielen zehn Tore erzielt, bei Europameisterschaften steht nach acht Partien noch die Null. Es ist wie verhext. Doch für Löw war das Spiel gegen Nordirland ein Schritt nach vorne: "Er hatte Pech, aber er war nahe dran. Ich denke, dass es beim nächsten Mal klappt."
Äußerst harter Weg ins Finale
Achtung, Deutschland: Gewinnt der Weltmeister sein Achtelfinale am kommenden Sonnabend (wahrscheinlich gegen die Slowakei, siehe Meldung weiter unten), spielt er am 2. Juli in Bordeaux im Viertelfinale gegen Spanien. Oder Italien. Und danach dann im Halbfinale womöglich gegen Frankreich.
Ballack mit der DFB-Elf versöhnt
Ex-Capitano Michael Ballack hat die DFB-Elf nach dem Einzug ins Achtelfinale gelobt. "Ich bin glücklich mit der ersten Hälfte. Dort haben wir ein fantastisches Deutschland gesehen. Sie haben den Ball an den richtigen Stellen intelligent bewegt", sagte der 39-Jährige als Experte des US-Senders ESPN.
Die Mannschaft habe eine Menge Chancen erspielt, hätte aber durchaus "noch mehr Tore schießen" können, meinte Ballack: "In der zweiten Halbzeit haben sie natürlich Energie gespart. Es gab keine Gefahr durch Konter von Nordirland. Sie haben gemacht, was sie machen mussten und sind Erster (in ihrer Vorrundengruppe, d. Red.) geworden."
Ballack, der EM-Debütant Joshua Kimmich von Bayern München am Dienstag für sein "intelligentes Spiel" lobte, hatte zuletzt noch Kritik an der Nationalmannschaft geäußert. Dem Team fehle "ein bisschen Persönlichkeit und Charakter", so Ballack noch nach dem 0:0 gegen Polen.
Cameron freut sich für Nordirland
Der britische Premierminister David Cameron hat Nordirland zum Einzug in das Achtelfinale gratuliert. „Gut gemacht“, schrieb Cameron bei Twitter. „Fantastisch, dass drei Heimatnationen weiter sind.“ Neben Nordirland stehen aus dem Vereinigten Königreich auch England und Wales in der Runde der besten 16. Das Weiterkommen der Nordiren als einer der besten Gruppendritten stand am späten Dienstagabend trotz der 0:1-Niederlage gegen Deutschland fest, weil die Türkei mit 2:0 gegen Tschechien gewonnen hatte.
Löw bleibt sich in letzten Gruppenspiel treu
Das Orakel stimmte: Zum fünften Mal im fünften Turnier der Amtszeit von Bundestrainer Joachim Löw hat Deutschland das letzte Gruppenspiel mit einem Tor Vorsprung gewonnen - zum vierten Mal davon mit 1:0. Zuvor hatte es bei der EURO 2008 gegen Österreich sowie bei den Weltmeisterschaften 2010 gegen Ghana und 2014 gegen die USA jeweils ein 1:0 gegeben. Bei der EM 2012 gewann Deutschland das letzte Gruppenspiel mit 2:1 gegen Dänemark.
Grindel hofft auf saubere EM-Vergabe 2024
DFB-Präsident Reinhard Grindel hofft auf eine Vergabe der EM 2024 ohne geheime Absprachen in Hinterzimmern. "Es darf grundsätzlich nicht sein, dass die Vergabe der EM mit der Unterstützung eines bestimmten Kandidaten für die Wahl zum Uefa-Präsidenten verknüpft wird", sagte Grindel der "Bild"-Zeitung: "Es kann aus Sicht der Uefa nur so sein, dass am Ende die beste Bewerbung den Zuschlag bekommt."
Der DFB will ebenso wie ein Verbund der skandinavischen Länder das Europa-Turnier in acht Jahren ausrichten, bislang gilt der DFB als Favorit. Da die Uefa im September einen neuen Präsidenten wählt, liegt zumindest der Verdacht nahe, dass die Kandidaten im Gegenzug für Stimmen Versprechungen mit Blick auf die EM-Vergabe machen könnten.
"Es gibt genügend sachliche Argumente, die für uns sprechen. Wir haben die Infrastruktur, wir haben die Stadien und wir haben die Erfahrung, um eine sichere, begeisternde EM 2024 auszurichten", sagte Grindel.
Weniger TV-Zuschauer als gegen Polen
25,48 Millionen Zuschauer sahen das Spiel in der ARD. Das waren zwar weniger als zuletzt beim Spiel gegen Polen (27,32 Millionen), allerdings war der Anteil mit 78,5 Prozent deutlich höher (73,5 Prozent). Noch nicht mitgezählt sind die Fans, die ab 18 Uhr beim Public Viewing in Kneipen oder auf öffentlichen Plätzen mitfieberten.
Höwedes gratuliert Konkurrent Kimmich
Benedikt Höwedes hat Größe gezeigt. Der 28-Jährige von Schalke 04 zollte seinem Konkurrenten Joshua Kimmich nach dessen starkem Auftritt gegen Nordirland ein dickes Lob. "Joshua hat klasse gespielt. Es war genau die richtige Entscheidung vom Coach, ihn zu bringen. Wir waren gefährlicher im Spiel nach vorn", twitterte Höwedes.
Der 21 Jahre alte Kimmich war im abschließenden Gruppenspiel in Paris von Löw für Höwedes als rechter Verteidiger aufgeboten worden. Der Schalker hatte in den beiden ersten Partien gegen die Ukraine und Polen nicht überzeugen können, vor allem in der Offensive konnte er keine Akzente setzen.
Höwedes nahm seine Bankrolle sportlich. "Wir müssen uns alle dem großen Ziel unterordnen und alle die Egos hintanstellen. Es ist normal, wenn andere Spieler hin und wieder Einsatzzeit bekommen", sagte er.
Kroos mahnt mehr Torgefahr an
26:2 Torschüsse gegen Nordirland - die Statistik spricht eindeutig für den DFB. Die Torausbeute ist dafür umso unbefriedigender. "Wir müssen natürlich daran arbeiten, dass wir in der K.o.-Phase die Tore machen, sonst kann es mal eng werden. Einen so harmlosen Gegner wie die Nordiren bekommen wir in diesem Turnier nicht mehr“, mahnte Champions-League-Sieger Toni Kroos. Und auch Löw schimpfte angesichts der zahlreichen ausgelassenen Möglichkeiten: "Damit kann man nicht spaßen."
Slowakei wahrscheinlichster Gegner
Deutschland trifft im Achtelfinale mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Slowakei. Grund ist die Verteilung der Gruppendritten auf die Achtelfinals. Von den ursprünglich 15 Varianten der vier besten Dritten sind nur noch vier möglich - und in drei dieser Fälle trifft das DFB-Team auf den Dritten der Gruppe B, also die Slowakei.
Theoretisch möglich ist aber auch noch ein Spiel gegen den Dritten aus Gruppe A (Albanien). Dies ist aber nur der Fall, wenn am Mittwoch die Dritten aus den Gruppen E und F in der Rangliste der besten Dritten auf den Rängen fünf und sechs bleiben und somit ausscheiden. Voraussetzung dafür wäre zumindest schon einmal eine Niederlage Portugals gegen Ungarn. Verliert Portugal am Abend nicht, ist Albanien ausgeschieden - und Deutschlands Gegner hieße Slowakei.
Özil will mehr Qualität zeigen
Die mangelnde Torausbeute gefiel Mesut Özil trotz des Gruppensieges überhaupt nicht. "Natürlich ärgert uns das. Wir wollten viele Tore schießen“, sagte der Spielmacher. Auch Özil selbst vergab im Pariser Prinzenpark gleich mehrere gute Torgelegenheiten. Doch wie immer, ob bei Lob oder Tadel, hob der Profi des FC Arsenal den kollektiven Aspekt heraus: „Das Wichtigste war, das wir als Einheit funktionieren. Das haben wir gezeigt“, sagte der 27-Jährige nach seinem 76. Länderspiel.
Mit viel Vertrauen und der Garantie auf den Spielmacherposten hatte Löw Özil ins Frankreich-Rennen geschickt. Zwei Spiele lief nicht alles rund. Gegen die Nordiren aber rannte und passte der Techniker so, wie es sich der Bundestrainer vorstellt: „Er kam mehr zur Geltung, weil er auch Anspielstationen hatte in der Spitze und den letzten Pass spielen konnte“, sagte Löw.
Als „Befreiung“ wollte Özil seine Leistung gegen fußballerisch beschränkte Nordiren nicht werten: „Aber wenn man meine Spiele und meine Statistiken sieht, bin ich sehr froh über meine Turnierleistung. Ich weiß, dass ich mich steigern kann, welche Qualität ich habe. Und das werde ich in den nächsten Spielen zeigen.“
Boatengs Wade macht Sorgen
Bei Sorgenkind Jérôme Boateng besteht noch Hoffnung auf einen Einsatz am Sonntag. "Ich glaube, wir haben ihn rechtzeitig vom Feld geholt. Normalerweise ist nichts kaputt", sagte Löw nach dem Spiel über seinen Abwehrchef. "Ich hoffe, dass unsere Ärzte das die nächsten Tage hinbekommen. Ich gehe davon aus, dass er spielen kann", so Löw weiter. Der Bundestrainer hatte Boateng wegen Wadenproblemen in der 76. Minute vom Feld genommen und für ihn Benedikt Höwedes aufs Feld geschickt.
"In der Halbzeit hatte Jérôme über Probleme in der Wade geklagt. Sie hatte ein bisschen verkrampft", sagte Löw, "in der zweiten Halbzeit wurde es nicht besser. Daher mussten wir einen Wechsel vornehmen." Das Risiko sei einfach zu hoch gewesen. "Wenn in der Wade etwas passiert, es einen Muskelfaserriss oder eine Zerrung gibt, heißt das gleich zwei, drei Wochen Pause. Damit wäre das Turnier wahrscheinlich beendet gewesen für Jérôme. Das Risiko wollte ich nicht eingehen", sagte Löw.
Beckenbauer schwärmt vom Offensiv-Dreieck
Franz Beckenbauer hat Deutschlands Auftritt gelobt. „Unsere Spieler trugen zwar das gleiche Trikot wie beim 0:0 gegen die Polen. Aber gestern gegen Nordirland stand irgendwie eine neue deutsche Mannschaft auf dem Platz“, schrieb Beckenbauer in seiner Kolumne für die „Bild“-Zeitung. Die Körpersprache habe ihm von der ersten Minute an gefallen, sie sei viel selbstbewusster und weniger zögerlich als zuletzt gewesen.
Aus Sicht des Weltmeister-Kapitäns von 1974 und Weltmeister-Teamchefs von 1990 hat Löw die richtigen Umstellungen für das Offensivspiel vorgenommen. Löw hatte Mario Götze zurückgezogen und dafür Torschütze Mario Gomez in die Spitze gestellt sowie Joshua Kimmich als rechten Verteidiger für Benedikt Höwedes aufgeboten.
"Meiner Meinung nach passt jetzt auch das Offensiv-Dreieck“, urteilte Beckenbauer. Gomez zeige in der Spitze eine andere Präsenz. "Ins Zentrum gehört ein kopfballstarker Stürmer – besonders wenn man verstärkt über die Flügel angreift“, meinte er. Mit Jonas Hector und Kimmich seien die Außenbahnen stark besetzt, und auch Götze habe nun die richtige Rolle gefunden. „Die Mitte war nicht sein Platz“, erklärte Beckenbauer.
Statistik
Nordirland: McGovern/FC Hamilton Academical (31 Jahre/14 Länderspiele) - Hughes/Melbourne City (36/102), McAuley/West Bromwich Albion (36/64), Cathcart/FC Watford (27/31), Jonny Evans/West Bromwich Albion (28/52) - Davis/FC Southampton (31/86) - Corry Evans/Blackburn Rovers (25/36) ab 84. McGinn/FC Aberdeen (28/44), Norwood/FC Reading (25/37) - Ward/Nottingham Forest (30/25) ab 70. Magennis/FC Kilmarnock (25/21), Dallas/Leeds United (25/16) - Washington/Queens Park Rangers (24/7) ab 59. Lafferty/Birmingham City (28/53). Trainer: Michael O'Neill
Deutschland: Neuer/Bayern München (30/68) - Kimmich/Bayern München (21/2), Boateng/Bayern München (27/62) ab 76. Höwedes/Schalke 04 (28/37), Hummels/Borussia Dortmund (27/48), Hector/1. FC Köln (26/17) - Khedira/Juventus Turin (29/63) ab 69. Schweinsteiger/Manchester United (31/117), Kroos/Real Madrid (26/68) - Özil/FC Arsenal (27/76), Müller/Bayern München (26/74), Götze/Bayern München (24/55) ab 55. Schürrle/VfL Wolfsburg (25/55) - Gomez/Besiktas Istanbul (30/66). Trainer: Löw
Schiedsrichter: Clement Turpin (Frankreich)
Tore: 0:1 Gomez (30.)
Zuschauer: 44.125
Gelbe Karten: keine
Torschüsse: 2:28
Ecken: 3:6
Ballbesitz: 26:74 Prozent
Zweikämpfe: 81:80