Deutschlands härteste Steuerfahnderin Margrit Lichtinghagen macht dem Bayern-Präsidenten Hoffnung. Sie halte es für sehr unwahrscheinlich, dass Hoeneß tatsächlich ins Gefängnis muss.
München. Präsident Uli Hoeneß von Rekordmeister Bayern München darf in seiner Steueraffäre auf eine Bewährungsstrafe hoffen. Das zumindest behauptet die Juristin Margrit Lichtinghagen. Sie halte es für „sehr unwahrscheinlich“, dass Hoeneß tatsächlich ins Gefängnis muss, sagte Lichtinghagen.
Die 59-Jährige hatte als Staatsanwältin im Frühjahr 2008 bundesweite Bekanntheit erlangt, als sie den damaligen Post-Chef Klaus Zumwinkel wegen Steuerhinterziehung verhaften ließ. Hoeneß habe öffentlich Reue gezeigt und damit eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine Bewährungsstrafe erfüllt, sagte Lichtinghagen.
Durch seine Selbstanzeige habe er überdies bewiesen, dass er „zu einem rechtstreuen Verhalten zurückfinden will“. Die Juristin wollte zudem nicht ausschließen, dass sich Hoeneß und die Justiz vor Beginn der Hauptverhandlung am 10. März 2014 auf einen „Deal“ einigen könnten, um das Verfahren zu beschleunigen - und Hoeneß den Weg zu einer Bewährungsstrafe zu ebnen.
Hoeneß muss im Frühjahr vor Gericht
Hoeneß muss sich im kommenden Frühjahr wegen Steuerhinterziehung vor Gericht verantworten. Die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts München II habe die Anklage gegen den 61-Jährigen „unverändert“ zugelassen, teilte die Pressestelle des Oberlandesgerichts München am Montag mit. Der Bayern-Aufsichtsrat stellte sich hinter seinen Chef.
„Ich bin überrascht, dass unsere Selbstanzeige von den Behörden bis heute nicht als wirksam erachtet wird. Wir werden in den nächsten Monaten bis zum Prozess im März alles tun, um das Gericht von unseren Argumenten zu überzeugen“, sagte Hoeneß.
Nach Planung des Gerichts muss Hoeneß vom 10. März an auf der Anklagebank Platz nehmen. Insgesamt sind vier Verhandlungstermine angesetzt, zudem ist die Vernehmung von vier Zeugen geplant. Die Staatsanwaltschaft München II hatte Ende Juli Anklage gegen den 61 Jahre alten Vereinschef erhoben.
Einzelheiten zum Anklagevorwurf können „aufgrund der besonderen Geheimhaltungspflichten in Steuerstrafverfahren“ bis zur Verlesung des Anklagesatzes in öffentlicher Sitzung nicht mitgeteilt werden, erklärte das Gericht. Bei besonders schwerer Steuerhinterziehung drohen Freiheitsstrafen bis zu zehn Jahren.
Hoeneß hatte sich im vergangenen Januar selbst beim Finanzamt angezeigt. Trotz der Affäre behielt Hoeneß seine Posten beim Münchner Triple-Sieger. Auch nach dem Bekanntwerden des Gerichtsverfahrens hält der Bayern-Aufsichtsrat an seinem Chef fest. Das Gremium sei „einvernehmlich der Meinung, dass Uli Hoeneß das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden der FC Bayern München AG trotz der nun erfolgten Eröffnung des Hauptverfahrens weiter ausüben soll“, hieß es in einer Stellungnahme.
SPD kritisiert Festhalten an Präsident Hoeneß
Nach der Anti-Korruptionsorganisation Transparency International hat auch die SPD deutliche Kritik an Bayern Münchens Festhalten an Präsident Uli Hoeneß geäußert. „Die rechtsstaatliche und moralisch-ethische Ignoranz dieser Spitzenmanager schlägt dem Fass den Boden aus“, sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Joachim Poß mit Blick auf die Aufsichtsratsmitglieder des Champions-League-Gewinners.
Dem neunköpfigen Gremium gehören Top-Manager von Weltfirmen wie adidas (Herbert Hainer), Audi (Rupert Stadler), Telekom (Timotheus Höttges) oder VW (Martin Winterkorn) an. Er habe jedenfalls „andere rechtsstaatliche und moralische Vorstellungen als diese hochmögenden Herren“, sagte Poß, „das verschlägt einem schon gelegentlich die Sprache. Hoeneß sei zur „Symbolfigur der Oberschichtenkriminalität mit Namen Steuerbetrug geworden“.