Die Bremer haben die letzte Chance am Schopf gepackt. Die Grün-Weißen ziehen dank des DFB-Pokalsiegs in die Europa Liga ein. Kommt Leverkusens Trainer Bruno Labbadia nun zum HSV?

Berlin. Dank Nationalspieler Mesut Özil hat Werder Bremen zum sechsten Mal den DFB-Pokal gewonnen und sich damit nach einer enttäuschenden Saison in der Fußball-Bundesliga doch noch für den UEFA-Cup-Nachfolger Europa League qualifiziert. Beim 1:0 (0:0)-Sieg im Finale in Berlin gegen Bayer Leverkusen erzielte der 20-Jährige in der 58. Minute den entscheidenden Treffer und bescherte seinem Klub eine Prämie in Höhe von 2,5 Millionen Euro.

Bei den unterlegenen Rheinländern, die den Pokal zum zweiten Mal nach 1993 gewinnen wollten, dürfte Trainer Bruno Labbadia nun wohl vor der Ablösung stehen. Bei einer internen Analyse der Spielzeit am Dienstag soll über die Zukunft des Coaches entschieden werden.

Die Bremer erwischten vor 74.244 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion den besseren Start und dominierten die erste Häfte. Zehn Tage nach dem verlorenen UEFA-Cup-Finale gegen Schachtjor Donezk und eine Woche nach der blamablen 1:5-Bundesliga-Pleite beim neuen deutschen Meister VfL Wolfsburg zeigten sich die Hanseaten wieder in Normalform. Angetrieben von Spielmacher Diego, der sein letztes Pflichtspiel für Werder vor seinem Wechsel zu Italiens Rekordmeister Juventus Turin absolvierte, kamen die Bremer durch Sebastian Prödl zur ersten guten Chance des 66. Pokal-Endspiels.

Nach einer Freistoß-Hereingabe von Diego wuchtete der österreichische Nationalspieler, der den verletzten Per Mertesacker erneut in der Bremer Innenverteidigung vertrat, den Ball allerdings zu unplatziert aufs Bayer-Tor, so dass Nationaltorwart Rene Adler abwehren konnte (6.). Sieben Minuten später stand der Leverkusener Schlussmann erneut im Fokus. Dieses Mal parierte Adler eine verunglückte Flanke von Torsten Frings nur mit Mühe.

Bayer hatte dem Spiel der Bremer in der Offensive zunächst nur wenig entgegenzusetzen. Die Werkself bemühte sich zwar, Schritt zu halten, offenbarte aber immer wieder Ungenauigkeiten im Passspiel und meist nur wenig Zug zum Tor. In der 22. Minute wurde Nationalstürmer Patrick Helmes dann aber über den rechten Flügel glänzend in Szene gesetzt, brachte den Ball jedoch freistehend aus acht Metern nicht aufs Werder-Gehäuse.

Die Bremer, die mit fünf Auswärtssiegen ins Endspiel eingezogen waren, zeigten sich bei ihrer neunten Final-Teilnahme im DFB-Pokal auch davon unbeeindruckt und drängten weiter auf die Führung. Zunächst scheiterte Hugo Almeida aus halbrechter Position an Adler (24.). Dann ließ Leverkusens Torhüter einen Naldo-Freistoß aus 35 Metern nach vorn abprallen, machte seinen Fehler mit einer Parade gegen Diego jedoch wieder gut (26.). Kurz vor der Pause ließen Almeida (44.) und Naldo (45.) weitere gute Chancen ungenutzt.

Nach dem Seitenwechsel konnte Bayer seine Unterlegenheit im Mittelfeld ein wenig ausgleichen und wirkte in seinen Aktionen etwas zielgerichteter. Für Gefahr sorgte vorerst aber nur ein Gewaltschuss von Tranquillo Barnetta aus 25 Metern, den Werder-Keeper Tim Wiese entschärfte (54.). Die Bremer antworteten prompt. Nach einem schönen Zuspiel von Diego traf der wegen seiner Leistungen zuletzt harsch kritisierte Özil aus spitzem Winkel zur Führung. Adler gab bei dem Gegentreffer keine gute Figur ab, der Schuss wurde allerdings von Manuel Friedrich leicht abgefälscht.

Erst nach dem 0:1 wachte Leverkusen auf und verstärkte seine zuvor mangelhaften Offensivbemühungen. So hatte Renato Augusto nach Zuspiel von Michal Kadlec eine gute Chance zum Ausgleich (63.). "Nach den schweren Wochen ist das eine ganz tolle Leistung", schwärmte Bremens Manager Klaus Allofs. "Die Spiele gegen den HSV haben so viel Substanz gekostet, dass wir die Pause bis zum Finale dringend gebraucht haben." Trainer Thomas Schaaf war vor allem von seinem Torschützen begeistert: «Wir haben vor dem Spiel ausgegeben, dass der gewinnt, der den größten Willen hat und alles für den Erfolg tut. Man hat gesehen, dass wir den Pokal wollten. Es war ein tolles Spiel. Und wir haben einen großartigen Spieler mit Mesut Özil, aber er hat sich immer wieder um den Lohn gebracht, weil er nicht abschließt. Heute hat er das gemacht. Was er in dieser Saison schon geleistet hat, verdient ein Kompliment.»

Bei den Bremern, bei denen Manschaftskapitän Frank Baumann das letzte Spiel seiner Karriere bestritt, war außer Özil der Brasilianer Diego auffällig. Im Bayer-Trikot wussten Renato Augusto und mit Abstrichen Kadlec zu überzeugen.

Bayer-Trainer Bruno Labbadia drückte sich nach dem Abpfiff um ein klares Bekenntnis zum Klub. "Wenn die Voraussetzungen geschaffen und Störfaktoren behoben werden, kann ich mir eine Fortsetzung meines Engagements hier vorstellen", erklärte der Coach, der beim HSV auf der Wunschliste steht. Auch Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser schien nicht mehr zu 100 Prozent von seinem Trainer überzeugt: "Er muss gewisse Dinge ablegen und gewisse Dinge annehmen. Labbadia ist ein junger Trainer, der noch viel lernen muss. Dennoch bin ich optimistisch, dass eine Fortsetzung der Zusammenarbeit möglich ist." Anfang nächster Woche soll ein abschließendes Gespräch Gewissheit bringen. Sportdirektor Rudi Völler hatte sich schon vor dem Finale über Labbadia geäußert. «Wir gehen im Moment davon aus, dass es mit Bruno Labbadia weitergeht. Wir haben am Dienstag ein bisschen was zu analysieren - Dinge, die sich aufgestaut haben. Das werden wir intern und sehr direkt besprechen und dann sehen wir mal wie es weitergeht. Wir sind immer noch davon überzeugt, dass Bruno der richtige Trainer ist für unsere Mannschaft - auch wenn es in der Rückrunde nicht so gut lief.»

Das Endspiel der Frauen fand bereits am Nachmittag statt. Dabei haben die Fußballerinnen des FCR Duisburg nach dem UEFA-Cup auch den DFB-Pokal gewonnen. Die Duisburgerinnen siegten in Berlin klar mit 7:0 (2:0) gegen Turbine Potsdam. Damit holte das Team von der Wedau den Cup zum zweiten Mal nach 1998. Turbine verpasste seinen vierten Triumph im DFB-Pokal. Die Brandenburgerinnen hatten die Trophäe von 2004 an dreimal in Serie geholt. Das 25.Frauen-Pokalendspiel in Berlin war das vorläufig letzte im Olympiastadion.