Der Titelverteidiger hatte mit Pilsen mehr Mühe, als ihm lieb sein konnte. Am Ende sorgte Einwechsler Mandzukic für den Goldenen Treffer. Das 1:0 ist der neunte Bayernsieg in der Königsklasse in Folge.

Pilsen. Titelverteidiger Bayern München hat vorzeitig das Achtelfinale in der Champions League erreicht. Der deutsche Fußball-Rekordmeister feierte mit dem 1:0 (0:0) bei Viktoria Pilsen den vierten Sieg im vierten Spiel und ist nicht mehr von einem der ersten beiden Plätze in der Gruppe D zu verdrängen. Durch ein Tor des sechs Minuten zuvor eingewechselten Mario Mandzukic (65.) stellten die Bayern auch den Rekord des FC Barcelona von neun Siegen in Serie in der Königsklasse ein.

In den beiden noch ausstehenden Gruppenspielen bei ZSKA Moskau und gegen den ebenfalls schon für die Runde der letzten 16 qualifizierten englischen Ex-Meister Manchester City geht es für den Triple-Sieger nur noch um den Gruppensieg. Mit zwölf Punkten aus vier Spielen haben die Bayern die beste Ausgangsposition.

Zwei Wochen nach dem lockeren 5:0-Hinspielerfolg mangelte es dem deutschen Rekordmeister vor 11.360 Zuschauern im Stadion Struncovy zunächst an Tempo und der letzten Konsequenz in den Aktionen. Zudem leisteten sich die Münchner ungewohnt viele Ballverluste im Spielaufbau und technische Fehler. Die von Trainer Pep Guardiola angekündigten Korrekturen am Konzept blieben weitgehend aus. Seine Mannschaft entwickelte erst in der zweiten Halbzeit mehr Zug zum Tor, vergab aber zahlreiche Chancen für einen höheren Sieg.

Lahm und Kross unzufrieden

„Wir müssen es schleunigst hinbekommen, dass wir die Anfangsphase nicht so verpennen wie in letzter Zeit. Ich weiß nicht, ob wir glauben, dass es zu einfach geht“, mahnte Kapitän Philipp Lahm. Denn die Bayern zeigten beim tschechischen Meister lange Zeit Dienst nach Vorschrift. „Es war jetzt kein Festival, wir haben uns relativ schwer getan. Wir hatten zu viele einfache Ballverluste“, analysierte Toni Kroos. „Wir haben zwölf Punkte nach vier Spieltagen, das ist auch nicht als selbstverständlich anzusehen. Darauf können wir stolz sein.“ Auch Nationalkeeper Manuel Neuer zeigte sich trotz des eingestellten Rekords nicht zufrieden: „Das ist schön, aber wir hätten uns trotzdem eine bessere Leistung gewünscht.“

Erst spät zeigte Präsident Uli Hoeneß am Tag nach der zugelassenen Anklage gegen ihn wegen Steuerhinterziehung einen zufriedenen Gesichtsausdruck auf der Tribüne neben Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Auch der Vereinspatron dürfte vor dem Anpfiff erstaunt auf die Rotation von Guardiola geblickt haben: Wie vor zwei Wochen beim lockeren 5:0-Heimsieg bildeten Daniel van Buyten und Diego Contento anstelle von Dante und Jerome Boateng die Innenverteidigung.

Dieses Wagnis wäre schon nach drei Minuten fast nach hinten losgegangen: Nach einem Stellungsfehler brachte Contento Pilsens Stürmer Stanislav Tecl im Laufduell zu Fall, der spanische Schiedsrichter Antonio Mateu Lahoz verweigerte allerdings den fälligen Strafstoß.

Bayern fehlte die Körperspannung

In der schwungvollen Anfangsphase präsentierte sich der Außenseiter gefährlicher als im kompletten Hinspiel und rehabilitierte sich vor den eigenen Fans für den unterwürfigen Auftritt in München. Mutiger und giftiger suchte Pilsen immer wieder die Offensive, den Bayern fehlte hingegen die Körperspannung, letzte Konzentration und richtige Entschlossenheit.

Die Münchner versuchten mit ihrem Kombinationsspiel durchzukommen und übernahmen nach dem ersten Ansturm der Tschechen zunächst das Kommando. Dem als Spitze aufgestellten Thomas Müller bot sich die erste Schusschance (8.), per Freistoß sowie Fernschuss prüfte David Alaba (11./13.) den gegnerischen Keeper Matú¨ Kozácik. Die größte Bayern-Chance vor der Pause vergab Bastian Schweinsteiger nach Vorlage von Mario Götze mit einer Direktabnahme an den Pfosten (16.).

In der Defensive zeigte sich, dass Guardiola mit seiner Experimentierfreudigkeit an die Grenzen stößt. Vor allem die Lässigkeit der wackligen zentralen Abwehr lud Pilsen mehrfach zu guten Gelegenheit ein, bei denen sich aber die fehlende Qualität bemerkbar machte. Erst scheiterte der Ex-Augsburger Milan Petr¸ela mit seinem Schussversuch (36.), Momente später ging der Flugkopfball von Daniel Kolár knapp über das Tor von Neuer.

Nach der schwächsten Halbzeit dieser Champions-League-Saison ließen die Bayern doch den Willen zum Sieg erkennen. In höchster Not klärte Marián Ci¨ovský vor der Linie den Versuch von Lahm und verhinderte in dessen 78. Partie das erste Champions-League-Tor des Bayern-Kapitäns (49.). Mit der Einwechslung von Mario Mandzukic und Xavi Martinez für Schweinsteiger und Müller setzte Guardiola nach knapp einer Stunde auf größere körperliche Präsenz.

Im Anschluss an das 2:1 bei 1899 Hoffenheim hatte der Spanier angekündigt, sein Konzept ändern zu wollen. Gegen Pilsen machte sich hingegen die personelle Korrektur schnell bezahlt: Nur sechs Minuten nach seiner Einwechslung drückte Mandzukic völlig freistehend eine Flanke von Lahm per Kopfball über die Linie. Pilsen blieb aufmüpfig, Tecl belohnte die tapfer kämpfenden Tschechen aber nicht mehr.

Statistik

Pilsen: Kozacik – Rajtoral, Cisovsky, Prochazka, Hubnik (71. Reznik) – Horava, Horvath – Petrzela, Kolar, Duris (84. Pospisil) – Tecl (87. Bakos). – Trainer: Vrba

München: Neuer – Rafinha, van Buyten, Contento, Alaba – Lahm – Götze (87. Weiser), Schweinsteiger (59. Martínez), Toni Kroos, Ribery – Thomas Müller (59. Mandzukic). – Trainer: Guardiola

Schiedsrichter: Antonio Mateu Lahoz (Spanien)

Tor: 0:1 Mandzukic (65.)

Zuschauer: 11.360

Beste Spieler: Kozacik, Horvath – Alaba, Lahm

Gelbe Karten: Hubnik (2), Kolar, Horvath

Erweiterte Statistik (Quelle: impire):

Torschüsse: 12:22

Ecken: 6:9

Ballbesitz: 32:68 %