Bayerns Präsident zeigt sich verärgert über den Rasen in Gelsenkirchen und wirft Felix Magath vor, den Platz als Mittel zum Zweck zu benutzen.
Gelsenkirchen. Kaum war der Einzug ins Endspiel perfekt, wechselte Uli Hoeneß in die Abteilung Attacke. Selbst der 1:0-Sieg im Pokal-Halbfinale „auf“ Schalke konnte den Präsidenten des FC Bayern München nicht besänftigen. Zehn Tage vor dem nächsten Showdown der beiden Bundesliga-Spitzenteams in der Meisterschaft an gleicher Stätte heizte er die Stimmung mächtig an. Seinen Ärger über die miserablen Platzverhältnisse bekam auch Schalke-Coach Felix Magath zu spüren: „Ich habe das Gefühl, dass Felix – ich kenne ihn ja – das als Mittel zum Zweck benutzt, um die Defizite seiner Mannschaft auszugleichen.“
Erbost stellte Hoeneß die Chancengleichheit infrage, unterstellte Vorsatz und forderte Konsequenzen: „Das ist nicht in Ordnung. Darüber müssen der DFB oder die DFL entscheiden.“ Ein weiteres Spiel auf einem ähnlich ramponierten Boden am Ostersamstag möchte er den Bayern-Profis unter allen Umständen ersparen. „In solch einer wichtigen Saisonphase so einen Platz anzubieten, gehört sich nicht. Das ist ein Glücksspiel.“ Diese Glücksspiel-Theorie hinderte Hoeneß jedoch nicht daran, den Pokal-Erfolg der Bayern als Fingerzeig für den nun anstehenden Kampf um die Meisterschale zu werten: „Selten ist ein Pokal-Halbfinale so einseitig gewesen.“
Mit seiner Kritik an den Platzverhältnissen stand Hoeneß nicht allein da. Sowohl Karl-Heinz Rummenigge als auch Joachim Löw fanden ähnlich deutliche Worte. „Das war der schlechteste Platz, den ich in einem Bundesliga-Stadion je gesehen habe“, befand Münchens Vorstandschef Rummenigge. Und auch Bundestrainer Löw legte seine übliche Zurückhaltung ab: „Darüber ärgere ich mich von der Tribüne aus. Es ist eine Zumutung, den Zuschauern solch einen Platz anzubieten.“
Die Forderung von Hoeneß nach Konsequenzen wurde bereits erhört. So kündigte Holger Hieronymus, Geschäftsführer Spielbetrieb der Deutschen Fußball Liga (DFL), ein Gespräch mit den Schalkern an. „Es geht hier auch um Wettbewerbsbedingungen. Und die sollten der Bundesliga angemessen sein. Ich bin mir nicht sicher, ob das auf Schalke derzeit der Fall ist“, sagte er der „Welt“ (Freitag-Ausgabe). Allerdings könne kein Club zu einem Austausch des Rasens gezwungen werden.
Angesichts des strengen Winters mit ungewöhnlich viel Schnee hatten die Verantwortlichen darauf verzichtet, die Spielfläche für längere Zeit aus dem Stadion zu fahren. Doch das fehlende Licht und die fehlende Luft machten dem Grün mächtig zu schaffen. Gleichwohl ließ Magath wenig Neigung erkennen, auf die Forderungen der Münchner und die Bedenken der DFL einzugehen. „Die Finanzen wirken sich manchmal auf das Spielfeld aus. Das ist halt so, damit muss man leben“, sagte die Schalker Allmacht mit Bezug auf die angespannte Kassenlage des Revierclubs, die derzeit wenig Spielraum für Ausgaben lässt.
Wie der Coach hielten auch seine Profis die Kritik an der Spielfläche für überzogen. Den Vorwurf von Hoeneß in Richtung Magath quittierte Nationalspieler Heiko Westermann mit einem Lächeln: „Wir haben extra ein paar Schafe auf das Spielfeld geschickt, damit sie noch ein bisschen herumwühlen.“