Am Sonntag findet in der Eifel der Große Preis von Deutschland statt. Am ersten Tag waren Mark Webber und Fernando Alonso die Schnellsten.

Nürburgring. Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel hat es auf dem Weg zum erhofften ersten Heimsieg langsam angehen lassen, Michael Schumacher dagegen gab auf dem Nürburgring sofort Vollgas. Vettel musste am Freitag im Freien Training zum Großen Preis von Deutschland (Sonntag, 14.00 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) seinem Teamkollegen Mark Webber, der ihm schon 2009 in der Eifel den Sieg weggeschnappt hatte, und Silverstone-Sieger Fernando Alonso den Vortritt lassen. Schumacher belegte im Silberpfeil Rang fünf und lag damit einen Platz und 14 Hundertstelsekunden vor seinem Mercedes-Teamkollegen Nico Rosberg.

„Das war ein guter Tag, das Auto ist ganz okay. Ich war aber noch nicht hundertprozentig zufrieden“, sagte Red-Bull-Pilot Vettel: „Ferrari sieht sehr stark aus. Wir müssen schauen, wo wir uns noch verbessern können. Außerdem muss man abwarten, was das Wetter macht. Es ist ja Regen angesagt.“

Renault-Pilot Nick Heidfeld als Achter und Adrian Sutil im Force-India-Mercedes auf Rang zehn schafften ebenfalls den Sprung in die Top 10. Sutils Testfahrer-Kollege Nico Hülkenberg landete auf Platz 13, Virgin-Pilot Timo Glock auf Rang 23. Der Große Preis von Deutschland ist der 10. von 19 WM-Läufen in diesem Jahr. Vettel (204 Punkte) führt die Gesamtwertung mit 80 Zählern Vorsprung vor Webber (124) und 92 vor Alonso (112) an.

Dennoch kommt es für ihn nicht in Frage, locker zu lassen. „Man will alles, da ist Bescheidenheit die falsche Herangehensweise. Der dritte Platz ist nur okay, wenn er mir reicht, um die Meisterschaft zu gewinnen“, sagte Vettel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Aber sonst habe ich immer das Ziel, zu gewinnen.“

Trotz seines großen Erfolges bleibt der 24 Jahre alte Heppenheimer bodenständig: „Man darf eine gewisse Selbstsicherheit ausstrahlen. Aber man muss immer wissen, dass man nicht unverwundbar oder unschlagbar ist.“ Wenn ein Konkurrent an einem Tag besser gewesen sei, wie zum Beispiel Alonso zuletzt in Silverstone, dann müsse man das akzeptieren. Nur abfinden dürfe man sich damit nicht.

Auch Schumacher will mehr, als er seit seinem Comeback erreicht hat, weiß aber auch, dass er Geduld haben muss. Die Plätze fünf und sechs hatte der Rekordweltmeister zuvor bereits als momentan realistisch bezeichnet. Dass er diesmal knapp die Nase vor Rosberg hatte, den er als seinen bislang stärksten Teamkollegen überhaupt bezeichnet, dürfte ihn dennoch freuen.

Insgesamt sieht sich der 42-Jährige absolut im Soll. „Auch wenn sich das jetzt dumm anhört, eigentlich bin ich sehr damit zufrieden, was ich dem Team geben und wie ich mich entwickeln kann“, sagte Schumacher: „Am Anfang hatte ich noch Sand im Getriebe, aber mittlerweile läuft es wieder recht rund. Ich habe einen guten Entwicklungsprozess durchgemacht.“

Bei der Einschätzung seiner Leistung seien sowohl das Team als auch er selbst absolut zufrieden damit, was herauskomme, sagte Schumacher und sprach auch sein Alter an: „Ich bin nunmal 42.“ Ihm fehle aber nichts, was bessere Leistungen verhindern würde. „Ich habe nicht das Gefühl, dass das Alter dazu führt, dass ich auf dem absteigenden Ast bin“, sagte er. Im Gegenteil: „Ich muss mich nicht verstecken. Ich kann behaupten, auch in dem Alter noch mithalten zu können.“

Die Motivation und der Spaß seien nach wie vor da, sagte der Kerpener, der im Gegensatz zu früheren Zeiten das Fehlen der Testfahrten sehr positiv sieht. „Das Verhältnis zwischen Test und Rennen, die Balance zwischen Leistung und Freizeit, das ist perfekt. Ich fühle mich wohl dabei“, sagte Schumacher, der aber zugab, dass er bessere Ergebnisse erwartet hatte: „Es war auch für mich gesetzt, dass wir vorne mitfahren können.“ Das sei auch weiter das Ziel: „Der Anspruch von Mercedes ist es nicht, da zu sein, um Plätze zu füllen, sondern Weltmeister zu werden." (sid)