Hamburg. 2023 fehlten nur zwei Punkte zum Klassenerhalt in der Regionalliga Nord. Nach dem Wiederaufstieg soll nun Versäumtes nachgeholt werden.

Nach dem deutlichen 3:0 seiner ETV-Frauen beim SV Meppen gab sich Trainer Dennis Tralau (32) entspannt. „Die Tabelle der Regionalliga Nord sagt nach zwei Spieltagen nichts aus. Aber wenn du wie wir jetzt einen Lerneffekt aus dem 4:5 gegen Holstein Kiel am ersten Spieltag gezeigt hast und dich über drei Punkte freuen darfst, brauchst du die Tabelle eben auch nicht besorgt anzugucken. Du hast Ruhe in der mit dem Sieg im Rücken angenehmeren Arbeit im Team“, erklärte der Trainer.

2023 fehlten den ETV-Frauen nur zwei Punkte

Versuch Nummer zwei, die drittklassige Regionalliga Nord zu halten, beginnt für die Frauen des Eimsbütteler TV bislang besser als Nummer eins in der vorletzten Spielzeit. Damals gelang der erste Sieg (3:2 gegen TuS Büppel) nach einem Remis zum Auftakt (0:0 gegen den Osnabrücker SC) und fünf Pleiten in Serie erst am siebten Spieltag. Nach der Hinrunde befanden sich nur acht Zähler auf dem ETV-Punktekonto. 21 Zähler wurden in der Rückrunde geholt, doch zwei Punkte und 14 Tore fehlten zum Klassenerhalt.

Nach dem Wiederaufstieg aus der Oberliga Hamburg stellt sich für die ETV-Frauen die gleiche Frage wie für die Herrenmannschaft des Vereins: Wie realistisch ist es, sich dauerhaft in der Regionalliga Nord zu etablieren? Die gute Nachricht: Mit Geld hat das weniger zu tun als bei den Herren. „Unser Saisonetat liegt bei 25.000 Euro. Damit dürften wir in der Mitte der zwölf Teams liegen. Teams wie der VfL Wolfsburg II, die als Verein stark investieren können, sind in der Regionalliga Nord eher Exoten“, erläutert Tralau.

ETV-Frauen legen Crowdfunding auf

Aber ganz ohne Geld geht es nicht. Deshalb werden die ETV-Frauen diese Woche eine Crowdfunding-Aktion auf der Internetplattform viele-schaffen-mehr.de auflegen. Das Geld soll unter anderem in Fahrtkosten, Ausstattung für die Spielerinnen und Material für die Verbesserung der Trainingsmethodik fließen. Initiatorin ist Katrin Niehoff (50), Vorsitzende der Abteilung für Frauen- und Mädchenfußball (AFM) im Verband. Sie ist Teambetreuerin in der Mädchenmannschaft ihrer Tochter beim ETV.

„Wir sind als Team reifer geworden“, sagt Tralau zur sportlichen Herausforderung des Klassenerhalts. „In der Regionalliga Nord liegt die Fehlertoleranz fast bei null. Es ist unseren Spielerinnen, die sich sehr stark weiterentwickelt haben, nun viel bewusster, wie schnell zum Beispiel Stellungsfehler mit Gegentoren bestraft werden.“ Viele von ihnen waren bereits beim bitteren Abstieg in der Saison 2022/23 dabei.

Exzellente Jugendarbeit der ETV-Frauen

Die ETV-Frauen setzen gemäß der Vereinsphilosophie auf Nachhaltigkeit, wirbeln nicht durch wilde Transfers ihr Team durcheinander. Stattdessen verdienen die Spielerinnen, die für ihre Leidenschaft Fußball viermal die Woche trainieren, weiterhin nichts. Sie sind aber von Mitgliedsbeiträgen befreit und können kostenfrei die Fitnessstudios des Vereins nutzen. Zudem wird viel Wert auf ausgezeichnete Jugendarbeit bei den zwölf ETV-Mädchenmannschaften in der Abteilung „Kickbees“ gelegt.

Über 200 Mädchen spielen hier Fußball. „Bei uns kommen immer junge Talente nach. Alleine deshalb wollen wir die Regionalliga Nord halten, damit viele Mädchen bei uns die Perspektive Dritte Liga haben“, sagt Tralau. Acht Talente aus der eigenen Jugend stehen im 26er-Kader Tralaus. Unter dem Regionalligateam spielt das zweite Team der ETV-Frauen gleich eine Liga tiefer in der Oberliga Hamburg. Eine starke Konstellation zur Leistungsförderung für die jungen Nachwuchsspielerinnen.

Paulini will Fahrstuhl anhalten

Schon auf viel Erfahrung zählen kann bei den ETV-Frauen Torjägerin und Führungsspielerin Hannah Paulini (28). In der Oberligaison 2021/22 wurde sie mit sagenhaften 58 Treffern Viertliga-Torschützenkönigin in Deutschland. Aufstieg, Abstieg, Wiederaufstieg – Paulini will mit ihrem Team nun den Fahrstuhl anhalten. Und in der Regionalliga Nord bleiben.

Mehr zum Thema

„Wir haben jetzt mehr Erfahrung als beim Regionalliga-Abstieg, mehr Professionalität, mehr taktische Flexibilität. Dazu unser gewohnt starkes Trainerteam. Ich bin sehr optimistisch, dass wir drinbleiben“, sagt Paulini.

ETV-Frauen wollen Klasse halten

Sie selbst geht mit gutem Beispiel voran, besorgte in Meppen mit ihrem ersten Saisontreffer das 3:0. „Ein Kopfballtor von mir passiert auch nicht alle Tage“, sagte sie danach lachend.

Der Treffer hat ihren Optimismus bestärkt. „Halten wir die Klasse“, glaubt Paulini, „ist die Perspektive sehr gut, dass wir uns dauerhaft in der Regionalliga Nord etablieren.“