Die Bremer Spieler verliehen ihrer Freude in Tänzen auf dem Podest Ausdruck. Doch durch das Berliner Olympiastadion hallte während der Siegerehrung ein bestimmter Name.

Berlin. Stadionsprecher Christian Stoll soufflierte "Frank", der Bremer Anhang auf den ausverkauften Rängen antwortete mit einem ohrenbetäubenden "Baumann". Für einen Moment wirkte es, als sei die glamouröse Zeremonie mit den elf Hostessen in goldenen Kostümen, der bunten Lichtershow und dem Auflauf an nationalen Fußballgrößen allein ihm zu Ehren gewesen. Dann bekam auch Frank Baumann seine Medaille umgehängt und nahm aus den Händen von Verbandspräsident Theo Zwanziger den DFB-Pokal entgegen. Als er die Trophäe Sekunden später in den Berliner Abendhimmel hob, dröhnte erneut sein Name durch das Oval.

Im Augenblick des großen und für den Klub finanziell eminent wichtigen Triumphs huldigten die Bremer Fans ihrem 33 Jahre alten Kapitän, der nach zehn Jahren Profifußball bei Werder seine aktive Karriere beendete. "Das waren noch einmal sehr schöne Momente. Ich gehe mit zwei lachenden Augen", beteuert Baumann, der ab Januar 2010 als Assistent der Geschäftsführung Sportchef Klaus Allofs zuarbeiten wird.

Tatkräftige Unterstützung könnte sein Vorgesetzter allerdings schon in diesen Tagen gut gebrauchen. Allofs muss ein kniffliges Personal-Puzzle zusammensetzen. Zwar hat der 52-Jährige beim Werben um neue Spieler durch den Pokalgewinn und die damit verbundene zwölfte Teilnahme am internationalen Geschäft in Folge zwei starke Argumente mehr, doch Baumanns Karriereende und Diegos Wechsel zu Juventus Turin bedeuten herbe Verluste. Nicht weniger als Baumanns Führungsgeschick und Diegos sportliche Extraklasse müssen kompensiert werden.

Vor allem die Hierarchie innerhalb der Mannschaft benötigt in der Spitze neue Köpfe. Dass Baumann die Kapitänsbinde auf dem Bankett in der Nacht zum Sonntag als Abschiedsgeschenk mitgegeben wurde, weil kein Nachfolger in Sicht sei, ist zwar nur ein böser Scherz, doch der designierte Nachfolger Torsten Frings (32) hat seinen Leisungszenit überschritten. Und mit Tim Borowski wurde ein Leader mit Stallgeruch vor einem Jahr nach München abgegeben. Wer also soll das grün-weiße Kollektiv zu neuen Titeln führen? "Die Fußstapfen, die ich hinterlasse, sind gar nicht so groß", antwortet Baumann und macht damit das Vakuum deutlich.

Werders Transferpolitik der letzten Jahre zielte mit Neuzugängen wie Siegtorschütze Mesut Özil (20), Sebastian Boenisch (22) oder Sebastian Prödl (21) fast ausschließlich auf hoffnungsvolle Talente, nicht auf fertige, gefestigte Persönlichkeiten. Der Altersdurchschnitt lag in der abgelaufenen Saison bei 24,8 Jahren, nur Hoffenheim hat einen noch jüngeren Kader. Und auch die bisherigen Transferaktivitäten sind eher als mittelfristige Investitionen zu verstehen. Mit Angreifer Marcelo Moreno wurde ein 21-jähriger Bolivianer ausgeliehen, hinzu kommen sollen zudem Mönchengladbachs Mittelfeldmann Marko Marin (20) und der serbische Stürmer Mario Mandzukic von Dinamo Zagreb, der vor zwei Wochen seinen 23. Geburtstag feierte.

"Wir sind mit der Entwicklung unserer jungen Spieler bislang sehr zufrieden", sagt Allofs, der gleichwohl das Problem erkannt hat: "Wir werden in den kommenden Wochen noch einiges tun."