Hamburg. Der Torwart des HSV hat im Saisonendspurt seine Top-Form wiedergefunden. Im letzten Jahr sei vieles zu verkrampft gewesen.

Endlich wieder Training – das muss sich HSV-Torwart René Adler am Dienstagvormittag gedacht haben. Zwei Tage hatten er und seine Teamkameraden frei bekommen, Zeit zum Durchschnaufen im Abstiegskampf. Adler nutzte diesen Kurzurlaub auch aus, er war mit Lewis Holtby und Pierre-Michel Lasogga zum Golfen unterwegs. Doch seine eigentliche Aufgabe zwischen den Pfosten bereitet ihm momentan derart viel Freude, dass der Keeper auf jede Trainingseinheit heiß ist: „Wir sind viel enger zusammengerückt, innerhalb des Teams herrscht eine große Geschlossenheit. Deshalb macht es mir derzeit auch wesentlich mehr Spaß als noch vor einigen Monaten.“

Bis vor zwei Monaten durfte Adler an den Wochenenden allerdings auch nur auf der Bank sitzen, während sich seine Mitstreiter mehr schlecht als recht auf dem Feld schlugen. Der 30-Jährige spricht von einer „Ohnmacht“, wenn er selbst nicht eingreifen kann. Diese geht sogar so weit, dass er es kaum ertragen kann, die Spiele der Konkurrenz live im Fernsehen zu verfolgen. „Mich stört das eher, wenn im Mannschaftsbus auf dem Weg zurück von einem Auswärtsspiel Fußball läuft und ich den Ausgang nicht beeinflussen kann.“

Eine gute Entscheidung Peter Knäbels

Beim HSV hat Adler jetzt wieder großen Einfluss auf das Spielgeschehen. Übergangstrainer Peter Knäbel hatte den ehemaligen Nationaltorhüter wieder zur Nummer eins gemacht, Bruno Labbadia hielt an dieser Entscheidung fest. Und anders als im vergangenen Jahr, als Adler im Abstiegskampf das große Nervenflattern bekam und ein Gegentor nach dem anderen verschuldete, ist er in diesem Saisonendspurt erneut der große Rückhalt, der er schon in seiner ersten Saison in Hamburg war. In den acht Spielen seit seiner Rückkehr agierte Adler nahezu fehlerlos und hielt durch starke Paraden nicht nur gegen Freiburg den einen oder anderen Punkt fest.

Doch worauf ist dieser zwischenzeitliche Leistungseinbruch zurückzuführen, der ihn für fast zehn Monate auf die Bank verbannt hatte? Generell sei das Team im vergangenen Jahr zu „verkrampft“ gewesen, die eigentlich unschöne Erfahrung mit der Relegation sei in diesem Jahr durchaus hilfreich, um stabiler aufzutreten. Doch speziell zu seiner Person hüllt sich Adler in Zurückhaltung. „Ich möchte mich nicht mehr mit meiner persönlichen Vergangenheit beschäftigen, das kostet zu viel Energie“, sagt der gebürtige Leipziger, der dann aber doch noch eine – wie er selbst meint – Floskel hinterher schob: „Fußball ist eben ein Tagesgeschäft.“

Beiersdorfer schwärmt von Adler

Auch Vorstandsboss Dietmar Beiersdorfer ist von seiner Nummer eins angetan und macht Verletzungen für das Zwischentief verantwortlich. Aufgrund von verschiedenen Blessuren fiel der Schlussmann in seinen nun fast drei Jahren beim HSV für fast 200 Tage aus. Im Winter sorgten Probleme mit der Bandscheibe sogar dafür, dass sich Direktor Profifußball Peter Knäbel ernsthaft mit einem Ersatz beschäftigen musste. Doch jetzt ist Adler wieder komplett schmerzfrei. „René war immer da“, sagt Beiersdorfer. „Natürlich hat er in der Zwischenzeit mit der einen oder anderen Verletzung zu kämpfen gehabt. Jetzt hat er sich das Vertrauen zurückerarbeitet und ist ein toller Rückhalt für unsere Mannschaft. Bei ihm merkt man, dass er jeden Tag alles für den HSV gibt.“

Acht Spieler müssten 100 Prozent geben, einer noch mehr

Auch beim VfB Stuttgart wird Adler am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky) das Tor des HSV hüten. Er glaubt fest daran, dass sein Team die drei Punkte entführen und sich so vielleicht sogar vorzeitig retten kann. Sein Rezept für die heiße Phase im Abstiegskampf: „Mindestens acht Spieler müssen 100 Prozent geben, einer noch mehr. Dann können wir auch mal zwei Spieler mitschleppen, die einen schlechten Tag haben.“ Nur Adler selbst sollte als Torwart besser nicht zu diesen zwei Profis gehören.

Matz ab nach dem 1:1 gegen Freiburg
Matz ab nach dem 1:1 gegen Freiburg

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