Das Formel-1-Training vor dem britischen Grand Prix in Silverstone fiel ins Wasser. Hamilton “schwamm“ am schnellsten. Sorge um Rennen am Sonntag.
Silverstone. Sebastian Vettel blätterte im Bilderalbum, Lewis Hamilton spielte mit dem iPhone und Michael Schumacher lümmelte in der Garage. Im Dauerregen von Silverstone ist der erste Trainingstag der Formel 1 vor dem britischen Grand Prix (Sonntag, 14 Uhr, RTL und Sky) nahezu komplett ins Wasser gefallen. Die Fahrer trauten sich am Freitag in beiden Übungseinheiten nur für wenige Runden auf die nasse Strecke und verbrachten die meiste Zeit wartend in der Box. Erkenntnisse für das neunte Rennwochenende der Saison: praktisch Fehlanzeige. Wetterbesserung ist nicht in Sicht.
"Man hat nicht oft die Möglichkeit, sich die anderen anzuschauen", stellte Hamilton nach einem Spaziergang unter dem Regenschirm fest. Kurz vor Ende des Trainings setzte sich der Lokalheld dann doch noch in seinen McLaren und "schwamm" in 1:56,345 Minuten die Tagesbestzeit - 26 Sekunden langsamer als der Rundenrekord. Zweiter wurde der Japaner Kamui Kobayashi im Sauber vor Altmeister und Regenspezialist Michael Schumacher.
Weltmeister Sebastian Vettel begnügte sich im Red Bull in beiden Einheiten mit einem Mittelfeldplatz. "Das war mit Sicherheit nicht so, wie wir uns das alle gewünscht hätten. Aber so ist das, wenn zu viel Wasser auf der Straße ist", sagte der derzeit auf dem vierten Rang platzierte Titelverteidiger. "Man ist nur Passagier. Das ist vor allem schade für die Zuschauer, die wortwörtlich im Regen sitzen." Vettel hätte seinen Fans gern mehr von seinem Rennwagen gezeigt, bei dem unter der üblichen rot-blauen Lackierung Porträtfotos durchschimmerten, die Rennsportfreunde vorher gegen eine Zahlung von 15 Euro im Internet hochgeladen hatten. Der gesamte Erlös von mehr als einer Million Euro kommt der "Wings for Life"-Stiftung zugute, einer gemeinnützigen Gesellschaft für Rückenmarkforschung.
Schon am Morgen hatten die Organisatoren die unbefestigten und schlammigen Außenparkplätze gesperrt, die Folge waren kilometerlange Staus Richtung Rennstrecke. Prompt wurden Erinnerungen an das Jahr 2000 wach, als Formel-1-Boss Bernie Ecclestone nach Stunden im Verkehrschaos am Haupttor abgewiesen wurde und wetterte: "Das ist ein Jahrmarkt, der sich als Weltklasse-Ereignis ausgibt."
Die wetterfest eingehüllten Fans, die es diesmal an die Piste geschafft hatten, sahen nicht viel von ihren Helden. "Es ist einfach ein bisschen zu viel Wasser auf der Strecke", erklärte Mercedes-Pilot Nico Rosberg. "Sofort, wenn mehr Wasser da ist, verliert man das Heck."
Wie zum Beispiel Bruno Senna. Der Brasilianer konnte eine halbe Stunde vor dem Ende des Trainings auf der Hangar Straight seinen Williams nicht mehr kontrollieren und schoss in die Pistenbegrenzung. Senna blieb unverletzt, wegen des beschädigten Rennwagens musste das Training für zehn Minuten unterbrochen werden. Auch Fernando Alonso, der vor dem neunten Saisonrennen die WM-Wertung vor Mark Webber und Hamilton anführt, kreiselte in seinem Ferrari kurz vor Schluss von der Strecke.
"Wenn es am Sonntag so wäre, ist erstens die Sicht gleich null und wir müssten die Hälfte oder das ganze Rennen hinter dem Safety Car herfahren", meinte Marussia-Pilot Timo Glock. Der Hesse hockte zunächst mit Wollmütze und Regenjacke am Kommandostand, ehe er doch für ein paar Kilometer auf die Strecke fuhr. "Ich war kein einziges Mal zu 100 Prozent auf dem Gas", verriet er danach. "Das ist eigentlich unfahrbar. Da gibt es Aquaplaning und plötzlich ist das Auto weg. Das ist schon ein richtiger Eiertanz", urteilte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug.
Geht es nach seinen beiden Fahrern, sollte es am Rennsonntag aber bitteschön auch nicht gänzlich trocken sein. "Etwas Regen zur richtigen Zeit wäre sicher eine Chance für uns", sagte Schumacher. "Von mir aus kann es regnen", meinte auch Rosberg mit Blick aufs Wochenende. Ihre Dienstwagen dürften sonst eher im Nachteil gegen die Konkurrenz von Ferrari, McLaren und Red Bull sein.