Wolfsburg/Hamburg. Bundesligist macht erneut bittersüße Erfahrungen mit Club aus der Premier League. Diesmal muss er Superstar De Bruyne ziehen lassen.
25 Millionen Euro für Augsburgs Abdul Rahman Baba, kolportierte 30 Millionen Euro für Heung-Min Son von Bayer Leverkusen - und jetzt roundabout 80 Millionen für Wolfsburgs Kevin De Bruyne? Die Transferausgaben englischer Fußballvereine für Spieler aus der deutschen Bundesliga nehmen immer absurdere Ausmaße an.
Dass sich De Bruyne zum neuen deutschen Rekordtransfer aufschwingt, scheint nun jedenfalls sicher zu sein. Nur noch der Medizin-Check und natürlich die Unterschrift fehlen zum Millionen-Deal. Der Wechsel des Belgiers vom VfL Wolfsburg zu Manchester City ist schon vor den letzten Formalien quasi in trockenen Tüchern.
Am Mittwoch erzielten beide Vereine eine grundsätzliche Einigung. Der VW-Club aus Niedersachsen erhält für Belgien-Star De Bruyne mindestens 75 Millionen Euro. Wolfsburgs Manager Klaus Allofs will am Donnerstag zu dem Rekord-Geschäft Stellung beziehen. Auf der turnusmäßigen Pressekonferenz vor der Begegnung gegen den FC Schalke 04 wird das Bundesliga-Spiel aber nicht im Blickpunkt stehen.
Wolfsburg gegen englische Kaufwut machtlos
Selbst der VW-Club VfL Wolfsburg kann der Einkaufswut des schwerreichen Premier-League-Clubs nichts mehr entgegensetzen. Der Vizemeister könnte seine Rolle als erster Herausforderer von Bayern München verlieren.
Mit ManCity hatte Wolfsburg schon einmal bittersüße Erfahrungen gemacht: 2010 hatte der VfL Torjäger Edin Dzeko an die Citizens verloren. Der Abschiedsschmerz war mit der damaligen Bundesliga-Rekordsumme von 37 Millionen Euro versüßt worden. Die Erinnerung daran sollte ein mahnendes Beispiel sein. Als Dzeko als damals bester VfL-Akteur den Meister von 2009 verließ, dümpelten die Niedersachsen einige Jahre vor sich hin und spielten teilweise gar gegen den Abstieg. Erst 2014 kehrten sie nach Europa zurück.
Lange hatte der VfL versucht, den in der vergangenen Spielzeit überragenden De Bruyne zu halten, um mit dem Belgier einen Angriff auf Branchenprimus Bayern zu starten. Doch dem Werben des Clubs von Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan konnte man letztendlich nichts entgegensetzten. Die sowieso schon gigantische Ablöse könnte über Sonderzahlungen noch auf gut 80 Millionen Euro ansteigen.
Allofs sieht VfL trotz VW schwächer gestellt
Allofs hat im Zuge des Rekordtransfers noch einmal auf die finanziellen Grenzen des Werksklubs hingewiesen. Der VfL könne nicht wie Rivale Bayern im Falle von Nationalspieler Thomas Müller Spieler für unverkäuflich erklären.
"Zwar denkt man von außen, dass bei VW Geld keine Rolle spielt. Doch das ist nicht der Fall", sagte Allofs der Sport Bild. "VW und wir legen großen Wert auf Wirtschaftlichkeit. Im Vergleich zur Spitze in Europa haben wir weniger Mittel zu Verfügung. Außerdem unterliegen wir dem Financial Fair Play der Uefa", sagte der 58-Jährige.
Im Falle des De-Bruyne-Transfers sprach Allofs von einer "Zusatzeinnahme", die die Situation des Vereins verändern würde. Mit Blick auf Rekordmeister Bayern bleibe laut Allofs die Erkenntnis: "Mit ihnen können wir nicht mithalten."
De Bruyne erhält jährlich 20 Millionen Euro
In England soll der 24-jährige De Bruyne jährlich bis zu umgerechnet 20 Millionen Euro verdienen. Besteht De Bruyne die medizinischen Tests, reiht er sich in die Liste der kostspieligen Sommertransfers von Man City ein. Erst Mitte Juli war der englischen Flügelstürmer Raheem Sterling für 62,5 Millionen Euro von Liverpool zum Tabellenführer der Premier League gewechselt. Zuletzt gab der Club die Verpflichtung des argentinischen Innenverteidiger Nicolas Otamendi vom FC Valencia für gut 40 Millionen bekannt.