Berlin/Hamburg. “Kaiser“ will nur mit externen Ermittlern sprechen. Niersbach-Abschied unter Tränen, Rummenigge tadelt DFB. Blatter in Klinik.

Im WM-Skandal drängt die DFB-Spitze auf ein schnelles Ende des öffentlichen Schweigens von Franz Beckenbauer. Nach dem Auftauchen eines belastenden Dokuments, das Korruption vor der Vergabe der Wertmeisterschaft 2006 an Deutschland vermuten lässt, erwartet die Führung des Deutschen Fußball-Bundes umgehend Aufklärung vom einstigen Bewerbungschef. „Man musste bislang den Eindruck gewinnen, dass er hätte mehr sagen können, als er getan hat“, sagte DFB-Vizepräsident Peter Frymuth der „Rheinischen Post“ (Mittwoch).

Die Chronologie des WM-Skandals

16. Oktober

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) räumt in einer Pressemitteilung Ungereimtheiten rund um eine Zahlung in Höhe von 6,7 Millionen Euro an den Weltverband Fifa ein.

16. Oktober

„Der Spiegel“ berichtet, dass für den Zuschlag der Fußball-WM 2006 Geld aus einer schwarzen Kasse des Bewerbungskomitees geflossen sei, um damit vier entscheidende Stimmen im Fifa-Exekutivkomitee zu kaufen. Das Geld soll von Ex-Adidas-Boss Robert Louis-Dreyfus gekommen sein.

17. Oktober

Erstmals äußert sich DFB-Präsident Wolfgang Niersbach: „Ich kann versichern, dass es (...) definitiv keine schwarzen Kassen beim DFB, dem Bewerbungskomitee oder dem Organisationskomitee gegeben hat.“

18. Oktober

Franz Beckenbauer meldet sich zu Wort und dementiert den „Spiegel“-Bericht: „Ich habe niemandem Geld zukommen lassen, um Stimmen für die Vergabe der Fußballweltmeisterschaft 2006 nach Deutschland zu akquirieren. Und ich bin sicher, dass dies auch kein anderes Mitglied des Bewerbungskomitees getan hat.“

19. Oktober

Die Staatsanwaltschaft prüft einen Anfangsverdacht für ein Ermittlungsverfahren. Mögliche Tatbestände: Betrug, Untreue, Korruption.

19. Oktober

Niersbach weist die Korruptionsvorwürfe erneut zurück, räumt aber „den einen offenen Punkt“ ein: „Dass man die Frage stellen muss, (...) wofür diese Überweisungen der 6,7 Millionen verwendet wurden.“

21. Oktober

Die DFB-Landesverbände fordern von Niersbach eine schnelle Aufklärung der Vorwürfe.

22. Oktober

Niersbach tritt in Frankfurt sichtlich erschöpft vor die Presse und bringt nur wenig Licht ins Dunkel.

23. Oktober

Das DFB-Präsidium stärkt Niersbach den Rücken.

23. Oktober

Zwanziger bezichtigt Niersbach der Lüge und berichtet im „Spiegel“ von der mutmaßlichen Existenz einer schwarzen Kasse „in der deutschen WM-Bewerbung“. Es sei „ebenso klar, dass der heutige Präsident des DFB davon nicht erst seit ein paar Wochen weiß, wie er behauptet, sondern schon seit mindestens 2005“.

26. Oktober

Beckenbauer räumt in der Affäre erstmals einen „Fehler“ ein: Das Organisationskomitee hätte nicht auf einen Vorschlag der Fifa-Finanzkommission eingehen dürfen, um einen Finanzzuschuss zu bekommen.

3. November

Die Staatsanwaltschaft führt beim DFB eine Steuerrazzia durch. Zudem durchsucht sie die Wohnungen von Niersbach, Zwanziger und Ex-DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt. Der Verdacht: Steuerhinterziehung in einem schweren Fall.

6. November

„Der Spiegel“ veröffentlicht angeblich von Niersbach stammende handschriftliche Notizen auf einem Schreiben des WM-OK an die Fifa aus dem Jahr 2004. Diese sollen belegen, dass er nicht erst 2015 von den Vorgängen Kenntnis hatte.

9. November

Am Nachmittag trifft sich das DFB-Präsidium zu einer Sitzung mit Niersbach. Der 64-Jährige erklärt seinen Rücktritt.

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Ligapräsident Reinhard Rauball und Rainer Koch, die sich vorübergehend den DFB-Chefposten teilen, hatten am Dienstag den Druck auf Beckenbauer deutlich erhöht. Durch die Bekanntgabe, dass sich die Unterschrift des Fußball-Kaisers auf einem Dokument findet, in dem vier Tage vor der Abstimmung dem inzwischen wegen Korruption gesperrten Fifa-Vizepräsidenten Jack Warner „diverse Leistungen“ zugesagt werden, gerät Beckenbauers bisherige Verteidigungslinie ins Wanken. „Es wurden keine Stimmen gekauft“, hatte der 70-Jährige betont und ansonsten kaum Erhellendes mitgeteilt.

DFB erhöht Druck auf Beckenbauer

Zwar stand Beckenbauer am 26. Oktober den externen DFB-Ermittlern der Kanzlei Freshfields Antwort, offenbar aber längst nicht zur Zufriedenheit der Verbandsspitze. „Vor allem bei Herrn Beckenbauer haben wir den Eindruck, dass er noch nicht in ganz vollen Umfang sein Wissen vollständig mitgeteilt hat, und wir würden uns freuen, wenn er dies nachholen würde“, sagte DFB-Schatzmeister Reinhard Grindel dem MDR. Ähnlich hatten sich zuvor auch Rauball und Koch geäußert.

Franz Beckenbauer war bei der WM 2006 der Präsident des Organisationskomitees. Das Foto stammt von 2002, bei der Vorstellung des Turnierlogos
Franz Beckenbauer war bei der WM 2006 der Präsident des Organisationskomitees. Das Foto stammt von 2002, bei der Vorstellung des Turnierlogos © Imago/Kolvenbach

Dies wirft die Frage auf, wie viele dunkle Geheimnisse die DFB-Führung nach dem Rücktritt von Präsident Wolfgang Niersbach noch im Skandal um das Sommermärchen vermutet. „Es gibt sicherlich noch an der ein oder anderen Stelle Dinge, die in der Summe kumuliert dazu geführt haben, dass Wolfgang Niersbach seine Entscheidung so getroffen hat, wie er sie getroffen hat“, sagte Jurist Rauball und nährte damit den Verdacht, dass das Ende der Enthüllungen noch nicht erreicht ist.

Wir Beckenbauer nochmals vorgeladen?

Offen ist, ob Beckenbauer noch einmal von den Freshfields-Ermittlern vorgeladen wird, um über die verdächtigen Absprache mit Warner Auskunft zu geben. Inhalt des Vertrags seien zwar „keine direkten Geldleistungen“ gewesen, sondern unter anderem Vereinbarungen über Spiele, Unterstützung von Trainern beim Kontinentalverband CONCACAF oder Ticketzusagen für WM-Spiele an Warner selbst, sagte Koch. Es ist auch unklar, ob der Deal in Kraft getreten sei.

Dennoch: Allein die Absprache mit Skandalfunktionär Warner, der vom Weltverband Fifa inzwischen lebenslang gesperrt wurde, bringt Beckenbauer schwer in Bedrängnis. Warner gilt als eine der korruptesten Figuren im Weltfußball und wurde von den Fifa-Ethikern als „Drahtzieher von Systemen, die die Gewährung, Annahme und den Empfang verdeckter und illegaler Zahlungen beinhalteten“ bezeichnet.

Nun muss sich zeigen, ob die jahrzehntelange Lichtgestalt des deutschen Fußballs eine plausible Erklärung für sein Handeln vor der WM-Vergabe hat. Dazu aber müsste Beckenbauer zunächst sein Schweigen brechen.

Abendblatt.de hält Sie über den DFB-Skandal auf dem Laufenden:

Beckenbauer will nur intern sprechen

16.32 Uhr: Franz Beckenbauer hat in der WM-Affäre erneute Aussagen vor den externen DFB-Ermittlern avisiert. „Franz Beckenbauer steht den zuständigen Gremien weiterhin zur Verfügung und wird sich daher öffentlich nicht äußern“, teilte das Management des früheren Präsidenten des Bewerbungs- und Organisationskomitees für die Weltmeisterschaft 2006 schriftlich mit. Der DFB hatte den "Kaiser" zuletzt aufgefordert, aktiver an der Aufklärung der Korruptionsvorwürfe rund um die WM-Vergabe mitzuwirken.

Niersbach packt in Frankfurt seine Sachen

16.15 Uhr: Wolfgang Niersbach hat bei seinem ersten Interview nach dem Rücktritt als DFB-Präsident kein Licht in den Skandal um die Vergabe der WM 2006 gebracht. „Ich kann und darf jetzt nicht von weiteren Details und Untersuchungsergebnissen berichten“, sagte Niersbach am Mittwoch in einem Interview des TV-Senders Sky.

Auch bei der Frage nach seiner Unterschrift auf einem Briefentwurf, der beweisen soll, dass er bereits 2004 und nicht erst - wie von ihm behauptet - diesen Sommer von der geplanten Rückzahlung von 6,7 Millionen Euro an den ehemaligen Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus wusste, lieferte der 64-Jährige keine neuen Erkenntnisse.

„Ich habe sie nicht zuordnen können. Ich bin dazu nicht in der Lage, es kann sie gewesen sein...“, sagte Niersbach auf die Frage, ob es seine Unterschrift gewesen sei. Mit der Veröffentlichung des Dokuments hatte der „Spiegel“ den Funktionär weiter unter Erklärungsdruck gebracht. Darin sind die Worte „das vereinbarte Honorar für H.L.D.“ handschriftlich vermerkt.

„H.L.D.“ stehe demnach für Herrn Louis-Dreyfus. Autor der Notiz soll Niersbach sein, dies legen nach „Spiegel“-Angaben Vergleichsproben mit seiner Handschrift nahe.

Auch zu Franz Beckenbauer, der nun im Fokus der Affäre um die WM-Vergabe 2006 steht, wollte sich Niersbach nicht äußern. In der DFB-Zentrale in Frankfurt verabschiedete er sich am Mittwoch von den Mitarbeitern, nachdem er am Montag von seinem Amt zurückgetreten war.

Es sei „hoch emotional“ gewesen, nachdem er 27 Jahre für den Verband tätig war. „Ich verhehle nicht, dass mir selbst da ein paar Tränen gekommen sind“, berichtete Niersbach.

Warner dementiert Beckenbauer-Vertrag

15.17 Uhr: Ex-Fifa-Vize Jack Warner hat eine vertragliche Vereinbarung mit Franz Beckenbauer oder dem WM-OK vor der Vergabe der WM 2006 dementiert. „Ich hatte mit niemandem aus Deutschlands Organisationskomitee für die WM 2006 irgendeine Vereinbarung“, wurde Warner bei Sport1 zitiert. Er habe schon „tausend Mal gesagt, dass ich nicht mehr über meine Zeit bei der Fifa spreche. Außerdem möchte ich mich nicht am internationalen Medienzirkus beteiligen, der mich erniedrigt und verleumdet“, sagte der 72-Jährige.

Es bestehe keine Erkenntnis, ob der Vertrag in Kraft getreten sei, erklärte DFB-Interimspräsident Rainer Koch. Der „Bild“-Zeitung sagte Warner: „Meine Geschichte ist meine Geschichte und ich weigere mich ein Teil der Menge zu sein, die Schmerzen und Verletzungen über die Leute bringt, die ich einst Freunde genannt habe.“

Fifa-Boss Blatter im Krankenhaus

13.51 Uhr: Kurzer Schwenk vom DFB zur Fifa: Deren gesperrter Präsident Sepp Blatter ist nach Angaben seines Sprechers derzeit im Krankenhaus. „Er ist in der Erholungsphase. Die Ärzte sagen, dass er ab nächsten Dienstag wieder voll einsteigen darf“, sagte sein Berater Klaus J. Stöhlker der Deutschen Presse-Agentur. Eine genaue Diagnose nannte er nicht. „Er hat zu mir gesagt: Mein Kopf und mein Herz waren immer in Ordnung.“

Der 79 Jahre alte Schweizer hatte bereits vergangene Woche wegen gesundheitlicher Probleme Ruhe von seinen Ärzten verordnet bekommen. Er sei seit dem Wochenende in der Klinik, erklärte Stöhlker.

Blatter und Uefa-Präsident Michel Platini waren am 8. Oktober von der Ethikkommission des Fußball-Weltverbandes wegen einer umstrittenen Zwei-Millionen-Zahlung Blatters an Platini für 90 Tage gesperrt worden. Blatter will gegen diesen Bann weiter vorgehen und wenn nötig auch vor den Internationalen Sportgerichtshof ziehen, sollte der Einspruch vor der Fifa-Berufungskammer keinen Erfolg haben. „Ich bin der gewählte Präsident der Fifa, ich bin von den 209 Verbänden der Fifa gewählt worden und keine Kommission der Welt kann mich absetzen.“

Die Sperren der Fifa-Ethikkommission

17. November 2010

Amos Adamu (drei Jahre), Reynald Temarii (ein Jahr, Geldstrafe in Höhe von 4500 Euro)

17. Dezember 2012: Mohamed bin Hammam (lebenslang)

30. April 2013: Vernon Manilal Fernando (erst acht Jahre, danach lebenslang),

13. Juni 2014

Franz Beckenbauer (provisorische 90-Tage-Sperre, widerrufen am 27. Juni 2014)

15. Oktober 2014

Ganbold Buyannemekh (fünf Jahre)

4. November 2014

Ganesh Thapa (provisorische 120-Tage-Sperre, verlängert um 90 Tage am 20. März 2015)

10. November 2014

Edmond Bowen (drei Jahre)

27. November 2014

Alberto Colaco (drei Jahre)

12. Mai 2015

Reynald Temarii (acht Jahre)

27. Mai 2015

Jeffrey Webb, Eduardo Li, Julio Rocha, Costas Takkas, Jack Warner, Eugenio Figueredo, Rafael Esquivel, José Maria Marin, Nicolás Leoz, Daryll Warner, Chuck Blazer (alle provisorisch bis auf Weiteres gesperrt)

28. Mai 2015

Aaron Davidson (provisorisch bis auf Weiteres gesperrt)

1. Juni 2015

Enrique Sanz, Jean Guy Blaise Mayolas, Badji Mombo Wantete (alle provisorisch bis auf Weiteres gesperrt)

6. Juli 2015

Harold Mayne-Nicholls (sieben Jahre)

9. Juli 2015

Chuck Blazer (lebenslang)

29. September 2015

Jack Warner (lebenslang)

8. Oktober 2015

Joseph S. Blatter (provisorisch für 90 Tage)Michel Platini (provisorisch für 90 Tage gesperrt)Jerome Valcke (provisorisch für 90 Tage gesperrt)Chung Mong-Joon (sechs Jahre plus 100.000 Schweizer Franken Geldstrafe)

 

 

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Rummenigge tadelt DFB wegen Beckenbauer

12.49 Uhr: Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hat den DFB für dessen Umgang mit Franz Beckenbauer getadelt. „Wenn ein Freund in schwierigen Zeiten steht, muss man ihm zur Seite stehen. Ich verstehe, dass der DFB größtes Interesse haben muss, dass die ganze Angelegenheit aufgeklärt werden muss. Aber ich würde mir einen etwas sensibleren Umgang mit der Person Franz Beckenbauer wünschen, weil ich glaube, dass auch der DFB durchaus der Person viel zu verdanken hat“, sagte Rummenigge in München.

Zudem sprach er sich gegen die Doppelspitze Rainer Koch/Reinhard Rauball als Interimsführung beim DFB aus. Vielmehr solle Rauball die Geschäfte alleine führen. „Ich bin kein Freund der Doppelspitze. Wir haben das einmal erlebt von 2004 bis 2006 und sollten den Fehler nicht nochmal machen. Ich würde empfehlen, dass Dr. Rauball, der nachweislich kein Interesse hat, Präsident des DFB zu werden, dass er völlig wertfrei die Geschäfte führt“, sagte Rummenigge.

Als Chef der Europäischen Club Vereinigug (ECA) vertritt Rummenigge auch auf kontinentaler Ebene die Interessen des Profifußballs und hat dementsprechend eine engere Bindung zu Ligapräsident Rauball als zum Amateurrepräsentanten Koch. Für die ECA soll Rummenigge im kommenden März ins Exekutivkomitee der Uefa aufrücken, dem Wolfgang Niersbach auch nach seinem Rücktritt als DFB-Präsident im Zuge des WM-Skandals noch angehört.

Den Vorwurf, der FC Bayern habe im Vorfeld der WM zu ungünstigen Konditionen Freundschaftsspiele in Ländern von WM-Entscheidern absolviert, wies Rummenigge zurück. Man sei in Malta, Thailand und Tunesien zu marktüblichen Preisen angetreten.

Razzia bei maltesischem Fußballverband

11.15 Uhr: Nach Berichten über eine Verwicklung Maltas in den Skandal um die WM-Vergabe 2006 hat die Polizei laut Medien die Büros des Fußballverbands der Mittelmeerinsel durchsucht. Generalsekretär Bjorn Vassallo sagte der „Times of Malta“, Beamte einer Einheit für Wirtschaftskriminalität hätten bereits am Montag die Archive nach Dokumenten durchforstet, die zur Aufklärung beitragen könnten. Der Verband arbeite mit den Behörden zusammen.

Die britische Zeitung „The Mail on Sunday“ hatte berichtet, sie habe Dokumente, die bewiesen, dass ein lukrativer TV-Deal während eines geheimen Treffens des früheren Verbandspräsidenten Joe Mifsud mit dem damaligen Bayern-Präsidenten Franz Beckenbauer im Jahr 2000 besiegelt wurde. Dabei ging es um die Fernsehrechte für ein Freundschaftsspiel zwischen Malta und den Bayern 2001.

Mifsud sagte am Montag, er könne sich nicht daran erinnern, ob Beckenbauer wirklich dabei war, als der TV-Vertrag zwischen dem maltesischen Verband und der Schweizer TV-Rechte-Agentur CWL im Juni 2000 in seinem Haus unterschrieben wurde. Malta hatte in Mifsuds Amtszeit für die Vergabe der WM an Deutschland gestimmt. Beckenbauer war damals Bayern-Präsident und zugleich Chef des Bewerbungskomitees.

Bierhoff fürchtet Imageverlust

10.33 Uhr: Niersbachs Rücktritt überschattet auch die Vorbereitung auf das Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft in Paris gegen Frankreich (Fr., 21 Uhr/ARD). Teammanager Oliver Bierhoff fürchtet sogar einen Imageverlust: „Ich mache mir ein bisschen Sorgen.“ Einerseits sei der Prozess, der auch gerade bei der Fifa ablaufe, positiv zu bewerten („Mit der Kumpanei muss aufgeräumt werden“). Andererseits müsse man im Fußball aufpassen, aufgrund der gefühlten Stärke „nicht mehr ausreichend demütig“ zu sein.

Rauball sieht überall Probleme

9.58 Uhr: Ligapräsident Reinhard Rauball erwartet kein schnelles Ende der aktuellen Krise. „Der DFB befindet sich derzeit in einer höchst problematischen Situation. Im Sinne unseres Sports gilt es daher, gemeinsam anzupacken – die Bundesliga genauso wie die Amateure“, sagte der 68-Jährige der „Bild“ und ergänzte: „Dafür wird deutlich mehr Zeit nötig sein, als erwartet wird.“ In der kommenden Woche werde das DFB-Präsidium erstmals ohne den zurückgetretenen Wolfgang Niersbach tagen „und über die nächsten Schritte beraten“, sagte Rauball.

Nach dem Rücktritt Niersbachs führt DFB-Vize Rauball gemeinsam mit seinem Kollegen Rainer Koch interimsmäßig den DFB. Als künftiger Verbandschef aber steht der Präsident des Bundesligisten Borussia Dortmund nicht zur Verfügung.

CDU-Mann Grindel Favorit auf Niersbach-Nachfolge

8.50 Uhr: Bei der Suche nach einem neuen DFB-Präsidenten läuft offenbar alles auf den CDU-Bundestagsabgeordneten Reinhard Grindel zu. Die bisherigen Vize-Präsidenten Rainer Koch und Reinhard Rauball unterstützen die Kandidatur Grindels, wie das Abendblatt aus CDU-Kreisen erfuhr.

Grindel gehört seit zwei Jahren als Schatzmeister zum DFB-Führungszirkel. Als Nachfolger von Horst R. Schmidt hat er sich in der DFB-Zentrale schnell etabliert. Wie Wolfgang Niersbach arbeitete er früher als Journalist. Rund um die anstehenden Länderspiele des Teams von Weltmeister-Trainer Joachim Löw sollen weitere Gespräche über die Zukunft geführt werden.

Mögliche Kandidaten fürs DFB-Präsidentenamt

Rainer Koch

Der Vize-Präsident des DFB hat Ambitionen auf die Niersbach-Nachfolge - und als Chef des Süddeutschen Fußball-Verbandes eine starke Hausmacht im Rücken. Der Jurist hat seit Jahren großen Einfluss im Verband, wäre ein starker Kandidat der Amateurbasis und brachte sich am Montag mit starken Aussagen in Richtung Franz Beckenbauer bereits in Position.

Reinhard Rauball

Der Ligapräsident und Chef von Borussia Dortmund genießt einen exzellenten Ruf und ist vom Führungsstil durch und durch präsidiabel. Er wäre - Stand jetzt - aber nur ein Übergangskandidat für eine Amtszeit, da er mit 68 Jahren kurz vor der DFB-Altersgrenze (70) steht.

Reinhard Grindel

Der CDU-Bundestagsabgeordnete gehört seit zwei Jahren als Schatzmeister zum DFB-Führungszirkel. Als Nachfolger von Horst R. Schmidt hat er sich in der DFB-Zentrale schnell etabliert. Wie Niersbach arbeitete er früher als Journalist. Zu klären wäre, ob er wegen der FIFA-Statuten seinen Politiker-Job aufgeben müsste.

Helmut Sandrock

Der frühere Junioren-Nationalspieler und Vorstandschef des MSV Duisburg rückte als Nachfolger von Niersbach auf den Posten des DFB-Generalsekretärs. Den Job verrichtet er eher im Hintergrund als im Scheinwerferlicht. Eher unwahrscheinlich.

Heribert Bruchhagen

Außenseiterkandidat. Früher Manager des FC Schalke 04 und Hamburger SV, aktuell seit fast zwölf Jahren Vorstandschef von Eintracht Frankfurt: Der Ex-Geschäftsführer der DFL ist bestens vernetzt. Wird nach dieser Saison bei der Eintracht aufhören und wäre damit zumindest als Übergangslösung frei. Hat eine Kandidatur zuletzt aber ausgeschlossen.

Oliver Bierhoff

Der prominenteste Name. Seit über elf Jahren Teammanager der Nationalmannschaft und wichtigster Mitarbeiter von Weltmeister-Trainer Joachim Löw. Der Europameister von 1996 ist sehr gut vernetzt im Profibereich und bei Sponsoren. Und der 47-Jährige ist ein Medienprofi. Für die einflussreiche Amateurbasis ist er aber nur schwer vermittelbar. Zudem wiegelt er selbst (noch) ab.

Wolfgang Niersbach

Der Gedanke klingt im Lichte des Rücktritts absurd. Aber auszuschließen ist nichts. Sollte der Ex-Präsident bei allen Ermittlungen reingewaschen werden, ist ein Comeback nicht grundsätzlich auszuschließen. Mit seiner Demission hat er nicht an Kredit verspielt und von vielen Wegbegleitern sogar Respekt gewonnen. Bedingung wäre aber ein Freibrief durch die Staatsanwaltschaft.

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