Bernie Ecclestone macht den Fans und Verantwortlichen Hoffnung auf weitere Rennen in der Eifel. Es geht um Geld, Tradition und ums Business.

Nürburgring. Bernie Ecclestone hat den Betreibern im Kampf um die Formel-1-Zukunft des Nürburgrings Mut gemacht – und die haben es dankbar aufgenommen. „Mir fehlt auch einfach die Fantasie für eine Formel 1 ohne den Nürburgring“, sagte Karl-Josef Schmidt von der Ring-Geschäftsführung am Sonnabend im Gespräch der Nachrichtenagentur dpa. „Wir freuen uns wirklich darüber, dass Bernie Ecclestone diese Aussagen so öffentlich gemacht hat.“ Rechtzeitig vor dem Großen Preis von Deutschland an diesem Sonntag signalisierte der mächtige Formel-1-Zampano: „Ich werde mein Bestes geben, damit wir hierbleiben.“

Die Betreiber werden auch auf das Entgegenkommen Ecclestones angewiesen sein. Das Land will seine Millionen-Subventionen für die Veranstaltung deutlich zurückfahren. Und nach den Hilferufen Richtung Berlin kam von der Bundesregierung ein klares Nein: Finanzhilfe ausgeschlossen.

Hier Kino, Kartbahn, zwei Vier-Sterne-Hotels, ein riesiger Boulevard mit Shops und eine noch immer nicht in Betrieb genommene Achterbahn. Dort Formel-1-Tradition, die Fahrer und Fans noch immer in ihren Bann zieht, auch wenn sie nach dem schrecklichen Feuerunfall von Niki Lauda vor 35 Jahren nicht mehr zur Grand-Prix-Strecke gehört: die legendäre Nordschleife. Motorsport pur.

Manche fordern sogar die Loslösung der Rennstrecke vom umstrittenen Freizeitpark. „Es kann nicht sein, dass der Motorsport am Ring immer weiter marginalisiert wird und jetzt sogar die Formel 1 auf dem Spiel steht“, sagte der Vorsitzende der Bürgerinitiative „Rettet den Nürburgring“, Norbert Hanhart, in Nürburg. Am Sonntag wollen sie vor dem Rennen mit einer Demonstration auf ihre Forderungen aufmerksam machen. „Ich glaube nicht, dass diese Kritiker wirklich wissen, wovon sie sprechen“, meinte Schmidt. Man könne nicht einfach nur in schwarz und weiß denken.

Ruhmreiche Formel-1-Tradition hin, 330 Millionen teurer Freizeitpark her: Unterm Strich geht es ums Geld. Den Veranstaltern des Großen Preises von Deutschland bleiben nur die Zuschauereinnahmen vom Formel-1-Spektakel in der Eifel. 20 Millionen Euro müssen sie aber für die Veranstaltung, zu der am Sonntag 65 000 Besucher erwartet werden, an Ecclestones FOA überweisen. Von einem Rabatt will der Brite noch nicht sprechen. „Wie kann ich einen Rabatt geben, wenn noch gar kein Vertrag besteht?“, sagte der 80-Jährige der „Rhein-Zeitung“.

Also doch vielleicht mindestens ein Jahr ohne ein Formel-1-Rennen in Deutschland? Auch wenn die Verhandlungen „in Kürze“ aufgenommen werden sollen, im nächsten Jahr ist erstmal der Hockenheimring dran. Die beiden deutschen Kurse wechseln sich jährlich ab. An der Rettung der Formel 1 auf der Strecke in Nordbaden war seinerzeit maßgeblich auch das jetzige Mitglied der Nürburgring-Geschäftsführung beteiligt. Eine besondere Erwartungshaltung will Schmidt deswegen aber keineswegs aufbauen. Gleichwohl zeigte er sich „ausgesprochen zuversichtlich, dass wir zu einem guten Ergebnis kommen“. (dpa)

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Ohne Nürburgring keine Formel 1

Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Der dreimalige Formel-1-Weltmeister Jackie Stewart nannte den Nürburgring einmal "die grüne Hölle". Es war eine Mischung aus Liebe und Hass, mit der er die klassische Rennstrecke in der Eifel bedachte. Eine 22,8 Kilometer lange Piste, die Rennfahrern und ihren Maschinen alles abverlangte, Legende und Mythos.

Längst hat sich der Nürburgring gesundgeschrumpft, fährt die Formel 1 auf einem neuen Kurs neben der berühmten Nordschleife, der nur noch ein Fünftel so lang ist, aber dennoch die Tradition wahrt.

Im Wechsel mit dem Hockenheimring versuchten die Betreiber der Eifelrennstrecke über die Runden zu kommen. Doch nun droht dem Nürburgring die Zielflagge. Die Preistreiberei des Formel-1-Vermarkters Bernie Ecclestone hat den Klassiker ausgelaugt. Weitere Steigerungen sind nicht drin. Das Bundesland Rheinland-Pfalz hat als 90-Prozent-Eigner höhere Zuschüsse ausgeschlossen. Sollte Ecclestone nicht einlenken, könnten wir am Sonntag den letzten Grand Prix in der Eifel gesehen haben.

Es mag für eine "Welt"-Meisterschaft Sinn machen, neue Stationen in den finanzstarken Märkten in Fernost oder im Nahen Osten zu finden. Auf den modernen Retortenpisten ist der Asphalt mit Geld gepflastert, auf Dauer zerstört die Formel 1 aber damit ihren Markenkern. In einen Saisonkalender, der gut 20 Rennen umfasst, gehört der Nürburgring genauso wie die anderen Traditionsstrecken in Spa, Monza oder Monte Carlo. Ohne sie wäre es nicht mehr die Formel 1, sondern irgendein Rennzirkus. Viele glauben allerdings, dass dies ohnehin längst der Fall ist.