Hamburg. Eva Lys, Tamara Korpatsch und Co. sollen Tennis-Fans zum Rothenbaum locken – und den Generationswechsel weiter vorantreiben.

Sandra Reichel griff im Juni höchstpersönlich zum Telefon. Nachdem die Turnierchefin das geplante WTA-Damenturnier im Hamburger Stadtpark einige Wochen zuvor noch hatte absagen müssen, konnte sie den Hamburger Tennisfans doch noch ein Happy End bereiten. Zwar musste Reichels Agentur MatchMaker die Turnierlizenz für das 250er-Turnier in diesem Jahr nach Rumänien abgeben, konnte sich gleichzeitig aber eine 125er-Lizenz sichern.

„Ich war zunächst sehr enttäuscht, dass das Turnier in diesem Jahr nicht stattfinden sollte. Als Sandra mich dann angerufen hat, war ich aufgeregt und habe mich wirklich darüber gefreut“, sagt Tamara Korpatsch (29/Weltranglistenplatz 94), die von diesem Sonntag an wie drei andere Hamburgerinnen auf der traditionsreichen Anlage am Rothenbaum im Hauptfeld aufschlagen wird. Auch ihre Kollegin vom Club an der Alster, Eva Lys, wurde von Reichel persönlich informiert, musste ihren Turnierplan ebenfalls kurzfristig umstellen.

Tennis in Hamburg: Lys, Korpatsch, Seidel und Akugue mit Heimspielen

„Ich bin hier aufgewachsen, spiele hier jedes Jahr Punktspiele und kenne die Plätze gut. Deshalb kann man schon sagen, dass ich einen kleinen Heimvorteil habe, auch durch die Familie und Freunde hier“, sagt Lys (22/Nr. 112), die es vor zwei Wochen in Ungarns Hauptstadt Budapest erstmals ins Halbfinale eines 250er-Turniers geschafft hatte. Die weiteren Lokalmatadorinnen sind neben Korpatsch Ella Seidel (19/Nr. 135) und die Vorjahresfinalistin Noma Noha Akugue (20/Nr. 272), Wildcards erhalten zudem die Schleswig-Holsteinerin Tessa Johanna Brockmann (18) sowie die Hamburgerinnen Johanna Silva (26) und Anna Petkovic (19/Qualifikation).

Während Lys seit geraumer Zeit in aufsteigender Form ist, durchlebt Korpatsch zurzeit eine komplizierte Phase. „Ich bin in letzter Zeit nicht so gut drauf, habe hier in Hamburg aber nie schlecht gespielt“, sagt die 29-Jährige, die vor wenigen Tagen bei den Olympischen Spielen in Paris sowohl im Einzel als auch im Doppel in der ersten Runde ausgeschieden war. Bei Olympia lernte Korpatsch, die beim Deutschen Tennis Bund jahrelang außen vor war, erstmals auch die dreimalige Grand-Slam-Siegerin Angelique Kerber (36) kennen, die es zum Karriereabschluss noch mal ins Viertelfinale geschafft hatte.

Generationswechsel im deutschen Damentennis

Die Hamburgerinnen wollen nun in die Lücke stoßen, die Kerber hinterlässt. „Es ist unsere Aufgabe, dass nicht nur eine Spielerin im deutschen Damentennis im Vordergrund steht, sondern dass wir nachkommen“, sagt Korpatsch. Und Lys ergänzt: „Man merkt, dass im Tennis ein Wandel stattfindet. Langsam geht es in die Richtung, dass die ältere Generation aufhört und das Licht eher auf den jüngeren Spielerinnen ist. Das spürt man auf jeden Fall.“

Mehr zum Thema

Auch Turnierchefin Reichel will das mit dem Rothenbaum-Turnier, bei dem die Ex-Siegerinnen Arantxa Rus (Niederlande/Nr. 75) und Elena-Gabriela Ruse (Rumänien/Nr. 60) zu den Favoritinnen zählen, weiter unterstützen. Ein „großer Kraftakt“ sei es gewesen, so Reichel, die das Turnier vor allem dank der finanziellen Unterstützung der ECE Group von Alexander Otto, aber auch dank der Hilfe der Stadt, des DTB und der regionalen Tennisverbände „kurzfristig aus dem Boden stampfen“ konnte, wie sie sagt.

Angesichts fehlender Topstars sowie der parallel stattfindenden Sommerferien und Olympischen Spiele hofft Reichel insgesamt auf 7000 bis 8000 Zuschauer. „Dass es nicht leicht wird, haben wir alle gewusst“, sagt die Österreicherin. „Ich bin mir aber sicher, dass wir qualitativ hochwertiges Tennis erleben werden.“