Frankfurt/Hamburg. DFB-Vize Koch: Fifa-Funktionär Warner wurden vor WM 2006 „diverse Leistungen“ zugesagt. Erste mögliche Niersbach-Nachfolger sagen ab.

Mit Wolfgang Niersbach hat ein erster DFB-Funktionär die Konsequenzen aus dem Skandal um die Vergabe der Fußball-WM 2006 gezogen. Der 64-Jährige trat am Montag mit sofortiger Wirkung als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes zurück. Er habe für sich erkannt, „dass der Punkt gekommen ist, die politische Verantwortung zu übernehmen“, sagte Niersbach nach einer Präsidiumssitzung in Frankfurt am Main.

Niersbach war in dem Skandal um dubiose Geldflüsse vor der Weltmeisterschaft 2006 unter Druck geraten. Gegen ihn, seinen Vorgänger Theo Zwanziger und den früheren DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt ermittelt die Frankfurter Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall. Zuletzt hatten Notizen auf einem Briefentwurf aus dem Jahr 2004 für erneuten Wirbel in der WM-Affäre gesorgt. Sollten diese von Niersbach stammen, wäre klar, dass er nicht wie behauptet erst diesen Sommer von den Millionentransfers im Zuge der Vorbereitungen für die Weltmeisterschaft 2006 erfahren hätte. Dazu äußerte sich Niersbach in seinem Statement nicht, es wurden keine Fragen zugelassen.

Die Chronologie des WM-Skandals

16. Oktober

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) räumt in einer Pressemitteilung Ungereimtheiten rund um eine Zahlung in Höhe von 6,7 Millionen Euro an den Weltverband Fifa ein.

16. Oktober

„Der Spiegel“ berichtet, dass für den Zuschlag der Fußball-WM 2006 Geld aus einer schwarzen Kasse des Bewerbungskomitees geflossen sei, um damit vier entscheidende Stimmen im Fifa-Exekutivkomitee zu kaufen. Das Geld soll von Ex-Adidas-Boss Robert Louis-Dreyfus gekommen sein.

17. Oktober

Erstmals äußert sich DFB-Präsident Wolfgang Niersbach: „Ich kann versichern, dass es (...) definitiv keine schwarzen Kassen beim DFB, dem Bewerbungskomitee oder dem Organisationskomitee gegeben hat.“

18. Oktober

Franz Beckenbauer meldet sich zu Wort und dementiert den „Spiegel“-Bericht: „Ich habe niemandem Geld zukommen lassen, um Stimmen für die Vergabe der Fußballweltmeisterschaft 2006 nach Deutschland zu akquirieren. Und ich bin sicher, dass dies auch kein anderes Mitglied des Bewerbungskomitees getan hat.“

19. Oktober

Die Staatsanwaltschaft prüft einen Anfangsverdacht für ein Ermittlungsverfahren. Mögliche Tatbestände: Betrug, Untreue, Korruption.

19. Oktober

Niersbach weist die Korruptionsvorwürfe erneut zurück, räumt aber „den einen offenen Punkt“ ein: „Dass man die Frage stellen muss, (...) wofür diese Überweisungen der 6,7 Millionen verwendet wurden.“

21. Oktober

Die DFB-Landesverbände fordern von Niersbach eine schnelle Aufklärung der Vorwürfe.

22. Oktober

Niersbach tritt in Frankfurt sichtlich erschöpft vor die Presse und bringt nur wenig Licht ins Dunkel.

23. Oktober

Das DFB-Präsidium stärkt Niersbach den Rücken.

23. Oktober

Zwanziger bezichtigt Niersbach der Lüge und berichtet im „Spiegel“ von der mutmaßlichen Existenz einer schwarzen Kasse „in der deutschen WM-Bewerbung“. Es sei „ebenso klar, dass der heutige Präsident des DFB davon nicht erst seit ein paar Wochen weiß, wie er behauptet, sondern schon seit mindestens 2005“.

26. Oktober

Beckenbauer räumt in der Affäre erstmals einen „Fehler“ ein: Das Organisationskomitee hätte nicht auf einen Vorschlag der Fifa-Finanzkommission eingehen dürfen, um einen Finanzzuschuss zu bekommen.

3. November

Die Staatsanwaltschaft führt beim DFB eine Steuerrazzia durch. Zudem durchsucht sie die Wohnungen von Niersbach, Zwanziger und Ex-DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt. Der Verdacht: Steuerhinterziehung in einem schweren Fall.

6. November

„Der Spiegel“ veröffentlicht angeblich von Niersbach stammende handschriftliche Notizen auf einem Schreiben des WM-OK an die Fifa aus dem Jahr 2004. Diese sollen belegen, dass er nicht erst 2015 von den Vorgängen Kenntnis hatte.

9. November

Am Nachmittag trifft sich das DFB-Präsidium zu einer Sitzung mit Niersbach. Der 64-Jährige erklärt seinen Rücktritt.

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Abendblatt.de hält Sie über das Erdbeben beim DFB auf dem Laufenden:

Rauball will kein DFB-Präsident werden

16.41 Uhr: Reinhard Rauball steht nicht als Nachfolger des zurückgetretenen DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach zur Verfügung. „Das Amt des DFB-Präsidenten ist nicht in meiner Lebensplanung vorgesehen. Ich möchte Präsident von Borussia Dortmund bleiben und im August 2016 erneut für das Amt des Liga-Präsidenten kandidieren“, sagte der 68-Jährige am Dienstag der „Bild“-Zeitung.

Zuvor hatten schon Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff und Eintracht Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen ihre Kandidaturen für das Spitzenamt ausgeschlossen.

Rauball fordert, die Niersbach-Nachfolge in Ruhe zu klären: „Schnellschüsse wären jetzt nicht sinnvoll. Ziel muss es sein, die Zeit bis zum nächsten DFB-Bundestag, der derzeit für Anfang November 2016 geplant ist, zu nutzen.“ Am Rande eines Diskussionsforums des Bayerischen Rundfunks hatte Koch zuvor die Wahl des DFB-Chefs bis zur EM im Sommer 2016 avisiert. „Gehen Sie davon aus, wir werden bei der Europameisterschaft ganz sicher vollständig geordnet aufgestellt sein.“

Rauball regte in der „Bild“ eine Strukturreform für den DFB an: „In diesem Zusammenhang sollten wir ohne Scheuklappen und ergebnisoffen auch über Gremien- und Aufsichtsstrukturen diskutieren.“

Rolfes: DFB muss Funktionärsstruktur professionalisieren

15.50 Uhr: Ex-Nationalspieler Simon Rolfes fordert nach dem Niersbach-Rücktritt eine grundsätzliche Professionalisierung der Funktionärsstrukturen. „Wolfgang Niersbach hat politische Verantwortung übernommen. Grundsätzlich ist das aber nicht der erste Schritt zur Lösung. Die Lösung ist, das herrschende Problem aufzuklären, und das sollte möglichst schnell passieren“, sagte Rolfes im Interview mit "Sky". „Der DFB ist ein hochprofessioneller Verband, unglaublich gut organisiert und strukturiert. Das Thema muss jetzt erst einmal vom Tisch, dann kann es auch eine Neuausrichtung geben. Ich glaube, dass eine grundsätzliche Professionalisierung der ganzen Funktionärsstruktur notwendig ist. In den letzten 20 Jahren ist ein unglaubliches Fußballbusiness entstanden. Wenn man sieht, was Fußballvereine oder auch die Fifa an Geldmengen umsetzen, passt es nicht mehr, dass das von Ehrenamtlern bestimmt wird.“

Rauball spricht von Bestechungsversuch

14.56 Uhr: Der DFB geht angesichts Beckenbauers Unterschrift unter den Warner-Vertrag (siehe vorige Meldung) von einem möglichen Bestechungsversuch aus. „Das muss man so werten, dass zumindest über diese Fragen nachgedacht worden ist“, sagte Reinhard Rauball, der gemeinsam mit Rainer Koch den DFB interimsmäßig führt, beim TV-Sender Sky. „Wenn etwas schriftlich konzipiert ist, egal ob es dann formwirksam geworden ist oder nicht, dann ist das etwas, was diese Vermutung zulässt.“

Koch: Beckenbauer hat Warner-Vertag unterschrieben

14.37 Uhr: Franz Beckenbauer hat nach DFB-Angaben vier Tage vor Vergabe der WM 2006 eine vertragliche Vereinbarung mit dem früheren Fifa-Vizepräsidenten Jack Warner unterschrieben. In diesem Dokument seien der Konföderation des stimmberechtigten Exekutivmitglieds „diverse Leistungen“ von deutscher Seite zugesagt worden, sagte DFB-Interimspräsident Rainer Koch in München.

Dies seien „keine direkten Geldleistungen“ gewesen, sondern unter anderem Vereinbarungen über Spiele, Unterstützung von Trainern beim Kontinentalverband CONCACAF oder Ticketzusagen für WM-Spiele an Warner selbst, erklärte Koch. Es bestehe keine Erkenntnis, ob dieser Vertrag in Kraft getreten sei. Beckenbauer sei damals nicht allein vertretungsberechtigt für den DFB gewesen. Daher seien alle festgehaltenen Absprachen abhängig von einer Zustimmung des DFB-Präsidiums gewesen.

Zuvor hatten die „Bild“ und die „Süddeutsche Zeitung“ über die Unterschrift Beckenbauers berichtet. Das Management von Beckenbauer wollte diese Berichte zunächst auf Anfrage nicht kommentieren.

Die internationalen Pressestimmen

14.16 Uhr: Auch im Ausland wird Niersbachs Rücktritt wahrgenommen. Hier eine Auswahl internationaler Pressestimmen zum Skandal um die deutsche WM-Vergabe.

Internationale Pressestimmen zum Niersbach-Rücktritt

„Blick“ (Schweiz)

”DFB-Boss Niersbach weg! Der tiefe Fall das Saubermanns“, „Eine Überraschung ist der Rücktritt nicht.“

„Basler Zeitung“ (Schweiz)

„Niersbach zieht die Konsequenzen“

„Tages-Anzeiger“ (Schweiz)

„Wolfgang Niersbach war ein scharfer Kritiker der alten, verkrusteten Fußball-Bruderschaften.“

„Neue Zürcher Zeitung“ (Schweiz)

„Niersbachs Demission ist freilich nur ein erster Schritt. Denn zur Klärung der Affäre reicht dies allein nicht aus. Noch immer sind viele Fragen offen. Noch immer ist nicht klar, aus welchem Antrieb der ehemalige DFB-Chef Theo Zwanziger handelte, als er immer neue Informationen lancierte und offenbar den Sturz seines Nachfolgers betrieb. Noch immer ist nicht geklärt, für welchen Zweck die 6,7 Millionen Euro verwendet wurden. Noch immer weiß niemand, was Franz Beckenbauer als Chef des Organisationskomitees der WM 2006 weiß - nur vermutet jeder, dass er weit mehr weiß als Niersbach, der das erste Opfer dieser Affäre ist.“

„Kurier“ (Österreich)

„Mit Niersbachs Rücktritt ist der DFB-Skandal freilich nur um eine Facette reicher. Die Antworten auf die brennenden Fragen lassen weiter auf sich warten. Auffallend war ein Krisenmanagement im so hochgelobten Getriebe des DFB, das ein Unterklassenclub nicht schlechter hätte machen können. Es wurde vertuscht, toleriert, ignoriert. Und Niersbach betont weiterhin, es gebe Punkte rund um die Affäre WM 2006, bei ”denen ich mich nicht in der Verantwortung fühle”.“

„Kronen Zeitung“ (Österreich)

„Im tiefen Sumpf von Betrug & Bestechung“, „Gleich ein doppeltes Erdbeben erschüttert den Weltsport in seinen Grundfesten: Wegen des Skandals um die Vergabe der Fußball-WM 2006 erklärte gestern DFB-Präsident Wolfgang Niersbach den Rücktritt, fast gleichzeitig empfahl die WADA den Olympia-Ausschluss von Russlands Leichtathleten! (...) Dass der russische Verband Hand in Hand mit der russischen Regierung systematisch Dopingfälle vertuscht hat, ist nur mit der Hochzeit des DDR-Dopings zu vergleichen.“

„Gazzetta dello Sport“ (Italien)

„Mit dem Rücktritt von Wolfsgang Niersbach bricht der Skandal um schwarze Kassen für die WM 2006 erneut aus den deutschen Grenzen aus und betrifft nun die ganze Welt des Fußballs. Weil Niersbach auch ein Kandidat für das Amt der Nummer eins der Uefa war, im Falle eines Wechsels von Michel Platini zur Fifa. Und er war auch unter den möglichen Aufsteigern für ein Amt in der neuen Fifa, die vom Blatter-Virus befreit werden soll. Jetzt ist auch er wie Blatter und Platini aus dem Spiel, überrollt von einer Affäre, die ihn nicht als Hauptverdächtigen sieht, aber in der er als Verbandschef die dunklen Schatten nicht erklären konnte.“

„Tuttosport“ (Italien)

”Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein. Dieses Sprichwort scheint wie angegossen zu passen auf den Skandal, der den deutschen Fußball erfasst hat und zum Rücktritt von Verbandspräsident Wolfgang Niersbach geführt hat. Ein Unwetter, das auf das um VW folgt und sicherlich viele dazu bringen wird, das Bild von den immer regelgetreuen Deutschen zu überdenken. (...) Ein Unwetter, das ganz Deutschland sprachlos zurückgelassen hat.“

„Corriere dello Sport“ (Italien)

„Die mysteriöse Zahlung von 6,7 Millionen Euro für die Vergabe der WM 2006 an Deutschland hat ihr erstes prominentes Opfer gefordert.“

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Hörmann: Niersbach-Rücktritt "menschlich tragisch"

14.06 Uhr: DOSB-Präsident Alfons Hörmann findet es „menschlich tragisch“, dass Wolfgang Niersbach „auf diese Art und Weise“ seine Ära beim DFB beenden musste. Das sagte der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) am Rande eines Diskussionsforums des Bayerischen Rundfunks in München.

„Er ist wohl an einem Punkt angekommen, wo er auch für sich selbst erkennen musste, ich habe jetzt auch politische Verantwortung zu übernehmen. Inwieweit seine Rolle nochmals völlig neu zu bewerten ist, werden die nächsten Wochen und Monate zeigen“, sagte Hörmann.

Der 55-Jährige forderte, man müsse „jetzt die notwendige Geduld haben und erst mal alle Vorgänge sichten, die entsprechenden Verhöre - anders kann man es nicht nennen - durchführen und dann wird das Bild sicher ein Stück weit klarer“.

Niersbach bei Uefa-Meeting

13.48 Uhr: Einen Tag nach seinem Rücktritt hat Wolfgang Niersbach wie geplant an einem Treffen der Uefa in Nyon teilgenommen. Beim „National Team Competitions Committee Meeting“ in der Verbandszentrale nahm Niersbach wie gewohnt seine Aufgaben wahr. Auch auf Bitte des DFB-Präsidiums vertritt der 64-Jährige Deutschland aber nach wie vor sowohl bei der Uefa als auch bei der Fifa. Die Posten in den internationalen Gremien sind nicht mit der Funktion beim DFB verknüpft.

Bierhoff und Bruchhagen sagen ab

13.15 Uhr: Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff will nicht Niersbachs Nachfolger werden. „Das Präsidentenamt ist kein Thema für mich. Ich habe die Mannschaft auf die EM vorzubereiten“, sagte Bierhoff in München. Zudem habe der DFB "das Jahrhundertprojekt Akademie, das mich begeistert", ergänzte der Teammanager der deutschen Nationalmannschaft. Vor Bierhoff hatte bereits Eintracht Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen eine Kandidatur ausgeschlossen. „Ich scheide doch nicht als Vorstandsvorsitzender von Eintracht Frankfurt aus, um ein neues Amt anzutreten. Nein, das ist nicht vorstellbar“, sagte Bruchhagen dem Online-Portal „sport1.de“.

Neuer Präsident bis zur EM?

12.12 Uhr: Der DFB strebt bis spätestens zur EM 2016 die Wahl eines Nachfolgers für Niersbach an. „Gehen Sie davon aus, wir werden bei der Europameisterschaft ganz sicher vollständig geordnet aufgestellt sein“, sagte Rainer Koch. Der bisherige Erste Vizepräsident hat vorerst gemeinsam mit Ligapräsident Reinhard Rauball die Amtsgeschäfte beim DFB übernommen.

De Maizière: DFB muss gesamten Vorgang aufarbeiten

11.21 Uhr: Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat nach dem Rücktritt von Niersbach eine konsequente Aufarbeitung gefordert. „Ich erwarte, dass alle, die zur Aufklärung beitragen können, ihre Beiträge auch einbringen“, sagte der CDU-Politiker. Der DFB müsse „konsequent den gesamten Vorgang "WM 2006" weiter aufarbeiten. Das liegt auch im Interesse des Fußballs und insgesamt des Sports in Deutschland“, sagte der auch für den Sport zuständige Minister. Vom Rücktritt Niersbachs sei er „überrascht worden“, sagte de Maizière. „Ich nehme seine persönliche Entscheidung, die Verantwortung zu übernehmen, mit Respekt zur Kenntnis.“

Brisantes Schreiben trägt Beckenbauers Unterschrift

10.38 Uhr: Franz Beckenbauer rückt im Skandal um mögliche Bestechung vor der Vergabe der WM 2006 immer mehr in den Fokus. Ein brisanter Vertragsentwurf trage die Unterschrift des damaligen Bewerbungskomitee-Präsidenten Beckenbauer, berichtete die „Bild“-Zeitung. In dem Kontrakt sollen dem Verband des damaligen Fifa-Exekutivmitglieds Jack Warner Leistungen des DFB zugesagt worden sein. Das Schreiben sei am 2. Juli 2000 unterzeichnet worden, vier Tage später wurde die Weltmeisterschaft an Deutschland vergeben. Der Beckenbauer-Vertraute Fedor Radmann, später auch Mitglied des Organisationskomitees, habe laut „Bild“ den Entwurf paraphiert. Das Management von Beckenbauer wollte den Bericht zunächst auf Anfrage nicht kommentieren.

Witz-Wette auf die Niersbach-Nachfolge

10.09 Uhr: Auch wenn es außerhalb des Rheinlands mitunter nicht ganz so deutlich wahrgenommen wird: Am 11. November beginnt die närrische Jahreszeit, und für den Sportwettenpartner des 1. FC Köln geht dieses Datum quasi mit der Verpflichtung einher, seinen Kunden so genannte "jecke" Wetten zu präsentieren. Darunter findet sich auch ein Angebot zur Besetzung des DFB-Präsidenten: Für eine Quote von 15.00 kann darauf gewettet werden, dass FC-Legende Toni Schumacher Nachfolger Wolfgang Niersbachs wird. Na dann: DFB Alaaf!

Poschmann berichtet im ZDF barfuß über Niersbach

9.05 Uhr: Niersbachs Abgang kam offenbar so plötzlich, dass ZDF-Moderator Wolf-Dieter Poschmann nicht einmal seine Schuhe anziehen konnte, um den Rücktritt des 64-Jährigen im Fernsehen zu verkünden.

Zahlreiche Twitter-Nutzer haben Poschmanns nackte Füße auf Screenshots festgehalten und spotten über die kleine Panne: „Er hätte sich wenigstens Socken anziehen können“, schreibt ein Nutzer. Ein anderer meint: „Deswegen auch die Gebühren-Anhebung. Spendet Schuhe an Poschi.“

Auch die Kollegen von der Tagesschau reagieren auf Poschmanns barfüßigen Auftritt. Auf Twitter schreiben sie: „Hoffentlich ist Poschi morgen nicht erkältet. Gegen kalte Füße empfehlen wir unseren Sprechern Schuhe.“ Der ZDF kontert launig. „Wenn die Tagesschau #Beinfreiheit einführt, dann setzen wir eben noch einen drauf.“

Fünf Kandidaten für die Niersbach-Nachfolge

8.53 Uhr: Wer folgt auf Niersbach? Satzungsgemäß werden zunächst die Vizepräsidenten Rainer Koch (57, München) und der Dortmunder Reinhard Rauball, 68, zugleich Bundesligapräsident, das Amt übernehmen. Neben Koch und Rauball gelten DFB-Schatzmeister Reinhard Grindel, 54, Generalsekretär Helmut Sandrock, 59, Eintracht Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen, 67, und Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff, 47, als mögliche Nachfolger Niersbachs - der sich unter Umständen sogar selbst beerben könnte.

Mögliche Kandidaten fürs DFB-Präsidentenamt

Rainer Koch

Der Vize-Präsident des DFB hat Ambitionen auf die Niersbach-Nachfolge - und als Chef des Süddeutschen Fußball-Verbandes eine starke Hausmacht im Rücken. Der Jurist hat seit Jahren großen Einfluss im Verband, wäre ein starker Kandidat der Amateurbasis und brachte sich am Montag mit starken Aussagen in Richtung Franz Beckenbauer bereits in Position.

Reinhard Rauball

Der Ligapräsident und Chef von Borussia Dortmund genießt einen exzellenten Ruf und ist vom Führungsstil durch und durch präsidiabel. Er wäre - Stand jetzt - aber nur ein Übergangskandidat für eine Amtszeit, da er mit 68 Jahren kurz vor der DFB-Altersgrenze (70) steht.

Reinhard Grindel

Der CDU-Bundestagsabgeordnete gehört seit zwei Jahren als Schatzmeister zum DFB-Führungszirkel. Als Nachfolger von Horst R. Schmidt hat er sich in der DFB-Zentrale schnell etabliert. Wie Niersbach arbeitete er früher als Journalist. Zu klären wäre, ob er wegen der FIFA-Statuten seinen Politiker-Job aufgeben müsste.

Helmut Sandrock

Der frühere Junioren-Nationalspieler und Vorstandschef des MSV Duisburg rückte als Nachfolger von Niersbach auf den Posten des DFB-Generalsekretärs. Den Job verrichtet er eher im Hintergrund als im Scheinwerferlicht. Eher unwahrscheinlich.

Heribert Bruchhagen

Außenseiterkandidat. Früher Manager des FC Schalke 04 und Hamburger SV, aktuell seit fast zwölf Jahren Vorstandschef von Eintracht Frankfurt: Der Ex-Geschäftsführer der DFL ist bestens vernetzt. Wird nach dieser Saison bei der Eintracht aufhören und wäre damit zumindest als Übergangslösung frei. Hat eine Kandidatur zuletzt aber ausgeschlossen.

Oliver Bierhoff

Der prominenteste Name. Seit über elf Jahren Teammanager der Nationalmannschaft und wichtigster Mitarbeiter von Weltmeister-Trainer Joachim Löw. Der Europameister von 1996 ist sehr gut vernetzt im Profibereich und bei Sponsoren. Und der 47-Jährige ist ein Medienprofi. Für die einflussreiche Amateurbasis ist er aber nur schwer vermittelbar. Zudem wiegelt er selbst (noch) ab.

Wolfgang Niersbach

Der Gedanke klingt im Lichte des Rücktritts absurd. Aber auszuschließen ist nichts. Sollte der Ex-Präsident bei allen Ermittlungen reingewaschen werden, ist ein Comeback nicht grundsätzlich auszuschließen. Mit seiner Demission hat er nicht an Kredit verspielt und von vielen Wegbegleitern sogar Respekt gewonnen. Bedingung wäre aber ein Freibrief durch die Staatsanwaltschaft.

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Koch und Rauball deuteten an, dass neue Erkenntnisse in der Aufarbeitung der WM-Affäre aufgetaucht seien. „Es gibt eine Reihe von Punkten, die weiterer Aufklärung bedürfen“, sagte Koch über die externen Untersuchungen der Wirtschaftskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer.

Niersbach sagte in seiner Rücktrittserklärung, er fühle sich nicht überall in der Verantwortung, aber es seien Dinge passiert, die in den vergangenen Tagen aufgedeckt wurden, die ihn zu diesem Schritt veranlassen würden: „Das Amt des DFB-Präsidenten darf damit nicht belastet werden.“ Niersbach wird seine Posten in den Exekutivkomitees der Europäischen Fußball-Union Uefa und des Weltverbands Fifa allerdings behalten. Das Präsidium habe Niersbach in einem einstimmigen Beschluss darum gebeten, „sein überragendes Netzwerk dem deutschen Fußball zukünftig zur Verfügung zu stellen“, sagte Rauball und erklärte zum Rücktritt: „Es ist keine persönliche Entscheidung im Sinne eines Schuldbekenntnisses.“