Hamburg. Noch bis spätestens Mitternacht müssen die Fans der Hamburg Freezers ausharren, ehe eine endgültige Entscheidung feststeht. Zum Ticker.
Die Frist für der Hamburg Freezers für die Beantragung einer Lizenz für die Saison 2016/17 läuft an diesem Dienstag um 24 Uhr ab. Das müsste Geschäftsführer Uwe Frommhold erledigen, wenn ihn denn sein Arbeitgeber Anschutz Entertainment Group (AEG) lässt. Einen Aufschub wird die Liga nicht gewähren. „Die Statuten geben das nicht her, dazu müsste der Gesellschaftervertrag geändert werden“, sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke. Bis zum Mittag hatte Freezers-Mannschaftskapitän Christoph Schubert schon mehr als 340.000 Euro an Spenden via Internet eingesammelt. Das Abendblatt hält Sie bis Mitternacht auf dem Laufenden.
Fast halbe Million Spenden: "Seid ihr völlig Banane?
Zwei Stunden vor Ablauf der Frist ist fast eine halbe Million allein über die Spenden-Seite zusammengekommen. "Seid ihr völlig Banane? Eine HALBE MILLIONEN EURO???", schrieb Schubert auf Facebook. "Ich bin sprachlos!!" Bis kurz vor 22 Uhr waren auf dem Portal mehr als 493.000 Euro durch 2996 Spender gesammelt worden.
Schubert dementiert endgültiges Aus
Auf seiner Facebook-Seite hat Christoph Schubert Meldungen dementiert, wonach die Rettung der Freezers bereits gescheitert sei. Demnach habe der Freezers-Kapitän neben der Spendensammlung im Internet nach eigenen Angaben einen weiteren sechsstelligen Betrag sammeln können. Auf der Spenden-Seite sind mittlerweile 355241,82 Euro auf dem Konto. Zusammen habe man fast eine Millionen Euro gesammelt.
Aktueller Spendenstand
Der aktuelle Spendenstand der Hamburg Freezers auf fairplaid.org beträgt gegen 13 Uhr 345.422,95 Euro. Insgesamt haben 2553 Fans und Prominente den Verein unterstützt.
Schubert noch ohne Neuigkeiten
"Wir sind immer noch am Telefonieren, ich kann noch nichts Konkretes berichten", sagte Schubert am Dienstagmittag: "Unsere Leitung ist 24 Stunden offen, wir reden natürlich unter Zeitdruck."
HWWI-Ökonom sieht große Chance für Retter
Die Rettungsaktion und der Zuspruch der Freezers-Fans sind nach Einschätzung des Hamburger Ökonomen Henning Vöpel ein Pfund für potenzielle Investoren. „Der Verein schafft offenkundig Identität in Hamburg. Daher ist die Chance groß, sich als 'Retter' verkaufen zu können, der sich dann um die Sportstadt und den Standort Hamburg verdient gemacht hat“, sagte der Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI). Ein Engagement würde die Reputation des Investors beziehungsweise - im Fall eines Unternehmens - dessen Marken erhöhen.
Für Hamburg befürchtet der Wirtschaftswissenschaftler nach dem finanziell erzwungenen Abstieg der HSV-Handballer und der Aurubis-Volleyballerinnen einen weiteren Imageverlust, sollten die Freezers nicht gerettet werden können. „Die Situation des Sports in Hamburg ist bundesweit ein Thema geworden. Es droht die Erosion.“ Für die internationale Stellung einer Sport-Stadt seien mediale Reichweiten unter anderem durch TV-Übertragungen sehr wichtig. „Hamburg muss sich nach dem Olympia-Aus eine andere Identität stiftende Stadtentwicklungsvision suchen“, sagte Völpel. Ob mit der Elbphilharmonie und der Musikstadt Hamburg mediale Reichweiten des Sports kompensiert werden können, bezweifelt er jedoch.
Mahnwache vor Geschäftsstelle gestartet
Etwa 60 Anhänger der Freezers haben sich zu einer sogenannten Mahnwache an der Geschäftsstelle des vor dem Aus stehenden Eishockey-Proficlubs getroffen. Die mit Trikots und Fanschals bekleideten Fans sangen „Freezers geben niemals auf“.
AEG spricht mit möglichen Partnern
„Wir nehmen das ernst, was in Hamburg passiert, und reden mit jedem, der ernsthaft als Partner der Freezers infrage kommt“, sagte AEG-Sprecher Moritz Hillebrand. Doch viel Hoffnung wollte Hillebrand nicht verbreiten: „Wir brauchen einen Käufer.“ Dass dieser überraschend gefunden wird, ist schwerlich zu glauben. Denn AEG hatte schon 2011 angekündigt, den Laden dicht zu machen. Seither war das weltumspannend tätige Unternehmen auf der Suche nach einem neuen Eigner für die Freezers. „Dass wir es in fünf Jahren nicht geschafft haben, heißt doch nicht, dass es nicht möglich ist“, meinte Hillebrand diplomatisch.
Grote verteidigt Nichteingreifen der Stadt
Nachdem die Bundesliga-Handballer des HSV Hamburg schon von der Bildfläche verschwunden sind, rufen Sportfans immer lauter nach Hilfe durch die Stadt. „Finanziell eingreifen können wir nicht.Staatssport betreiben wir hier in Hamburg nicht“, erwiderte Sportsenator Andy Grote im Regional-TV Hamburg 1. Grote macht auch nicht das Hamburger Olympia-Aus für 2024 für das Sterben von Profivereinen verantwortlich: „Den Zusammenhang sehe ich nicht.“
So läuft das Lizenzierungsverfahren in der DEL
Oerding spendet
Auch am Dienstagmorgen ebbt die Solidaritätswelle nicht ab. Musiker Johannes Oerding ruft auf seiner Facebookseite zur Unterstützung des Eishockeyclubs auf. Auch das Therapiezentrum Hafencity, Medizinpartner der Freezers hat den Geldbeutel aufgemacht und eine Summe zum Erhalt des Eishockeysports gespendet.