Hamburg/Paris. Beim Spiel zwischen den deutschen Frauen und den USA wurde mit den vielen Fan-Einblendungen die Grenze zur Inszenierung überschritten.

Die Olympischen Spiele können soooo schön sein. Vielleicht geht es Ihnen ja auch so vor dem TV: Wenn die 100 Meter Schmetterling im Schwimmen laufen, schnellt der Puls hoch, die Anspannung steigt, bis wir nach dem Anschlag mitjubeln oder -trauern, wie zum Beispiel mit Schwimmweltmeisterin Angelina Köhler, die ganz knapp Bronze verpasste und danach ihren Tränen freien Lauf ließ, weil vermutlich jemand, der vor ihr landete, nicht mit lauteren Mittelchen arbeitete.

Ja, die Emotionen sind es, die die TV-Zuschauer gebannt mitfiebern lassen. Kein Wunder also, dass die Verantwortlichen von Sportveranstaltungen zu gerne jegliche Art von Gefühlsregungen von Protagonisten oder Beobachtern mit den Kameras auffangen und ausführlich zeigen, wie die siegreichen Schwimmerinnen und Schwimmer in der Paris La Défense Arena mit ihren Liebsten knuddeln. Alles okay bis dahin, zuweilen recht süß.

Fußballturnier: Geschehen auf den Rängen wichtiger als auf dem Rasen

Die Grenze zur Inszenierung ist dabei aber schmal – und wurde beim Fußballspiel zwischen den deutschen Fußballerinnen und den US-Girls am Sonntagabend auf unerträgliche Art und Weise überschritten. Bei jeder erdenkbaren Spielunterbrechung gab es Bilder von der Tribüne, von stets gleich jubelnden Fans beider Teams, die brav – vermutlich von den Kameraleuten dazu animiert – „Deutschland“- oder „USA“-Rufe anstimmten. Offensichtlich wurden auch vorab aufgezeichnete Sequenzen eingestreut, was die Sache nicht besser macht.

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Fußballgucken garniert mit ein bisschen Fußball war das – zugegeben, eine etwas überspitzte Beschreibung, aber wenn deutlich mehr Reaktionen von Zuschauern als von Spielerinnen oder dem Trainerstab übermittelt werden, wenn so getan wird, als ob auf den Rängen Karnevalsatmosphäre herrscht, obwohl gerade mal 10.000 Besucher in Marseiller Stadion zuschauten, dann ist nicht nur der Sehgenuss beeinträchtigt, dann ist, trotz aller Liebe zu der Sportart, die Zeit zum Handeln gekommen. Zum Abschalten. Gesagt, getan. Das Ergebnis des Spiels habe ich erst weit nach Ende der Partie abgerufen.