Der Heppenheimer bestätigt im Training seine starke Form der letzten Rennen mit Bestzeit. Vier Siege in Folge gelangen Vettel aber noch nie.

Neu-Delhi. „Asienmeister“ Sebastian Vettel fährt auf dem gelben Kontinent weiter wie von einem anderen Stern. Der Weltmeister, der in der Europa-Saison ohne Sieg geblieben war und dafür in den jüngsten vier Asienrennen alle seine Siege 2012 gefeiert hatte, stellte seine derzeit bestechende Form auch zum Auftakt des Indien-Wochenendes unter Beweis.

Der 25-Jährige erzielte am Freitag in beiden Trainingseinheiten in Indien die Bestzeit. Somit gelang dem Red-Bull-Piloten eine glänzende Generalprobe für das Qualifying am Sonnabend (10.30 Uhr MESZ/RTL und Sky). Die Aussichten waren aber schon vor dem Training glänzend: Durch drei Siege in Folge in Singapur, Japan und Südkorea hatte Vettel mit nun sechs Punkten Vorsprung die WM-Führung vom Spanier Fernando Alonso (Ferrari) übernommen, seinen zuvor einzigen Saisonerfolg hatte er im April in Bahrain eingefahren. Vier Siege in Folge hat Vettel in seiner Karriere noch nie geschafft, für alle anderen Fahrer, denen dies seit 1950 gelang, war es eine Titelgarantie.

Als er aus dem Auto stieg wurde der Titelverteidiger gleich an seine glanzvolle Indien-Premiere im Vorjahr erinnert, als er den ersten Hattrick (Pole Position, Sieg, schnellste Rennrunde) seiner Karriere erzielt hatte. „Die Messlatte liegt dadurch sehr hoch“, sagte Vettel schmunzelnd: „Es wäre natürlich schön, wenn wir das auch in diesem Jahr erreichen könnten. Und der Anfang war ja schon mal nicht schlecht.“

Seiner augenscheinlichen Dominanz am Trainingstag wollte der Hesse aber noch nicht so recht trauen. „Wir hatten keine größeren Probleme und wahrlich schon schlechtere Freitage“, sagte er: „Aber wir müssen das Ergebnis erst mal genau analysieren.“

Die Strecke sei staubig gewesen und von Runde zu Runde besser gewesen, deshalb sei es für die Bestzeiten entscheidend gewesen, wer zu welchem Zeitpunkt gefahren sei, führte der Weltmeister weiter aus. Doch dies war eindeutig Tiefstapelei. Vettel war nicht nur in beiden Einheiten der Schnellste, er war mit weichen Reifen der Schnellste, er war mit den Mediums der Schnellste, er war mit vollem Tank der Schnellste. Und sein australischer Teamkollege Mark Webber folgte direkt vor Vettels WM-Rivale Alonso auf Rang zwei. Alles sieht danach aus, dass Vettel auch an diesem Wochenende der schnellste Fahrer im schnellsten Auto ist.

Nach Alonso hat er nach eigenem Bekunden am Freitag gar nicht geschaut. „Ich weiß nicht einmal, wer wo steht und wie viel die anderen gefahren sind“, sagte Vettel: „Es macht nur Sinn, dass wir uns auf uns konzentrieren. Wir müssen einfach weiterarbeiten und uns über Nacht noch ein bisschen verbessern.“

Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali schien sichtlich beeindruckt von Vettels Auftakt in Indien, seine Analyse klang schon nach Durchhalteparolen. „Wenn er am Ende Weltmeister ist, hat er es auch verdient, aber wir werden kämpfen. Mit allem, was wir haben. Bis zum Ende.“

Hinter den Bullen und Alonso folgte direkt schon Shanghai-Sieger Nico Rosberg, der im Silberpfeil damit Hoffnungen auf einen Achtungserfolg schürte. Mercedes-Sportchef Norbert Haug blieb aber noch vorsichtig. „Nicos Platzierung ist erfreulich, ein Hinweis auf das Kräfteverhältnis ist sie nicht“, sagte Haug. Sicher in der Hoffnung, dass dies auch für das Ergebnis von Rekordchampion Michael Schumacher gilt, der nur auf Platz 13 landete.

Nico Hülkenberg belegte zum Auftakt des Heimrennens seines Teams Force India nach Rang sechs und sieben in den vorherigen beiden Rennen Platz acht. Marussia-Pilot Timo Glock blieb nur der 24. Rang unter 27 am Freitag eingesetzten Fahrern.