Der freiwillige Verzicht auf ein eigentlich gegebenes Handtor zeigt den Charakter des Stürmers - der auch Bundestrainer Löw überzeugt.
Der italienische Fußballverein Lazio Rom zahlt Miroslav Klose zwei Millionen Euro im Jahr, damit er Tore schießt. Am Donnerstag aber feierten die Italiener den deutschen Nationalspieler, weil er keins geschossen hatte. Im Gegenteil: Klose ging nach seinem Führungstreffer in der dritten Minute des Ligaspiels beim SSC Neapel zum Schiedsrichter und gab zu, den Ball mit der Hand gespielt zu haben. Rom verlor 0:3. Das Fachblatt "Corriere dello Sport" adelte Klose als preiswürdigen "Meister und Gentleman".
"Mir ist der Ball an die Hand gesprungen", sagte Klose nur. "Es ist für mich das Normalste auf der Welt, dies dann auch zu sagen." Genau das ist es eben nicht. Wenn sich alle Fußballprofis so verhielten, müsste es keine Fair-Play-Preise geben, müssten die Fernsehkameras keine Tricksereien enthüllen, müsste Fußballboss Sepp Blatter keine Lobeshymnen twittern.
Natürlich gibt es Spieler wie St. Paulis Marius Ebbers, der (auf Befragen des Schiedsrichters) ein irreguläres Tor eingestand. Doch nicht das Fairplay ist Kult, sondern der Schwindel. Diego Maradona nahm bei der WM 1986 die "Hand Gottes" zu Hilfe und schämte sich nicht. Auch bei Thierry Henry war die Hand im Spiel, als seine Franzosen 2009 die Iren aus der WM-Qualifikation schossen. Und in der Bundesliga geben jede Woche neue Spieler das Unschuldslamm.
Nun kann man fragen: Würde ein ehrlicher Spieler auch in der letzten Minute im Titelkampf so reagieren? Klose wohl ja. Der hatte schon 2005 im Trikot von Werder Bremen auf einen fragwürdigen Elfmeter verzichtet. Wohl auch wegen des tadellosen Charakters hält Bundestrainer Joachim Löw an seinem Torjäger fest.