Borussen reagieren auf den Schmähgesang des Fußball-Weltmeisters. Bastian Schweinsteiger war bei einer Feier in einer Münchner Bar mit einem Anti-Dortmund-Schlachtruf ausfällig geworden. Entschuldigung folgte.
München/Hamburg. Es ist noch keine zwei Wochen her, da sorgte der sogenannte Gaucho-Gate für einen Aufschrei unter Deutschlands Fußballliebhabern. Jetzt schickt sich ein Weltmeister an, die nächste Debatte wegen eines fragwürdigen Fangesangs anzuschieben.
Auf einer Party in einer Münchner Bar sang Nationalspieler und Bayern-Profi Bastian Schweinsteiger gegen Münchens Dauerrivalen Borussia Dortmund an. „BVB Hurensöhne“, krakeelte der 29-Jährige - die Szene, die sich angeblich zwei Tage nach dem WM-Finale gegen Argentinien (1:0 n.V.) abspielte, wurde mitgeschnitten und landete als Video im Internet. Grund genug für Schweinsteiger, seine offensichtlich nicht ganz ernst gemeinte Entgleisung umgehend zu entschuldigen.
„Hallo, ich melde mich aus dem Urlaub, weil ich mitbekommen habe, dass ein Video von mir verbreitet wird im Internet. Ich möchte mich dafür entschuldigen bei allen Fans von Borussia Dortmund, Verantwortlichen und Spielern“, sagte Schweinsteiger am Sonntag in einer Videobotschaft auf seiner Facebook-Seite. „Mit dem Schimpfwort will ich keinen beleidigen“, sagte er. Es habe sich um einen bekannten Fansong gehandelt. Schweinsteiger betonte: Er verstehe sich gut mit den Dortmundern.
Das gilt bekanntlich vor allem für Kevin Großkreutz, der die Entschuldigung seines Nationalmannschaftskollegen auch direkt annahm. „Hey Schweini! Die Aktion war nicht cool, aber ich verstehe deine Erklärung zu diesem Thema und ich werde niemals vergessen, was du alles für mich getan hast“, schrieb der Dortmunder bei Facebook über einem gemeinsamen Foto von sich und Schweinsteiger. „Jeder Mensch macht Fehler und damit muss das Thema durch sein.“ WM-Fahrer Großkreutz hatte seinerseits vor dem Turnier mit einem angeblichen Dönerwurf im Kölner Nachtleben und einem Aussetzer in einer Hotellobby ebenfalls für Negativschlagzeilen gesorgt.
Sinken dadurch Schweinsteigers Kapitäns-Chancen?
Schweinsteiger wurde eigentlich als heißester Anwärter auf die Nachfolge von Philipp Lahm als Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gehandelt. Doch nach seinem undisziplinierten Verhalten stellt sich die Frage, ob sich der 29-Jährige selbst aus dem engeren Kandidatenkreis heraus katapultiert hat.
Der Kapitän der DFB-Elf muss das Team auch nach außen repräsentieren. Ein solches Fehlverhalten ist trotz Entschuldigung eigentlich nicht tragbar für höhere Ämter innerhalb der Mannschaft. Sein Vereinskollege Manuel Neuer, Sami Khedira und kurioserweise der Dortmunder Mats Hummels rücken nach Schweinsteigers Fehltritt enger in Fokus, Lahm als Spielführer zu beerben.
BVB reagiert mit speziellem Angebot
Bei der WM hatte Schweinsteiger seinen WG-Mitbewohner Großkreutz immer wieder aufgebaut. „Er hat mir vom ersten Tag an geholfen und machte mir Mut, wenn ich wieder nicht spielte“, sagte Großkreutz dem kicker: „Wir sind in dieser langen gemeinsamen Zeit tatsächlich Freunde geworden. Bastian hat mir per Video sogar Geburtstagsgrüße aus dem Urlaub geschickt.“
Auch für BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ist das Thema offensichtlich erledigt. „Wir machen da jetzt kein Fass auf. Denn wir halten Schweinsteiger für einen anständigen und netten Kerl, eigentlich“, sagte er der Bild-Zeitung.
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Der Verein selbst reagierte über seinen öffentlichen Facebook-Auftritt. Dort teilte Borussia Dortmund mit: „Lieber Bastian Schweinsteiger, dass man nach einer errungenen Fußball-Weltmeisterschaft (zu der wir abermals ganz herzlich gratulieren!) mal ein Weißbier trinkt, Emotionen rauslässt und die eine oder andere unbedachte gesangliche Äußerung tätigt – geschenkt und gar kein Problem!“, schrieb der BVB an Schweinsteiger. „Wir haben Dich immer für einen fairen Sportsmann gehalten, hätten wegen Deines Songs nie ein Fass aufgemacht und akzeptieren dennoch – selbstverständlich – Deine Video-Entschuldigung.“
Die Borussia wünschte dem Bayern-Profi „noch schöne Urlaubstage in Kroatien“ und bot ihm unter „P.S.“ Gesangsnachhilfe an: „Aus schräg kann man gerade machen. Wenn Du mal Gesangsunterricht brauchst, sag' einfach Bescheid. Wir helfen wirklich immer gern.“
Debatte unter den Fans
Unter den Fans gibt es derweil wie zu erwarten unterschiedliche Ansichten zu Schweinsteigers „unglücklicher Aktion“, wie er sie selbst beschrieb. Während etliche Anhänger im Internet die Entschuldigung des Bayern-Profis als große Geste würdigen, stellen andere bereits die Ambitionen Schweinsteigers auf das seit Philipp Lahms Rücktritt vakante Amt des DFB-Spielführers infrage (User-Kommentar auf Facebook: “Ich hätte dir mehr Grips zugetraut“).
Andere wiederum schütteln vor allem über das Umfeld des Münchners den Kopf. „Mir als BVB Fan ist das egal, nur was für Freunde hat Herr Schweinsteiger die ihm auf einer Private Party filmen und ins Netz stellen“, schrieb ein Nutzer exemplarisch auf der Facebookseite Schweinsteigers.
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