Doppelweltmeister Sebastian Vettel kann sich gut vorstellen, im Laufe seiner Formel-1-Karriere für Ferrari an den Start zu gehen. Verhandlungen habe es aber keine gegeben, er denke nicht über einen Wechsel nach.
Salzburg/Düsseldorf. Weltmeister Sebastian Vettel kann sich gut vorstellen, im Laufe seiner Formel-1-Karriere für Ferrari an den Start zu gehen. „Das ist einfach ein geiles Rennteam“, sagte der Red-Bull-Pilot der Bild-Zeitung. Verhandlungen habe es aber keine gegeben, er denke nicht über einen Wechsel nach. Das gelte auch für die Zeit nach 2014, wenn sein Vertrag ausläuft. „Nein, nein und nochmals nein. Ich habe echt genug zu tun, mich um diese Saison zu kümmern“, sagte der Heppenheimer.
Die Gerüchte um ein bevorstehendes Engagement bei den Italienern entbehrten jeder Grundlage. „Es gibt kein Signal von mir, ich habe nichts unterschrieben und auch nicht per Handschlag zugesagt“, sagte der 25-Jährige. Ein vorzeitiger Abschied sei überhaupt kein Thema. „Ich denke gar nicht daran. Ich bin mit Red Bull aufgewachsen, wir sind eine Familie. Da stiehlt man sich nicht durch die Hintertür davon.“
Vettel hält es für möglich, dass er vor dem Ende seiner Laufbahn in der Königsklasse gar nicht mehr wechselt. „Es kann sogar sein, dass ich in meiner Karriere niemals woanders fahre, weil es einfach kein besseres Paket gibt als Red Bull.“
Derzeit liegt Vettel in der WM-Gesamtwertung als Dritter 29 Punkte hinter Spitzenreiter Fernando Alonso im Ferrari, die erfolgreiche Titelverteidigung hat der Weltmeister aber noch nicht abgeschrieben: „Ich glaube fest daran, dass der Titel dieses Jahr absolut möglich ist. Ein Sieg am Sonntag in Hockenheim - und die Welt sieht schon wieder ganz anders aus.“
Auch Formel-1-Legende Stirling Moss setzt auf den Titelverteidiger. „Ich glaube, dass Vettel es wird“, antwortete der Brite auf die Frage nach dem kommenden Weltmeister bei Servus-TV: „Man hat ja nicht nur das Problem, den schnellsten Fahrer der Welt zu schlagen, sondern auch den Designer, Adrian Newey. Wenn Du Newey hast und den mit einem der schnellsten Fahrer der Welt zusammenbringst, sind die beiden kaum zu schlagen.“
Allerdings muss sich Vettel derzeit vor allem gegen seinen internen Teamkollegen behaupten. Mark Webber gewann zuletzt in England und hat bei Red Bull einen neuen Vertrag unterschrieben. „Es gab Verhandlungen mit Ferrari, aber meine Entscheidung war, bei Red Bull zu bleiben. Am Ende war es eine einfache Entscheidung“, sagte der 35-Jährige. Webber verlängerte seinen auslaufenden Kontrakt bis 2013 und bleibt damit beim Weltmeister-Rennstall Red Bull Teamkollege von Weltmeister Sebastian Vettel. Eine logische Entscheidung, schließlich mauserte sich Webber in dieser Saison auf seine alten Tage von Vettels „Wasserträger“ zum ernsthaften Titelkandidaten.
+++ Webber springt Vettel in Silverstone davon +++
„Mark ist in den ersten neun Saisonrennen sehr stark gefahren, seine Leistung war beeindruckend“, sagte Teamchef Christian Horner. Neun Grand-Prix-Siege fuhr er seit 2007 für Red Bull ein, davon zwei in diesem Jahr. Am vergangenen Wochenende gewann Webber den Großen Preis von Großbritannien und ist mit nur 13 Punkten Rückstand erster Verfolger von WM-Spitzenreiter Fernando Alonso (129 Zähler). Teamkollege Vettel ist mit 100 Punkten als Dritter zwar in Lauerstellung, doch bereits seit Saisonbeginn wird deutlich, dass Webber nach einem für ihn frustrierenden Jahr 2011 zu Vettel inzwischen zumindest aufgeschlossen hat.
Eine „logische Entscheidung“
Nicht wenige Experten prophezeiten Webber vor der Saison mal wieder sein letztes Jahr bei Red Bull. Zu überlegen war Vettel 2011, erst im letzten Rennen durfte sich Webber über seinen ersten Sieg freuen. Doch Webber hat sich verändert. Der oftmals griesgrämig und frustriert wirkende Australier ist lockerer und entspannter geworden. Und so fährt er auch. Silverstone war sinnbildlich: Mit viel Geduld legte sich Webber den Führenden Alonso zurecht, ehe er den Spanier vier Runden vor Schluss zielstrebig überholte. Horner sprach deshalb auch von einer „logischen Entscheidung“, Webber ein weiteres Jahr im Team zu halten.
Denn aus der anfangs schwierigen Beziehung mit Vettel ist inzwischen ein kollegiales, auf den Erfolg ausgerichtetes und von gegenseitigem Respekt geprägtes Verhältnis geworden. „Ich denke, das hätte niemand erwartet, dass wir schon so lange zusammenarbeiten“, sagte Webber. Das sei schon eine kleine Überraschung. Unvergessen bleiben die teilweise harten Duelle der beiden im Jahr 2010, als vor allem Webber („Nicht schlecht für einen Nummer-zwei-Fahrer“) seinen Frust oft offen zeigte. Und die aktuelle Saison erinnert von den Ergebnissen her stark an 2010.
„Sehr gute und fruchtbare Zusammenarbeit“
Doch sowohl Webber als auch Vettel haben offenbar gelernt. Sorgen, dass sich beide gegenseitig von der Strecke schießen, muss wohl niemand haben. Inzwischen sei es eine „sehr gute und fruchtbare Zusammenarbeit“, wie Webber bestätigte. „Wir wissen, dass wir unsere Autos ins Ziel bringen und das Beste für das Team erreichen müssen“, sagte er. Ist denn 2013 dann seine letzte Saison in der Formel 1? „Diese Frage wird mir die letzten vier Jahre dauernd gestellt. Und die Antwort ist wieder die gleiche: Die Zukunft liegt in meinen eigenen Händen“, sagte Webber. Fährt er also so weiter wie bisher, könnte Webber auch 2014 Teamkollege Vettels bleiben. So lange läuft der Kontrakt des Titelverteidigers.
Mit Material von dapd und sid