Essen. Torben Beltz ist neuer Bundestrainer der deutschen Tennis-Damen. Der ehemalige Coach von Angelique Kerber ist die Wunschlösung des DTB.

Als Torben Beltz vor einigen Jahren zum Gala-Dinner bei der Tennis-WM in Singapur im feinen Anzug und mit Schlips erschien, konnte sich seine damalige Chefin Angelique Kerber einen kleinen Scherz nicht verkneifen: „Schicke Aufmachung“, lächelte Kerber in Richtung ihres treuen Angestellten und setzte hinzu: „Warum nicht immer so?“ Beltz schaute etwas gequält drein und bat die umstehenden Gäste, „bloß keine Fotos zu machen“: „Sonst geht das auf meine Kosten rauf und runter im Internet.“

Beltz ist kein Mann für Glanz, Glitzer und Glamour des weltweiten Tennisbetriebs. Der oberflächliche Zinnober, das dauernde Ballyhoo um die Stars und Sternchen des Wanderzirkus ist ihm eher ein Gräuel, sein angestammter Einsatzort ist in Trainingsklamotten der Court. Entscheidend ist eben für ihn, was auf dem Platz ist. Dort, wo er nun auch als neuer Cheftrainer des deutschen Damentennis Einfluss nehmen soll, wo er auch erstmals Wirkungsmacht über eine ganze Gruppe von Spielerinnen hat. Der baumlange Kerl aus Itzehoe, zwei Meter groß, hat Respekt vor dieser Aufgabe im öffentlichen Blickfeld, aber zugleich auch „mächtig Bock“: „Sonst hätte ich es ja auch nicht gemacht. Ich freue mich jetzt total.“

Anqelique Kerber schärmt über Beltz: „Bei ihm fühlte man sich immer gut aufgehoben“

Beltz, der Hüne aus dem hohen Norden, ist bei aller Seriosität als profunder Übungsleiter vor allem auch eines: ein Typ, der motivieren kann, der gute Laune verbreitet. Einer, über den seine ehemalige Immer-Wieder-Chefin Angelique Kerber sagt: „Er ist der positivste Mensch, den ich kenne.“ Jemanden wie ihn hatte Kerber auf dem steinigen Weg in die Weltspitze ja auch dringend gebraucht: Verlässlich, kompetent, loyal. Zudem ein Begleiter, der die eigenen Zweifel und Bedenken verscheucht und Mut macht. Der die komplizierten Launen von Spitzenkräften aushalten und steuern kann. „Torben hat sich nicht gescheut, unbequeme Dinge anzusprechen“, sagt einer aus Kerbers früherem Tross, „aber er war eben auch ein Wohlfühltrainer. Bei ihm fühlte man sich immer gut aufgehoben.“

Erfolgsduo: Angelique Kerber mit ihrem langjährigen Trainer Torben Beltz.
Erfolgsduo: Angelique Kerber mit ihrem langjährigen Trainer Torben Beltz. © picture alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Matt Roberts

Als „Wunschtrainer“ bezeichnete DTB-Geschäftsführerin Verena Rücker den inzwischen 48-jährigen Schleswig-Holsteiner, der sich selbst einst vergeblich am Aufstieg in der Champions League des Herrentennis abmühte. Schnell wechselte Beltz ins Trainergeschäft, er gehörte dann zu mehreren markanten Persönlichkeiten aus dem nördlichen Bundesland, die Karriere machten. Auch Julia Görges und Mona Barthel kamen ja aus Schleswig-Holstein ins internationale Tennisbusiness.

Seine Paraderolle erlebte der Stimmungsmacher als Mann an Kerbers Seite, schon in Jugendjahren begann diese Allianz – mit dem ersten großen Höhepunkt in der Saison 2016, in der Kerber die Australian Open und die US Open gewann, Olympia-Silber in Rio holte und die Nummer 1 in der Weltrangliste wurde. Als Kerber nun im Sommer bei den Spielen von Paris mit dem Tennis aufhörte, kam Beltz als Kandidat für den DTB-Chefposten ins Gespräch. Schnell habe er für sich festgestellt, „dass das die richtige Aufgabe für mich ist“, sagt Beltz, „ich kann jetzt von allem profitieren, was ich in den letzten 20 Jahren gemacht und gelernt habe.“ Beltz erweiterte seinen Horizont ja auch als Coach globaler Größen wie Donna Vekic, Emma Raducanu oder Anett Kontaveit.

Beltz schaut nach vorne – Goldene Generation ist Vergangenheit

Die Aufgabe und Herausforderung als Chefanweiser des deutschen Damentennis ist nicht gerade klein. In den ewigen sportlichen Wellenbewegungen ist gerade wieder ein eher tiefer Leistungspunkt erreicht, Folge des Abgangs der Goldenen Generation um Kerber, Andrea Petkovic, Julia Görges und Sabine Lisicki. Während viele noch nostalgisch auf die Wunderjahre nicht zuletzt mit Kerbers sensationellem Gipfelsturm und auch manchen Teamerfolgen blicken, will sich Beltz nicht mit der Vergangenheit aufhalten, das ergibt für ihn „schlicht keinen Sinn“: „Es hilft niemandem, auf alte Glanzzeiten zurückzuschauen.“ Nun gelte es, die Talente „in die Spur zu bringen“ und ihnen den „Rücken zu stärken“. 

Gemeinsam mit dem Verband will Beltz die Turnierlandschaft in Deutschland erweitern, Vorbild dabei ist das aktuelle Tennis-Musterland Italien. Mehr Wettbewerbe – das heißt auch mehr Plattformen für die jüngeren Spielerinnen beim Karriereaufbau. Und mehr interne Konkurrenz in einer erwünschten Gruppendynamik. „Im Idealfall stacheln sich alle gegenseitig an“, sagt Beltz und hofft auf eine positive Rivalität wie einst bei Kerber, Petkovic und Co.: „Ich schaue jedenfalls optimistisch nach vorn.“