Hannover. Zum Auftakt nahm sich Hannovers neuer Trainer gleich zwei ehemalige Werderaner zur Brust. Schaaf sieht selbst “viel Arbeit“ vor sich.
Alles auf neu bei Hannover 96. Trotz der Aufbruchstimmung unter Thomas Schaaf hat der Tabellen-Vorletzte auf dem angestrebten Weg zum Klassenverbleib noch jede Menge Arbeit vor sich. Daran kann auch der begeistert empfangene neue Coach des arg abstiegsgefährdeten Fußball-Bundesligisten nichts ändern. „Viel Arbeiten. Das steht erstmal obenauf“, kündigte Schaaf am ersten Trainingstag bei seinem neuen Arbeitgeber am Montag entschieden an: „Es ist klar, dass wir einiges verändern müssen. Ich weiß, dass das keine einfache Nummer wird. Da wird alles ausgereizt werden.“
Konsequenterweise verdoppelte Schaaf gleich mal das Arbeitspensum. Für den Nachmittag setzte er kurzfristig eine weitere Einheit an: „Ich stehe dafür, dass wir uns voll reinhängen.“ Auch am Mittwoch, am Tag vor der Abreise ins Trainingslager nach Belek, gibt es eine weitere Einheit. Die Not ist groß bei 96 mit nur 14 Punkten aus der schlechtesten Hinserie seit dem Wiederaufstieg 2002.
Kind gibt sich wegen Schaaf euphorisch
Viele trauen dem knorrigen Trainer-Kauz aber zu, die Aufgabe als Nachfolger des glücklosen Michael Frontzeck zu bewältigen. „Es hat sich in den letzten Wochen schon viel auf Michael Frontzeck konzentriert. Es ist mir ganz recht, dass die Telefonate jetzt hoffentlich weniger werden“, sagte Hannovers Sport-Geschäftsführer Martin Bader. Clubchef Martin Kind scheint trotz der prekären Lage fast schon euphorisch. „Ich bin erstmals seit langem innerlich entspannt und sicher, unser neuer Trainer schafft das“, sagte Kind im Interview des „Kicker“ (Montag): „Er hat immer erfolgreich gearbeitet, ist stabil, bodenständig, leistungsorientiert. So ein Mann trägt zur Aufbruchstimmung bei.“
Um diese zusätzlich zu fördern, machten die Niedersachsen auch noch einmal Geld locker. Die Qualität im von Bader-Vorgänger Dirk Dufner nur unzureichend zusammengestellten Kader soll erhöht werden. Gleich drei Winter-Zugänge waren am Montag bereits dabei: Die Mittelfeldspieler Iver Fossum aus Norwegen und Hotaru Yamaguchi aus Japan, sowie Stürmer Adam Szalai von 1899 Hoffenheim. Der Ungar wird zunächst bis zum Saisonende ausgeliehen. Weitere Spieler sollen noch folgen. „Wir gucken uns den Markt genau an“, bestätigte Schaaf.
Schaaf schnappt sich zwei Ex-Werderaner
Zusammen mit den drei Neuen war der 54-Jährige zuvor begeistert von knapp 1000 Fans im Schneetreiben im 96-Stadion empfangen worden. „Ich glaube, das war große Begeisterung“, sagte der langjährige Coach von Werder Bremen, der zuletzt bei Eintracht Frankfurt gearbeitet hatte. Seine Rückkehr nach Norddeutschland kommentierte Schaaf gewohnt trocken: "Es schadet nicht.“
Am ersten Trainingstag wurde Schaaf auch sogleich seinem Ruf gerecht, intensiv vor allem nur mit den Führungsspielern und bewährten Getreuen zu kommunizieren. Nach der ersten Einheit schnappte sich der Fußball-Lehrer die Routiniers Christian Schulz und Leon Andreasen. Mehrere Minuten redete Schaaf gestikulierend auf seine ehemaligen Werder-Schützlinge ein. „Die haben ja vor mir schon eine zentrale Position eingenommen. Das ist gut, wenn man zwei so Führungsspieler hat und ich sie schon ein bisschen einschätzen kann“, sagte Schaaf.
Spieler reagieren begeistert auf Schaaf
Auch im Trainerteam setzt er auf Bewährtes: Mit ihm fangen auch seine langjährigen Assistenten Matthias Hönerbach und Wolfgang Rolff bei 96 an. Aus dem alten Trainerteam bleibt in Christoph Dabrowski zudem ein weiterer Schaaf-Schüler dabei. Der Ex-Profi hatte einst unter Schaaf den Bundesliga-Durchbruch in Bremen geschafft.
Neben den Verantwortlichen und Fans reagierten auch die Spieler begeistert. „Wir bekommen einen der bekanntesten Trainer Deutschlands, wir freuen uns auf die Zusammenarbeit. Ich bin zuversichtlich für die Zukunft“, sagte Weltmeister Ron-Robert Zieler.
Trotz der Vorschusslorbeeren bat Schaaf indes um Geduld. „Es wird nicht alles sofort klappen. Das eine oder andere wird noch holprig sein. Im Moment geht es nur darum, effektiv zu spielen.“