Hamburg. Teamgeist als Erfolgsgeheimnis: Beim Final Four in München wartet auf Falkenstein im Halbfinale Stuttgart. Revanche gegen St. Leon-Rot?

Es gab für Leonie Wulfers gar keine anderen Überlegungen: Natürlich kommt sie in den Sommerferien von Ihrem College in Südflorida nach Hamburg, um Golf für den HGC Falkenstein zu spielen. „Das ist mir sehr wichtig“, sagt die 20-Jährige, „dieses Team, ist etwas ganz Besonderes, wir sind alle wirklich eng verbunden.“

Der ganz besondere Teamgeist ist auch für Trainerin Esther Poburski (54) ein dickes Plus, wenn die Falkensteinerinnen an diesem Wochenende im Golfclub München Riedhof beim Final Four um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft nach ihrem dritten Titel nach 2018 und 2022 greifen: „Der Teamspirit ist wirklich außergewöhnlich gut, jede nimmt ihre Rolle an, und alle tragen zum Erfolg bei.“

Golf: Perfekte Vorrunde von Falkensteins Damen

Das hatten sie in herausragender Weise in den fünf Partien der Bundesliga-Nordgruppe gezeigt: „Clean sweep“, fünf Spiele, fünf Siege, trotz oft wegen Verletzungen und Abwesenheiten unterschiedlicher Aufstellungen. „Damit haben wir unsere Erwartungen selbst übertroffen“, sagt die Trainerin.

Am Sonnabend geht es nun gegen den Südzweiten Stuttgart Solitude um den Einzug in das Finale am Sonntag. Erstmals übrigens wird das Finale live bei Sky übertragen. Anders als in der regulären Runde werden die Matches im Final Four im Matchplay ausgetragen. Eins gegen eins, neun direkte Duelle entscheiden, drei klassische Vierer und sechs Einzel. Eine völlig andere Spielart, Nervenduelle. „Das liegt uns, wir haben viele Lochspieltypen dabei“, ist Poburski optimistisch.

Vor einem Jahr gab es erst im Finale eine Niederlage gegen Südmeister St. Leon-Rot aus dem Dietmar-Hopp-Imperium, eine Neuauflage erscheint am Sonntag möglich. „Wir haben noch eine Rechnung offen“, erklärt Poburski kämpferisch.

Leonie Wulfers in Florida „Freshman of the Year“

Sieht Leonie Wulfers ebenso. Vor fünf Jahren kam sie als Teenager aus ihrer Geburtsstadt Münster zum Hamburger Golf-Club, um ihren Traum vom Profi zu verfolgen. Bei der Meisterschaft 2022 und dem Vizetitel vor einem Jahr stand sie in der Mannschaft, 2021 war sie zur Wahl als „Hamburger Sporttalent des Jahres“ nominiert.

Nach dem Abitur 2022 ging sie nach Fort Myers an die Florida Gulf Coast University, wo sie einen Studiengang in PGA Golf Management belegt und gleichzeitig für das Collegeteam spielt. Mit großem Erfolg, im April wurde sie zum „Freshman of the Year“ gewählt, der besten Spielerin der gesamten Region im ersten Studienjahr.

HGC ermöglicht Wulfers Studien-Praktikum

„Es läuft gut, ich habe mich sehr gut eingelebt“, sagt sie. Das Studium sei anstrengend, aber sie braucht den Plan B, um abgesichert zu sein, sollte auf dem Weg zur Berufsspielerin irgendetwas dazwischenkommen, nach dem Abschluss 2026 soll der Übertritt erfolgen. „Wir thematisieren das natürlich im Team und mit der Familie“, erzählt Wulfers. Rat holen kann sie sich auch bei einer ehemaligen Mitspielerin: Esther Henseleit, die sich inzwischen bei den Profis durchgesetzt hat und kommende Woche bei Olympia startet. „Sie lebt zwar in Arizona, aber der Kontakt ist da. Ich kann sie anrufen.“

Da ist wieder dieses Teamgefühl, das sie irgendwie geschafft haben, in Falkenstein zu kultivieren. Davon hat Wulfers auch schon in ihrem Studium profitiert, in diesem und auch im vergangenen Sommer absolvierte sie ein Studien-Praktikum in „ihrem“ Golfclub in Blankenese, um in das Management eines Vereins hineinzuschnuppern. „Ich bin dem HGC dankbar für die Möglichkeiten, die ich hier habe“, sagt Leonie Wulfers, „und ich bin mir sicher, dass die Freundschaften im Team auf jeden Fall bestehen bleiben.“

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Am Mittwoch bereits war die Mannschaft mit der Bahn nach München gefahren, am Donnerstag und Freitag haben sie versucht, die Anlage mit ihren Tücken und Chancen kennenzulernen.

Und am Sonnabend geht es dann los ab 7.30 Uhr mit den Vierern und einem klaren Ziel: „Wir sind als Team stets stärker, als es auf dem Papier aussieht“, sagt Esther Poburski, die ausbaldowern musste, wer an welcher Position abschlägt und wie sie die Viererteams zusammenstellt. Aber wie auch immer sie sich entscheidet, alle werden es mittragen, da ist sich die Trainerin sicher: „Für uns steht der Mannschaftserfolg immer über dem Einzelerfolg.“