Der Red-Bull-Pilot fuhr im Qualifiying die schnellste Runde, sein WM-Rivale Alonso erreichte nur Platz fünf. Schumacher auf Rang 14.
Weltmeister Sebastian Vettel bleibt der Mann der Stunde in der Formel 1 und hat beste Chancen auf die längste Siegesserie seiner Karriere. Der Red-Bull-Pilot eroberte in Indien die Pole Position und könnte im Rennen am Sonntag (10.30 Uhr MEZ/RTL und Sky) erstmals in seiner Laufbahn den vierten Sieg in Folge feiern. Fröhlich und ausgelassen winkte der Champion der vergangenen beiden Jahre nach vollbrachter Tat in die Kamera.
„Das war bisher ein tolles Wochenende, deshalb bin ich sehr zufrieden und würde heute mit niemandem tauschen wollen“, sagte der 25-Jährige, für den in Neu-Delhi bisher wirklich alles nach Plan lief. In allen drei Trainingseinheiten war er Schnellster, Teamkollege Mark Webber als Zweiter in der Quali zeigte, dass der Red Bull das schnellste Auto ist. Und der enttäuschende fünfte Rang des nur sechs Punkte zurückliegenden Fernando Alonso rundete den Erfolg des Hessen ab.
Der Spanier schob anschließend kräftig Frust, sieht aber nicht Vettel selbst, sondern Chef-Designer Adrian Newey als das entscheidende Element für dessen Erfolg. „Wir fahren nicht gegen Vettel, wir fahren gegen Newey“, sagte Alonso, der trotzdem mit dem Ziel ins Rennen geht, „vor Sebastian ins Ziel zu kommen. Dafür werde ich vom Start weg Druck machen. Ich hoffe auf unsere Zuverlässigkeit - und darauf, dass sie einen Fehler machen.“
Vettel reagierte überrascht und wenig erfreut, als er von dem Zitat erfuhr. „Das ist nicht gerade nett allen anderen gegenüber“, sagte er: „Wir fahren gegen die anderen nicht als One-Man-Show, sondern als Team. Adrian ist Teil des Teams wie Mark und ich und alle anderen, jeder trägt seinen Teil bei. Auseinanderzunehmen, wessen Teil größer ist, wäre nicht fair.“
Ansonsten war die Laune des Deutschen jedoch prächtig. Auf eine Frage eines indischen Journalisten, bei der er das Auto mit einem Pferd verglich, witzelte der Weltmeister: „Das Auto ist kein Pferd. Man verliert auch mal Öl oder Benzin, aber das riecht besser, als wenn ein Pferd etwas verliert.“
Seine „Abbey“ verliert jedenfalls derzeit nichts. „Das Auto macht einen fantastischen Eindruck“, sagte Vettel zufrieden: „Das ganze Team kämpft zusammen in eine Richtung, das ist richtig super. Aber es wird ein langes Rennen, wir müssen alles richtig machen, um die Position zu halten.“
Die Statistik macht Vettel zudem Mut: Alle seine vier Saisonsiege bisher feierte er in Asien. Nach drei seiner bisherigen vier Pole Positions 2012 gewann er das Rennen - in Valencia stoppte ihn kein Kollege, sondern die derzeit offenbar ausgebesserte Lichtmaschine. Zudem ist der Buddh International Circuit für den Titelverteidiger ein gutes Pflaster: Bei der Premiere im Vorjahr hatte er den ersten Hattrick (Pole, Rennsieg, schnellste Rennrunde) seiner Karriere geschafft.
Nico Rosberg startet derweil als Zehnter. Obwohl er zeitweilig in den Top 5 mitfahren konnte, verzichtete der Mercedes-Pilot in der dritten Qualifikationsphase auf eine gezeitete Runde, um Reifen für das Rennen zu sparen. Eine bei Mercedes schon desöfteren in diesem Jahr praktizierte Taktik, die Rosberg mit gemischten Gefühlen sieht.
„Es ist natürlich doof, nicht fahren zu können. Aber es macht einen Riesenunterschied, ob man mit neuen oder gebrauchten Reifen fährt“, sagte er: „Wir müssen lange fahren, das dürfte mit frischen Reifen dann ein Vorteil sein. Wenn ich die anderen morgen dann wegbügele, dann habe ich die Antwort. Wenn nicht, habe ich keine.“
Keine Antwort hatte sein Teamkollege Michael Schumacher schon am Samstag nach dem viertletzten Qualifying seiner Karriere. „Das ist ein bisschen schwer zu erklären“, meinte der Rekordweltmeister, der nur vom enttäuschenden 14. Platz startet: „Es hätte definitiv schneller gehen müssen, aber es ging einfach nicht. Ich habe die Reifen nicht ins richtige Arbeitsfenster bekommen. Nico ist das viel besser gelungen.“
Dessen Namensvetter Nico Hülkenberg aber nicht. Ins Heimrennen seines Teams Force India geht der Rheinländer nur von Platz zwölf aus. „Die Freude hält sich in der Grenzen“, sagte Hülkenberg: „Natürlich ist es enttäuschend, beim Heimspiel nicht die Top 10 zu erreichen. Aber Punkte werden ja erst am Sonntag vergeben.“
Marussia-Pilot Timo Glock wird dann wohl wieder nicht seinen ersten Zähler holen können, er startet von Platz 21. „Wir haben einige fundamentale Probleme, die wir nächstes Jahr in den Griff bekomen müssen“, meinte der Odenwälder.
Das Qualifying in Zahlen
1. Sebastian Vettel (Heppenheim) Red-Bull-Renault 1:26,283 Minuten, 2. Mark Webber (Australien) Red-Bull-Renault 1:26,327, 3. Lewis Hamilton (Großbritannien) McLaren-Mercedes 1:25,544, 4. Jenson Button (Großbritannien) McLaren-Mercedes 1:25,659, 5. Fernando Alonso (Spanien) Ferrari 1:25,773, 6. Felipe Massa (Brasilien) Ferrari 1:25,857, 7. Kimi Räikkönen (Finnland) Lotus-Renault 1:26,236, 8. Sergio Perez (Mexiko) Sauber-Ferrari 1:26,360, 9. Pastor Maldonado (Venezuela) Williams-Renault 1:26,713, 10. Nico Rosberg (Wiesbaden) Mercedes ohne Zeit in Q3, 11. Romain Grosjean (Frankreich) Lotus-Renault 1:26,136, 12. Nico Hülkenberg (Emmerich) Force-India-Mercedes 1:26,241, 13. Bruno Senna (Brasilien) Williams-Renault 1:26,331, 14. Michael Schumacher (Kerpen) Mercedes 1:26,574, 15. Daniel Ricciardo (Australien) Toro-Rosso-Ferrari 1:26,777, 16. Paul di Resta (Großbritannien) Force-India-Mercedes 1:26,989, 17. Kamui Kobayashi (Japan) Sauber-Ferrari 1:27,219, 18. Jean-Eric Vergne (Frankreich) Toro-Rosso-Ferrari 1:27,525, 19. Witali Petrow (Russland) Caterham-Renault 1:28,756, 20. Heikki Kovalainen (Finnland) Caterham-Renault 1:29,500, 21. Timo Glock (Wersau) Marussia-Cosworth 1:29,613, 22. Pedro de la Rosa (Spanien) Hispania-Cosworth 1:30,592, 23. Narain Karthikeyan (Indien) Hispania-Cosworth 1:30,593, 24. Charles Pic (Frankreich) Marussia-Cosworth 1:30,662