Gegen die international zweitklassigen Spanierinnen reichte der DFB-Elf auch eine Zwei-Tore-Führung nicht. Platzverweis für Trainerin Neid.

Motril. Die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft strauchelt weiter: Viereinhalb Monate nach dem bitteren Aus bei der Heim-WM im Viertelfinale gegen Japan mussten die Spielerinnen von Bundestrainerin Silvia Neid in der EM-Qualifikation einen weiteren Rückschlag hinnehmen. Bei Tabellenführer Spanien, bei großen Turnieren bislang nicht in Erscheinung getreten, reichte es für den zweifachen Weltmeister aus Deutschland trotz deutlicher Pausenführung nur zu einem 2:2 (2:0). Mit dem Unentschieden bleiben die deutschen Fußball-Frauen Zweiter der Gruppe 2. Die eingewechselte Willy verhinderte mit ihrem späten Treffer (90.+1) den schon sicher geglaubten Sieg der DFB-Auswahl. "Wir haben das Spiel nicht aus der Hand gegeben. Wir haben nur unsere Chancen nicht reingemacht. Die Spanierinnen haben dagegen aus zwei Chancen zwei Tore gemacht. Wir fahren mit einem Punkt nach Hause, damit können wir leben“, sagte Spielmacherin Fatmire Bajramaj.

"Wir gehen selbstbewusst ins nächste Jahr und haben neue Ziele vor Augen: Die EM-Qualifikation und der Europameistertitel 2013“, sagte Stürmerin Alexandra Popp. Auch Neid, deren Auswahl trotz der Rücktritte von Birgit Prinz, Kerstin Garefrekes, Ariane Hingst und Ursula Holl nach wie vor zum Großteil aus WM-Teilnehmerinnen besteht, bleibt trotz des Rückschlags in Spanien bei ihrer Vorgabe: "Unsere Ansprüche an uns selbst sind nach wie vor sehr hoch. Wir wollen weiterhin zur Weltspitze gehören und auf dem direkten Weg zur EM.“ Nur die sieben Gruppenersten und der beste Zweite fahren ohne Playoff-Umweg nach Schweden. Während des Spiels wirkte Neid allerdings durchaus angespannt, kurz vor Schluss wurde die Bundestrainerin sogar auf die Tribüne geschickt.

Vor rund 2500 Zuschauern Estadio Municipal Escribano Castilla in der Provinz Granada hatte Lena Goeßling den EM-Titelverteidiger in der 27. Minute in Führung gebracht. Ein Eigentor der Spanierin Ruth Garcia (30.) sorgte sogar für das 2:0. Verónica Boquete leitete dann mit ihrem Treffer (57.) die Aufholjagd der Gastgeberinnen ein. Mit dem Remis behaupteten die weiter ungeschlagenen Spanierinnen mit 13 Punkten aus fünf Partien die Tabellenführung.

Mit dem Rückenwind des 17:0-Rekorderfolgs gegen Kasachstan fünf Tage zuvor übernahmen die Gäste sofort die Kontrolle. Auf dem engen und holprigen Rasen blieb in der Offensive zunächst aber noch vieles Stückwerk. Torjägerin Alexandra Popp verzog in der 6. Minute aus spitzem Winkel. Viel mehr gelang der DFB-Auswahl aber in der Anfangsphase nicht. Erst als Popp mit einem Kopfball nach Flanke von Simone Laudehr die spanische Torfrau Ainhoa Tirapu zu einer Glanztat zwang (26.), wurden die Aktionen des siebenmaligen Europameisters zwingender.

Nach dem anschließenden Eckball legte Laudehr in ihrem 50. Länderspiel per Kopf für Gößling auf, die per Heber Tirapu überwand. Nur drei Minuten später war Spaniens Keeperin erneut geschlagen. Nach einer Flanke von Fatmire Bajramaj schoss Miriam Diéguez ihre verdutzte Abwehrkollegin Ruth Garcia an – 2:0 für das deutsche Team. "Wir spielen sehr engagiert, haben zwei Tore geschossen und hinten nichts zugelassen. Das war eine sehr gute erste Halbzeit“, lobte Teammanagerin Doris Fitschen.

Kurz nach dem Seitenwechsel hätte Bajramaj schon auf 3:0 erhöhen können, scheiterte aber am Pfosten. Danach jedoch wurden die Gastgeberinnen mutiger und brachten den Favoriten in Bedrängnis. Gäste-Torfrau Nadine Angerer rettete zunächst noch bei einem Schuss von Sonia (57.), wenige Sekunden später war sie jedoch beim Traumtor von Verónica Boquete machtlos.

Im Gegenzug wurde Celia Okoyino da Mbabi ein anscheinend regulärer Treffer wegen einer angeblichen Abseitsstellung aberkannt. Weil Coach Silvia Neid die Entscheidung heftig kritisierte, verwies Referee Katerina Monzul aus der Ukraine die Bundestrainerin auf die Tribüne. Von dort musste Neid dann mitansehen, wie ihre Schützlinge den Sieg noch aus der Hand gaben und so den 12. Erfolg im 13. Länderspiel des Jahres verpassten.

Das Länderspiel-Jahr 2013 beginnt mit einer leichten Aufgabe. Am 15. Februar treffen die Deutschen im nächsten Qualifikationsspiel auf die Türkei, die zuletzt 0:2 in Kasachstan verlor.

Ergebnisse und Tabelle Fußball-EM-Qualifikation

Gruppe 2:

Mittwoch, 23.11.2011: Türkei – Rumänien 1:2 (0:1)

Donnerstag, 24.11.2011: Schweiz – Kasachstan 8:1 (5:1) Spanien – Deutschland 2:2 (0:2)

1. Spanien 5 Spiele 4 Siege 1 Unentschieden 0 Niederlagen 23:5 Tore 13 Punkte

2. Deutschland 4 3 1 0 26:3 10

3. Rumänien 6 3 0 3 13:13 9

4. Schweiz 4 2 0 2 15:9 6

5. Kasachstan 6 1 1 4 3:32 4

6. Türkei 5 0 1 4 3:21 1

Modus: Gruppen-1. plus bester 2. (aus 7 Gruppen) für EM 2013 in Schweden qualifiziert; 6 weitere 2. in der 2. Runde

Nächste Spiele: Mittwoch, 15.02.2012: Türkei - Deutschland; Sonnabend, 31.03.2012: Deutschland – Spanien, Rumänien – Kasachstan, Schweiz – Türkei

Mit Material von sid und dpa