Der Franzose sei „froh, dass das Thema vom Tisch ist“. Außerdem sagte der Bayern-Star trotzig: „Ich bin kein Egoist, und dieser Titel ist nicht mein Ziel.“ Ribérys Landsmann Platini meckert über das Wechselspiel Messi/Ronaldo.
Zürich. Einen Tag nach der für ihn enttäuschend verlaufenen Wahl zum Weltfußballer des Jahres hat der unterlegene Bayern-Star Franck Ribéry sein Schweigen gebrochen.
„Was hätte ich noch mehr machen können, als mit Bayern alles zu gewinnen? Ob Zweiter oder Dritter ist doch total egal. Ich bin kein Egoist, und dieser Titel ist nicht mein Ziel“, sagte der 30 Jahre alte Franzose bei bild.de am Dienstag.
„Ich will lieber noch mal alles mit Bayern gewinnen und Weltmeister werden. Das ist wichtig“, sagte Ribéry und fügte an: „Ich bin froh, dass das Thema jetzt vom Tisch ist.“
Ribéry musste sich trotz seiner fünf gewonnenen Titel mit den Bayern Cristiano Ronaldo von Real Madrid und Lionel Messi vom FC Barcelona geschlagen geben.
Direkt nach der Weltfußballer-Wahl war Ribéry zunächst gar nicht nach öffentlichen Erklärungen zumute, der Franzose verschwand durch den Hinterausgang des Züricher Kongresshauses wortlos direkt Richtung nahe gelegenes Spielerhotel.
Platz drei hinter dem vor Glück weinenden Sieger Cristiano Ronaldo und sogar noch hinter dem 2013 häufig verletzten Lionel Messi war viel weniger, als sich Ribéry nach seinem Superjahr erhofft und erwartet hatte.
„Natürlich hätte ich gerne gewonnen“, sagte Ribéry am Dienstag, „aber das ist okay. Wir Bayern-Spieler und ich erst recht, sind einfach total stolz hier vertreten gewesen zu sein.“ Der Preis wäre toll gewesen, „vor allem für die Fans, den Klub und meine Frau. Für mich ist er nicht das Wichtigste“.
Streicheleinheiten von Heynckes
Spaß bei der Fifa-Gala in Zürich hatte Ribéry aber trotzdem - vor allem mit dem Argentinier Messi: „Das ist ein Super-Typ. Ich hab viel mit ihm gequatscht, hat riesig Spaß gemacht.“
Auch über das Wiedersehen mit Ex-Coach Jupp Heynckes, der zum Welttrainer des Jahres gekürt wurde, freute sich der Edeltechniker. Nach einem gemeinsamen Foto gab es auch von Heynckes noch einmal Streicheleinheiten: „Ich muss ehrlich sagen, ich bin auch enttäuscht, genau wie der Franck. Aber er wird auch wieder weiter richtig gut spielen“, sagte Heynckes, „Franck hätte das gerne gewonnen. Aber er wird da schon drüber hinwegkommen.
Auch Bayern-Kapitän Philipp Lahm, gemeinsam mit Manuel Neuer und Ribéry in die Fifa-Weltauswahl berufen, versuchte sich in moderaten Tönen. „Ich habe ihn gewählt, er hätte es verdient gehabt. Aber es standen drei sehr gute Spieler zur Auswahl.“
Platini poltert gegen die Fifa
Die Debatte über die Regeln der Fifa-Wahl war da aber schon längst entbrannt. Und es bedurfte nicht einmal böser Worte der Bayern-Bosse, die wie Präsident Uli Hoeneß vorab prophylaktisch mit Begriffen wie Betrug oder Sauerei die Wahl für den Fall der nun eingetretenen Ribéry-Niederlage angezweifelt hatten.
Zum ersten Kritiker schwang sich Ribérys Landsmann und Uefa-Chef Michel Platini auf, der die emotional aufgeladene Atmosphäre gleich zu einem Seitenhieb auf seinen Rivalen, Fifa-Präsident Joseph Blatter, nutzte. Dass Tore statt Titel ganz offenkundig den Ausschlag für die Vergabe des Ballon d'Or gaben, wollte dem in den 80er Jahren selbst dreimal mit der damals noch Europas Besten verliehenen Trophäe gar nicht passen.
„Ich bin sehr enttäuscht für Franck Ribéry. Wird es im nächsten Jahr wieder Ronaldo-Messi, in zwei Jahren Messi-Ronaldo und in drei Jahren Ronaldo-Messi? In den vergangenen 50 Jahren hat der Ballon d'Or dem Erfolg auf dem Platz Rechnung getragen. Er wird nun mehr für die globale Leistung der Spieler vergeben, und das führt zu einem Problem“, moserte Platini.
Rummenigge und Sammer sind stolz
Beim FC Bayern sind sie dennoch stolz auf ihren Franck. „Er hat in der Mannschaftssportart Fußball alle wichtigen Meisterschaften und Pokale gewonnen, die es im Jahr 2013 national, in Europa und weltweit zu holen gab“, erklärte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. „Nach der Wahl zu Europas Fußballer des Jahres ist dieser dritte Platz einmal mehr die Bestätigung seiner großartigen Leistungen sowie der Titel, die er mit dem FC Bayern gefeiert hat.“
„Es ist eine demokratische Wahl. Das muss man anerkennen, man muss gratulieren. Aber für uns ist Franck der Beste“, erklärte Sportvorstand Matthias Sammer: „Er hat alles gewonnen, hat alles dafür gemacht. Aber andere haben entschieden. Er hat ja auch noch ein paar gute Jahre vor sich und kann noch gewinnen.“