Bastian Schweinsteiger ist kein Einzelfall: Auch andere Fußball-Profis sorgten mit ihren Schmähgesängen für Eklats. Der HSV wurde einst vom damaligen Werder-Torwart Tim Wiese beleidigt.
Hamburg. Bastian Schweinsteiger ist derzeit in aller Munde. Seit Sonntagnachmittag kursiert ein Video des Nationalspielers im Internet, in dem er auf einer Party in einer Münchner Bar einen Borussia-Dortmund-feindlichen Fangesang anstimmte. Offensichtlich angeheitert sang der 29-Jährige „BVB Hürensöhne“. Die Szene soll sich zwei Tage nach dem gewonnenen WM-Finale gegen Argentinien (1:0 n.V.) abgespielt haben, wurde aber jetzt erst im Netz verbreitet.
Knapp zwei Wochen nach dem Gaucho-Tanz der Nationalspieler auf der Berliner Fanmeile löste nun der nächste fragwürdige Fangesang eines Weltmeisters eine bundesweit ausgetragene Debatte aus. Schweinsteiger reagierte prompt und entschuldigte sich förmlich und ebenfalls per Video auf seiner Facebook-Seite. „Mit dem Schimpfwort will ich keinen beleidigen“, sagte er. Es habe sich um einen bekannten Fansong gehandelt. Schweinsteiger betonte: Er verstehe sich gut mit den Dortmundern.
Doch die Vergangenheit zeigt: Schweinsteigers Schmähgesang ist kein Einzelfall. Mit demselben Wortlaut fielen bereits die Spieler von Holstein Kiel während der Auslosung des DFB-Pokal-Viertelfinals negativ auf. Nach dem überraschenden Coup des Viertligisten gegen Mainz 05 (2:0) feierten die Spieler feucht-fröhlich den Einzug unter die letzten Acht. Während eines Interviews mit dem damaligen Kieler Trainer Thorsten Gutzeit grölten die Spieler, die die Live-Schalte der ARD offenbar nicht bemerkten, im Hintergrund „BVB Hurensöhne“.
Einen verbalen Aussetzer leistete sich auch Union Berlins Offensivspieler Christopher Quiring, nachdem Hertha BSC 2012 das Berlin-Derby an der Alten Försterei mit 2:1 für sich entschied. „Die jubeln in unserem Stadion – das kotzt mich an! Das muss man erst mal verdauen. Mein Tor ist mir scheißegal. Wenn die Wessis in unserem Stadion jubeln, dann krieg‘ ich das Kotzen“, sagte der damals 21-Jährige, der über ein Jahr nach dem Mauerfall zur Welt kam, im Interview bei Sport1.
Selbst ein renommierter Spieler wie der langjährige DFB-Kapitän Michael Ballack sorgte mit seinem Fangesang für einen Aufreger. Im Jahr 2011 kletterte der damalige Leverkusener Profi nach dem 2:0-Sieg gegen Schalke den Zaun entlang des Fanblocks der Werkself hoch und brüllte: „Scheiß FC Köln“.
Für einen Skandal sorgte auch Tim Wiese. Der damalige Torwart von Werder Bremen peitschte die Fans nach dem 2:0-Heimsieg gegen den Nordrivalen aus Hamburg ein. „Scheiß HSV“, schrie Wiese ins Megaphone.
Mit demselben Wortlaut – nur gleich mehrere Vereine beleidigend – fiel auch Gerhard Tremmel 2008 negativ auf. Der damalige Torwart von Energie Cottbus verlor die Fassung nach dem 2:1-Sieg gegen Rostock und sang zu den Fans „Scheiß Hansa Rostock! Scheiß Dynamo Dresden! Scheiß Hertha BSC!“ Bei den Berlinern handelte es sich kurioserweise um seinen Ex-Verein, was ihn nicht von einer verbalen Entgleisung abhielt.
Während der Karlsruher Aufstiegsfeier auf dem Rathausbalkon im Jahr 2007, als es eigentlich nur Grund zur Freude gab, schnappte sich Maik Franz das Mikro und stimmte den Hassruf „Stuttgarter Arschlöcher“ an. Vereinzelt folgten ihm Teamkollegen, die Fans stiegen ebenfalls mit ein. Die Feierlichkeit wurde live im Südwestfunk übertragen, was die KSC-Verantwortlichen wohl dazu animierte, Franz das Mikrofon schnellstmöglich abzustellen.
Unvergessen bleibt auch der Gaucho-Tanz der sechs Nationalspieler Roman Weidenfeller, Shkodran Mustafi, André Schürrle, Miroslav Klose, Mario Götze und Toni Kroos, die den WM-Titel auf der Berliner Fanmeile ausgelassen feierten. Dabei sangen die sechs Weltmeister den seit Jahren bekannten Fan-Song “So geh‘n die Gauchos, die Gauchos, die geh‘n so“ und „So geh‘n die Deutschen, die Deutschen, die geh‘n so“. Zu der Passage über die Gauchos ging man gebückt und sang leise, entsprechend laut jubelten die Spieler bei der Textzeile über das deutsche Team.
Der nächste Schmähgesang eines Fußball-Profis wird sicherlich nicht lange auf sich warten lassen.