Vom FC Bayern München über den 1. FC Köln bis hin zum FC Barcelona - Udo Lattek hat in der großen Fußballwelt tiefe Spuren hinterlassen. Auch in Dortmund gab es am Mittwoch lang anhaltenden Applaus für den Kulttrainer.

Köln. Er galt vielen als Legende, nicht nur wegen seiner in Deutschland noch immer unerreichten Erfolge als Vereinscoach: Der Fußballtrainer Udo Lattek ist tot. Wie am Mittwoch bekannt wurde, verstarb der 80-Jährige bereits am Sonntag kurz nach seinem Geburtstag in einem Kölner Pflegeheim. Dort wurde Lattek bis zuletzt wegen seiner Parkinsonschen Krankheit behandelt.

Die Bundesligisten 1. FC Köln und Borussia Dortmund, bei denen Lattek tätig war, würdigten den Kulttrainer vor ihren Bundesligaspielen am Mittwochabend jeweils mit einer Ehrenminute. Vor der Partie gegen den VfB Stuttgart verabschiedeten die Kölner Spieler und rund 47.000 Fans Lattek sowie die Ex-FC-Akteure Fritz Pott und Gerhard Ihns und den früheren Vereinspräsidenten Albert Caspers, die ebenfalls kürzlich verstorben waren, mit anhaltendem Applaus. Auch in Dortmund applaudierten die 80.667 Zuschauer.

Erst kurz vor dem Spiel war bekannt geworden, dass Lattek in seiner Wahlheimat Köln gestorben war. Der Münchner und Mönchengladbacher Meistertrainer hatte von 1987 bis 1991 als Sportdirektor für den FC gearbeitet, den BVB rettete er im Jahr 2000 gemeinsam mit Matthias Sammer vor dem Abstieg. Zuvor hatte er die Dortmunder von 1979 bis 1981 trainiert.

Bekannt war Lattek unter anderem für seine schnörkellose Art. Als die spätere St.-Pauli-Legende Walter Frosch einmal auf Empfehlung des 1954er-Weltmeisters Fritz Walter bei Bayern München vorspielte, brüllte ihn der damalige Trainer Lattek bei der ersten Einheit an: „Warum flankst du nicht mit links?“ Frosch: „Weil die anderen das auch nicht machen.“ Lattek: „Wenn du keine Lust hast, geh duschen.“ Frosch: „Mach ich.“

Kultstatus erlangte Lattek nicht zuletzt durch seine zweite Karriere als Zeitungskolumnist sowie Experte in der TV-Sendung „Doppelpass“ bei Sport1 (ehemals DSF).

Die Fußball-Szene reagierte betroffen auf die Todesnachricht. Hier ist eine Auswahl der Stimmen zu Udo Lattek:

Sepp Blatter (Fifa-Präsident, via Twitter): „In tiefer Betroffenheit habe ich von Udo Latteks Tod erfahren. Eine Trainer-Legende ist von uns gegangen. Mein Mitgefühl gilt seiner Familie.“

Wolfgang Niersbach (DFB-Präsident): „Udo Lattek war nicht nur der erfolgreichste Trainer der Bundesliga-Geschichte, sondern eine herausragende Persönlichkeit des deutschen Fußballs. Der DFB hat ihn 2012 für sein Lebenswerk ausgezeichnet, weil er über Jahrzehnte den Fußball entscheidend mitgeprägt hat. Seine Meisterschaften und Titel werden uns allen ebenso in Erinnerung bleiben wie seine direkte, aber immer liebenswerte Art. Udo Lattek war schon zu Lebzeiten eine Legende, er wird uns fehlen.“

Reinhard Rauball (Ligaverbands-Präsident und Präsident von Latteks Ex-Verein Borussia Dortmund): „Die Bundesliga trauert um einen außergewöhnlichen Sportsmann und einen außergewöhnlichen Menschen. Wie viele im deutschen Fußball verliere ich mit Udo Lattek einen Freund. Wir haben uns vor über 30 Jahren kennen und schätzen gelernt. Ehrlich, gradlinig und manchmal stur – das zeichnete Udo Lattek aus. Und gleichzeitig war er sensibel, hatte als Trainer immer ein offenes Ohr für die Befindlichkeiten seiner Spieler. Seine Erfolge sprechen für sich. Acht deutsche Meistertitel werden auf absehbare Zeit unerreicht bleiben. Er prägte mehrere Spieler-Generationen im deutschen Fußball, viele seiner einstigen Schüler sind ihm heute noch in Dankbarkeit verbunden. Die Bundesliga wird Udo Lattek als einen ihrer herausragenden Protagonisten in Erinnerung behalten. Mein Beileid gilt seiner Frau und seiner Familie.“

Franz Beckenbauer (Weltmeister als Spieler und Trainer und jahrelang Spieler unter Lattek, via Twitter): „Traurige Nachricht: Der große Udo Lattek ist tot. Ich hatte gehofft, dass ihm die Krankheit noch gute Tage lässt #RIP“

Karl-Heinz Rummenigge (Vorstandschef Bayern München und einst Spieler unter Lattek): „Die Nachricht vom Tod Udo Latteks hat uns tief getroffen und bewegt. Sein Name ist so eng mit dem Aufstieg des FC Bayern München in den erfolgreichen 70er Jahren verbunden. Udo Lattek war einer der erfolgreichsten deutschen Fußballtrainer. Dazu war er über Jahrzehnte lang eine der großen Persönlichkeiten des Sports, national und international. Mit ihm verlieren wir einen der großen Männer des FC Bayern, einen persönlichen Förderer und Freund.“

Pep Guardiola (Trainer Bayern München): „Udo Lattek war ein überragender Fußballlehrer und eine große Persönlichkeit. Er hat als Coach beim FC Barcelona große Fußspuren hinterlassen.“

Jürgen Klopp (Trainer Borussia Dortmund): „Ich habe ihn vor allem als Mensch kennengelernt. Er war ein großartiger Typ, der uns jüngere Kollegen auf Augenhöhe behandelt hat. Er hat bei so vielen Vereinen Großartiges geleistet und ist immer Udo Lattek geblieben. Er war ein Großer, und das schaffen nur ganz wenige.“

Lothar Matthäus (Rekordnationalspieler, via Facebook): „Die Meldung vom Tod Udo Latteks hat mich sehr getroffen. Udo war als Trainer und Mensch ein Vorbild, der mich als jungen Profi sehr geprägt hat und dem ich meine erste deutsche Meisterschaft zu verdanken habe. Unser Kontakt ist nie abgerissen und bei jeder Begegnung hat mir sein Charakter und seine Lebensfreude imponiert. Er hat Spuren hinterlassen, meine Anteilnahme gilt seiner Frau und Familie. Tot ist nur, wer vergessen ist.“

Thomas Müller (Weltmeister vom FC Bayern, via Twitter): „Einer der größten FC-Bayern-Trainer ist leider gestorben. R.I.P. Udo Lattek.“

Lukas Podolski (Nationalspieler von Inter Mailand): „Ein großartiger Typ und großer Trainer hat uns verlassen. Ruhe in Frieden, Udo Lattek.“

Benedikt Höwedes (Weltmeister von Schalke 04): „Wenn im Himmel Fußball gespielt wird, dann ab sofort erfolgreich. Ruhe in Frieden, Udo Lattek!“

FC Barcelona (Latteks Trainerstation von 1981 bis 1983): „Für den Triumph im Europapokal der Pokalsieger im Jahr 1982 wird Udo Lattek in liebevoller Erinnerung behalten. Es war eine Zeit, in der Barca mit Spielern wie Diego Maradona oder Bernd Schuster auftrumpfte.“

Stephan Schippers (Geschäftsführer Borussia Mönchengladbach): „Die Nachricht vom Tod Udo Latteks hat uns tief getroffen. In Udo Lattek verliert der Fußball einen der erfolgreichsten deutschen Trainer und eine große Persönlichkeit. Sein Name ist untrennbar mit Borussias Erfolgen Ende der 70er-Jahre verbunden. Unser Mitgefühl gilt seinen Angehörigen.“

Werner Spinner (Präsident 1. FC Köln): „Im Namen des gesamten 1. FC Köln drücke ich Udo Latteks Angehörigen unser tiefes Mitgefühl aus. Mit Udo Lattek verliert der deutsche Fußball nicht nur einen der erfolgreichsten Trainer seiner Geschichte, sondern auch eine seiner prägendsten Persönlichkeiten. Er wird hier in Köln nicht vergessen werden.“

Toni Schumacher (Vizepräsident 1. FC Köln): „Das ist ein trauriger Tag für den deutschen Fußball, er war einer der ganz großen Trainer dieser Welt. Ich hatte leider nie das Glück, ihn als Trainer oder Manager zu haben, aber er war ein liebenswerter Mensch. Und er konnte immer gut mit Stars umgehen.“

Ivo Hrstic (“Sport1“-Nachrichtenchef): "Udo Lattek war ein großer Trainer, aber ein noch größerer Mensch. Ich hatte die große Ehre, mit ihm und Jörg Wontorra sieben Jahre lang den Doppelpass redaktionell zu begleiten. Udo war stolz auf seine zahlreichen Erfolge im Fußball, aber Überheblichkeit und Arroganz waren ihm immer fremd. Seine Bescheidenheit hat uns alle beeindruckt und geprägt. In Udo Lattek verlieren wir eine Fußball-Legende, einen wertvollen Menschen und ein Stück Sport1-Geschichte. Unsere Gedanken sind in diesen schweren Stunden bei seiner Familie.“