Doppelweltmeister Sebastian Vettel blickt mit Spannung auf den Großen Preis von Deutschland in Hockenheim am Wochenende. Der Heppenheimer spricht zudem über eine Zukunft bei Ferrari.
Salzburg/Düsseldorf. Über Hockenheim zurück in den Titelkampf? Doppelweltmeister Sebastian Vettel will seine Sieglos-Serie beenden und am Wochenende erstmals in seiner Karriere den Großen Preis von Deutschland in Hockenheim gewinnen. Nach dem Regen-Wochenende von Silverstone liegt der Red-Bull-Pilot in der WM-Wertung bereits 29 Punkte hinter Spitzenreiter Fernando Alonso im Ferrari. "Diese Saison wird eng bis zum Schluss, das zeichnet sich ab. Aber ich glaube fest daran, dass der Titel dieses Jahr absolut möglich ist", sagte Vettel im Interview mit der "Bild"-Zeitung.
Allerdings muss sich Vettel derzeit vor allem gegen seinen internen Teamkollegen behaupten. Mark Webber gewann zuletzt in England und hat bei Red Bull einen neuen Vertrag unterschrieben. „Es gab Verhandlungen mit Ferrari, aber meine Entscheidung war, bei Red Bull zu bleiben. Am Ende war es eine einfache Entscheidung“, sagte der 35-Jährige. Webber verlängerte seinen auslaufenden Kontrakt bis 2013 und bleibt damit beim Weltmeister-Rennstall Red Bull Teamkollege von Weltmeister Sebastian Vettel. Eine logische Entscheidung, schließlich mauserte sich Webber in dieser Saison auf seine alten Tage von Vettels „Wasserträger“ zum ernsthaften Titelkandidaten.
+++ Webber springt Vettel in Silverstone davon +++
„Mark ist in den ersten neun Saisonrennen sehr stark gefahren, seine Leistung war beeindruckend“, sagte Teamchef Christian Horner. Neun Grand-Prix-Siege fuhr er seit 2007 für Red Bull ein, davon zwei in diesem Jahr. Am vergangenen Wochenende gewann Webber den Großen Preis von Großbritannien und ist mit nur 13 Punkten Rückstand erster Verfolger von WM-Spitzenreiter Fernando Alonso (129 Zähler). Teamkollege Vettel ist mit 100 Punkten als Dritter zwar in Lauerstellung, doch bereits seit Saisonbeginn wird deutlich, dass Webber nach einem für ihn frustrierenden Jahr 2011 zu Vettel inzwischen zumindest aufgeschlossen hat.
Eine „logische Entscheidung“
Nicht wenige Experten prophezeiten Webber vor der Saison mal wieder sein letztes Jahr bei Red Bull. Zu überlegen war Vettel 2011, erst im letzten Rennen durfte sich Webber über seinen ersten Sieg freuen. Doch Webber hat sich verändert. Der oftmals griesgrämig und frustriert wirkende Australier ist lockerer und entspannter geworden. Und so fährt er auch. Silverstone war sinnbildlich: Mit viel Geduld legte sich Webber den Führenden Alonso zurecht, ehe er den Spanier vier Runden vor Schluss zielstrebig überholte. Horner sprach deshalb auch von einer „logischen Entscheidung“, Webber ein weiteres Jahr im Team zu halten.
Denn aus der anfangs schwierigen Beziehung mit Vettel ist inzwischen ein kollegiales, auf den Erfolg ausgerichtetes und von gegenseitigem Respekt geprägtes Verhältnis geworden. „Ich denke, das hätte niemand erwartet, dass wir schon so lange zusammenarbeiten“, sagte Webber. Das sei schon eine kleine Überraschung. Unvergessen bleiben die teilweise harten Duelle der beiden im Jahr 2010, als vor allem Webber („Nicht schlecht für einen Nummer-zwei-Fahrer“) seinen Frust oft offen zeigte. Und die aktuelle Saison erinnert von den Ergebnissen her stark an 2010.
„Sehr gute und fruchtbare Zusammenarbeit“
Doch sowohl Webber als auch Vettel haben offenbar gelernt. Sorgen, dass sich beide gegenseitig von der Strecke schießen, muss wohl niemand haben. Inzwischen sei es eine „sehr gute und fruchtbare Zusammenarbeit“, wie Webber bestätigte. „Wir wissen, dass wir unsere Autos ins Ziel bringen und das Beste für das Team erreichen müssen“, sagte er. Ist denn 2013 dann seine letzte Saison in der Formel 1? „Diese Frage wird mir die letzten vier Jahre dauernd gestellt. Und die Antwort ist wieder die gleiche: Die Zukunft liegt in meinen eigenen Händen“, sagte Webber. Fährt er also so weiter wie bisher, könnte Webber auch 2014 Teamkollege Vettels bleiben. So lange läuft der Kontrakt des Titelverteidigers.
Aber auch über die Zukunft des Heppenheimers wird spekuliert. Der Doppelweltmeister ist immer wieder bei Ferrari im Gespräch. Klar ist wohl, dass Ferrari nach einem Nachfolger für Felipe Massa sucht. Die Scuderia kokettierte in den vergangenen Wochen zudem immer wieder mit einem mittelfristigen Wechsel von Vettel zum italienischen Traditionsteam. Vettel, zur Saison 2009 von Toro Rosso ins Red-Bull-Team aufgestiegen, soll nach der nächsten Saison angeblich eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag haben. Fährt Vettel bald für die Italiener? "Es gibt kein Signal von mir, ich habe nichts unterschrieben und auch nicht per Handschlag zugesagt", sagte Vettel der "Bild". Allerdings räumte er Kontakt zu Ferrari ein. "Wir haben immer wieder Kontakt", so Vettel. Und ganz offen räumt er ein, eines Tages für Ferrari fahren zu wollen. "Das ist einfach ein geiles Rennteam". Aktuell gebe es aber kein besseres Paket als bei Red Bull. Und einen Ferrari-Overall habe er auch noch nicht im Schrank...
Mit Material von dapd