Évian-Les-Bains/Hamburg. Bundestrainer reagiert auf Rüdiger-Aus mit Nominierung des 20-jährigen Leverkuseners. Tah soll noch am Mittwoch anreisen.
Das ist aus Hamburger Sicht ein Hammer: Bundestrainer Joachim Löw hat auf das verletzungsbedingte EM-Aus von Antonio Rüdiger schnell reagiert und Jonathan Tah (Bayer Leverkusen) für seinen 23 Mann starken Kader nachnominiert. Das gab Löw am Mittwoch bei der ersten Pressekonferenz aus dem EM-Quartier in Évian-Les-Bains am Genfer See bekannt. "Er war sowieso im engeren Kreis, auch schon vor der EM", sagte Löw über Tah.
Der 20 Jahre alte Innenverteidiger habe in den vergangenen drei Wochen bereits ein individuelles Trainingsprogramm absolviert. "Daher stimmt die Basis", sagte Löw. Nach Abendblatt-Informationen wurde Tah am Dienstagabend unterrichtet. Tah soll am Mittwoch bereits zum deutschen Tross stoßen. Am morgigen Donnerstag soll der gebürtige Hamburger und ehemalige HSV-Profi dann erstmals mit der Mannschaft trainieren.
Beim DFB durchlief Tah sämtliche U-Nationalmannschaften. In der A-Auswahl debütierte der 1,92-Meter-Schlaks bei der 2:3-Heimniederlage im Testspiel gegen England am 26. März in Berlin. Es ist das bislang einzige Länderspiel Tahs. Bei der Europameisterschaft in Frankreich (10. Juni bis 10. Juli) wird Tah Rüdigers frei gewordene Nummer 16 übernehmen. Der Abwehrspieler vom AS Rom hatte sich am Dienstag im Trainingszweikampf mit Thomas Müller einen Kreuzbandriss zugezogen.
Deutschlands EM-Kader:
Deutschlands Kader für die Fußball-EM in Frankreich
Tah befand sich nach dem Saisonende bereits im Urlaub. Wegen einer Lebensmittelvergiftung hatte der Bayer-Stammspieler die letzten Bundesligaspiele in Leverkusen verpasst. Die Nominierung des Youngsters, der im vergangenen Sommer noch die deutsche U19 bei der EM in Griechenland als Kapitän anführte, kommt nicht nur aufgrund seines Alters überraschend. Denn Löw hatte den Leverkusener noch nicht einmal ins vorläufige Aufgebot bestellt. Stattdessen durfte Verteidiger Sebastian Rudy die Vorbereitung in Ascona absolvieren.
Doch der Bundestrainer schickte den Hoffenheimer ebenso nachhause wie Marco Reus (Borussia Dortmund) sowie die Bayer-Profis Karim Bellarabi und Julian Brandt. Nun darf sich Leverkusens Sportchef Rudi Völler nach Torhüter Bernd Leno doch noch über einen zweiten EM-Fahrer aus seinem Verein freuen. "Ich habe Jonathan eine SMS geschickt und ihm Glück gewünscht", sagte der frühere DFB-Teamchef dem "Express".