Hamburg. Zum Start der neuen Bundesligasaison am Wochenende hat sich der GTHGC prominent mit Amelie Wortmann und Lena Micheel verstärkt.
„Auf der Laufbahn oder auf dem Hockeyplatz?“ Lena Micheel (26) fragt lieber noch einmal nach, wo das Aufwärmen vor dem Training denn nun stattfindet. Noch ist vieles neu für die Hockey-Nationalspielerin beim Großflottbeker THGC. Erst rund zwei Wochen vor dem Start in die Hockey-Bundesliga an diesem Wochenende ist sie in das Training eingestiegen.
Aber sie hat ja Amelie Wortmann (27) an ihrer Seite, die kennt sich hier an der Otto-Ernst-Straße bestens aus. Gemeinsam haben sich die beiden Olympiateilnehmerinnen dazu entschieden, zur anstehenden Saison vom Uhlenhorster HC nach Großflottbek zu wechseln – ein spektakulärer Coup für den GTHGC und ein herber Verlust für den UHC.
Hockey: Bundesliga beginnt am Freitag
Die neue Bundesligasaison beginnt am Freitag (19 Uhr) mit dem Damenduell des Clubs an der Alster gegen den HTHC. Zwei traditionelle Schwergewichte in Hamburg, aber Großflottbek, das am Sonntag (11.30 Uhr) mit einem Heimspiel gegen den deutschen Vizemeister Mannheimer HC die Saison beginnt, hat mächtig „aufgerüstet“. Insgesamt 13 neue Spielerinnen konnte Sportdirektor Matthias Witthaus (41) davon überzeugen, in Hamburgs Westen zu kommen, sieben sind gegangen.
„Es war klar, dass uns viele Spielerinnen verlassen werden und es einen großen Umbruch geben wird“, sagt Witthaus, „wir haben deshalb die ursprüngliche Strategie stark forciert und versucht, Spielerinnen zu holen, die sich mit dem Verein identifizieren. Es sind auch vier Rückkehrerinnen dabei.“
Amelie Wortmann kehrt in ihren Stammverein zurück
Die prominenteste davon ist Amelie Wortmann, die beim GTHGC groß geworden ist und deren Familie dort verwurzelt ist. Vor sechs Jahren war sie zum UHC gewechselt, weil der damalige Bundestrainer Xavier Reckinger wollte, dass sie in der Ersten Liga aktiv ist. „Ich wollte immer irgendwann zurückkehren, und jetzt ist der richtige Moment“, erklärt die Mittelfeldspielerin.
Denn sie hat Dinge abgeschlossen und kann nun neue angehen. Die Olympischen Spiele waren so eine Etappe, der Master-Abschluss in ihrem Psychologiestudium auch, seit dieser Woche leistet sie ein Praktikum im UKE, schickt zudem Bewerbungen mit dem Ziel los, sich zur Psychotherapeutin ausbilden zu lassen – „und bei Flottbek stimmen neben dem Herzensgefühl auch die Bedingungen, wir haben eine spannende Mannschaft.“
Großflottbek auch bei den Herren wieder erstklassig
In der unter anderem auch die deutsche Ex-Nationalspielerin Nicola Pluta (Leiden) und die U21-Auswahlspielerin Lale Schilling (Wiesbaden) stehen werden, dazu die Argentinierinnen Delfina Thome und Juana Fernandez. „Wir haben keinen Mäzen, der das alles bezahlt, es ist alles im Rahmen“, sagt Witthaus, der seit November 2023 für den Hockeysport im GTHGC verantwortlich ist.
Flottbeks Herren sind als Aufsteiger ebenfalls wieder in der Bundesliga dabei, da war und ist einiges zu tun für den Olympiasieger von 2008 und 2012. „Die Mannschaft wurde nicht zusammengekauft, wir haben anders überzeugt“, erklärt der langjährige Rekordnationalspieler. „Im Frauenhockey wird man nicht reich“, sagt auch Amelie Wortmann.
Die konkrete Zielsetzung hat das Team vergangene Woche gemeinsam mit Trainer Dawid Zimnicki erarbeitet, das Erreichen des Final Four um die Meisterschaft sollte es wohl sein. „Diese Perspektive finde ich auch spannend“, begründet Lena Micheel ihre Entscheidung, „Ich bin überzeugt, dass wir in den nächsten Jahren viel Spaß haben und tolle Erfolge einfahren werden.“
Die gebürtige Berlinerin war vor acht Jahren zum UHC gekommen, auch sie spürte nun „Lust auf Veränderung“, nach Olympia und dem Ablegen des ersten juristischen Staatsexamens. Auch einen Stadtwechsel hatte sie überlegt, sich dann aber „für Hamburg entschieden“. Welche Rolle ihre engen Freundinnen Amelie Wortmann und die Flottbeker Nationalspielerin Jette Fleschütz bei der Entscheidung gespielt haben – sagt sie so nicht. „Es ist der Reiz, etwas Neues aufzubauen und Spaß an schnellem Ballbesitzhockey zu haben.“
Zukunft in der Nationalmannschaft noch unklar
Olympia soll nun erst einmal sacken, aber mit der Europameisterschaft im kommenden Jahr in Mönchengladbach und der WM 2026 in Belgien und den Niederlanden stehen bereits die nächsten Höhepunkte fest. „Wir haben in Paris unser Ziel nicht erreicht“, sagt Wortmann zum unglücklichen Viertelfinal-Aus im Penaltyschießen gegen Argentinien. Da gibt es also noch Nachholbedarf.
Altenburg erinnert daran, dass sein Team gegen Olympiasieger Niederlande und den Dritten Argentinien jeweils bis kurz vor Schluss geführt hatte und Silbermedaillengewinner China in der Gruppe schlagen konnte: „Dichter waren wir der Weltspitze noch nicht.“ Micheel und Wortmann haben beide grundsätzlich Lust, den Weg mit den „Danas“ weiterzugehen. Wie sich das mit den neuen beruflichen Herausforderungen vereinbaren lässt, müssen die anstehenden Perspektivgespräche mit Altenburg zeigen.
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Und wenn die sportliche Enttäuschung von Paris verarbeitet ist, dann werden die positiven Erinnerungen überwiegen. Nach den Corona-Spielen vor drei Jahren in Tokio war Paris so „wie man sich Olympia im Kindheitstraum vorstellt“, so Wortmann. Die Stimmung in der Stadt, die Atmosphäre im Stadion, das Treffen mit anderen Athleten im olympischen Dorf, es war alles einmalig. Nur eines nicht: „Bei der Eröffnungsfeier sind wir auf der Seine an den meisten Attraktionen vorbeigefahren, bevor die angefangen hatten, weil wir Deutschen so weit vorne waren.“ Auch da wäre also noch ein Nachholbedarf.