Vor dem Pokalknüller zwischen Schalke und Bayern hat Christian Nerlinger mit brisanten Äußerungen weitere Emotionen geschnürt.
Gelsenkirchen/München. Prestigeduell, Pokal-Klassiker und richtungsweisendes Vorspiel für die Endspiel-Wochen: Das Halbfinale im DFB-Pokal an diesem Mittwoch (20.30 Uhr/ARD und Sky) zwischen dem FC Schalke 04 und Bayern München hat für das Top-Duo der Bundesliga immense Bedeutung. Nicht zuletzt wegen der besonderen Brisanz versuchen die Rivalen, sich mit kleinen Psychotricks, versteckten Sticheleien und verbalen Scharmützeln gegenseitig zu verunsichern. „Ein direktes Duell um alles oder nichts – das ist unsere Gelegenheit, die Bayern zu schlagen“, kündigte Schalkes Top-Stürmer Kevin Kuranyi selbstbewusst an.
Auch Felix Magath sieht die große Chance, seinen ehemaligen Club im K.o.-Spiel in der ausverkauften Veltins-Arena in die Knie zu zwingen. „Wir wollen ins Finale nach Berlin. Wenn wir eine Chance gegen den FC Bayern haben, dann zu Hause mit unseren fantastischen Fans im Rücken“, sagte der Trainer, der mit den Münchnern 2005 (im Finale gegen Schalke) und 2006 in der Hauptstadt triumphierte und den Meistertitel einfuhr. Sollte es Magath in seinem ersten Jahr gelingen, Schalke ins zwölfte Cup-Finale zu führen, würde das nicht nur willkommene Millionen-Einnahmen bescheren. Es wäre zudem eine Kampfansage im Endspurt der Meisterschaft. Denn in der Liga sind die beiden Teams nur durch einen Punkt getrennt – und bereits am 3. April folgt auf Schalke das nächste „Giganten-Treffen“.
Nach der 1:2-Pleite in Frankfurt, die Schalke mit dem 2:2 in Hamburg tags darauf nicht zur Übernahme der Spitze nutzen konnte, machte Bayern-Coach Louis van Gaal seinen Profis die Bedeutung des Pokal-Krachers deutlich. „Wir bekommen die Gladiolen oder wir sind tot“, sagte der Niederländer martialisch und ließ durchblicken, dass der Gegner seiner Ansicht nach dem Druck nicht gewachsen sei. „Ich denke, der Heimvorteil ist nicht so groß.“ Er sieht den Rekord- Pokalsieger trotz zuletzt gezeigter Schwächen in einer guten Position, zum 17 Mal ins Pokal-Endspiel einzuziehen. Zumal die Statistik für die Münchner spricht: In den sieben bisherigen Pokal-Duellen setzten sich die Bayern sechsmal durch, nur im Halbfinale 2002 zogen sie mit 0:2 n.V. in Gelsenkirchen den Kürzeren – Schalke holte danach zum bisher letzten Mal den „Pott“.
Damit es nicht wieder so kommt, lassen die Münchner nichts unversucht. Am Dienstag heizte Sportdirektor Christian Nerlinger die Stimmung zusätzlich an, in dem er Schalke eine gezielte Foul-Taktik vorhielt. Ihr Spiel sei „von zwei Stilmitteln geprägt“, sagte Nerlinger dem „Münchner Merkur. „Bei Standards sind sie höllisch gefährlich, da muss man wirklich aufpassen. Das zweite Mittel sind taktische Fouls. Wir beim FC Bayern wollen hier aber einen anderen Fußball spielen“, sagte Nerlinger, der der Schalker Spielweise nicht viel abgewinnen kann. „Das ist eine Politik, eine Philosophie, die den Fußball einfach nicht weiterbringt. Es sollte einfach nicht das Stilmittel einer Mannschaft sein, so Fußball zu spielen.“
Magath bescheinigte er gleichwohl gute Arbeit, weil er Fans und Mannschaft wieder geeint habe. „Sie ist schwer zu schlagen, körperlich topfit und glaubt immer an den Sieg.“ Dennoch ist Nerlinger sicher, dass man sich auf Schalke durchsetzt und auch bei den schweren Aufgaben in Champions League und Bundesliga seine Klasse beweist: „In den nächsten Wochen wird die Ernte eingefahren.“
Gerüchte, dass Torwart Manuel Neuer, der in den bisherigen vier Pokal-Runden ohne Gegentor blieb, bereits bei den Münchnern für einen Wechsel im Wort stünde, nahm Magath gelassen und „amüsiert zur Kenntnis“. Er wertete dies als Störmanöver: „Dass es ausgerechnet, wenn wir gegen Bayern spielen, wieder diese Spekulationen gibt...“
Die voraussichtlichen Mannschaften:
FC Schalke 04: Neuer – Rafinha, Höwedes, Bordon, Westermann - Matip – Kluge, Rakitic, Schmitz – Farfan, Kranyi
FC Bayern München: Butt – Lahm, van Buyten, Badstuber, Alaba - Robben, van Bommel, Schweinsteiger, Olic – Müller, Klose
Schiedsrichter: Kircher (Rottenburg)