Paris. Rafael Nadal kämpft in Paris um eine Olympiamedaille. Seinen Doppelpartner macht er zwar nervös, der erste Sieg gelingt trotzdem.

Rafael Nadal wirkte etwas übellaunig, als er in die Interviewzone eilte. Dabei gab es dafür gar keinen Grund: An der Seite von seinem designierten Nachfolger Carlos Alcaraz (21) hat der 38 Jahre alte Tennis-Superstar die zweite Runde im Doppel bei den Olympischen Spielen in Paris erreicht. Die Spanier besiegten das argentinische Duo Maximo Gonzalez und Andres Molteni mit 7:6 (7:4), 6:4.

Vier Augenringe für Olympia

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    Doch der Medienmarathon nach seinem ersten Auftritt bei den Olympischen Spielen in Paris schien Nadal zu nerven. Wer kein Spanisch spricht, hatte nicht viel zu melden: Ehe er seinen heimischen Journalisten ein paar Minuten widmete, war nur eine Frage auf Englisch gestattet. Der Mallorquiner beantwortete sie rasend schnell, nicht unhöflich, nur pragmatisch. Sein Blick war wachsam, die Falten auf seiner Stirn tiefer als früher. Auch die Haare sind lichter geworden. „Mit Carlos auf diesem Court zu spielen, ist etwas Besonderes“, sagte er. „Ich bin sehr glücklich über den Sieg und genieße jeden Moment.“ Das war‘s. Voller Fokus auf den Medaillentraum.

    Alcaraz bekommt an der Seite von Nadal weiche Knie

    Rafael Nadal ist mit fast 40 Jahren der Altmeister im Welttennis. 22 Grand Slams hat er gewonnen, 14 davon alleine hier, im Stade Roland Garros. Die French Open hat er geprägt wie kein anderer – die Zuschauer verehren ihn über alle Maße. Dass er bei der Eröffnungsfeier auf der Seine zu den Fackelträgern zählte, war für ihn eine besondere Ehre. „Ich kann Paris nicht genug dafür danken.“

    Als er dann Samstag das erste Mal bei diesen Spielen den Court Philippe Chatrier betrat, stand das Stadion Kopf. Die Aura dieses Sandplatzkönigs in dieser Kulisse beeindruckte auch seinen Doppelkollegen. Alcaraz hat in diesem Jahr zwar schon die French Open und Wimbledon gewonnen, doch an der Seite von seinem Kindheitsidol bekam er weiche Knie. Er spielte nervös, machte zu Beginn der Partie viele Fehler. Doch Nadal baute ihn auf, führte beide mit seiner Routine zurück ins Spiel – das das Duo am Ende mit etlichen spektakulären Ballwechseln gewann.

    Letztes Märchen für den Sandplatzkönig von Paris

    Carlos Alcaraz war nach dem Spiel beseelt. Ein breites Grinsen trug er im Gesicht, als er davon schwärmte, wie besonders es für ihn ist, seine erste Olympia-Teilnahme an der Seite von seinem großen Vorbild zu erleben. Und mit ihm die nächste Runde erreicht zu haben: „Unser Niveau ist gut genug, um zu glauben – und hoffentlich noch weitermachen zu können“, sagte er.

    Rafael Nadal (l.) beim Aufschlag im Olympischen Doppel mit Carlos Alcaraz.
    Rafael Nadal (l.) beim Aufschlag im Olympischen Doppel mit Carlos Alcaraz. © Getty Images | Clive Brunskill

    Eine Olympiamedaille an diesem speziellen Ort wäre für Nadal die perfekte Geschichte – vielleicht sogar der perfekte Abschluss. Offiziell hat er es zwar noch nicht gemacht, doch immer wieder deutete der zweimalige Olympiasieger an, dass diese Saison seine letzte sein könnte. Zu oft hatten ihn Verletzungen davon abgehalten, noch einmal sein Topniveau zu erreichen. Irgendwann ist es dann genug – für den Körper, für den Geist.

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    Da die Belastung im Doppel weniger intensiv ist und im Einzel schon in Runde zwei Dauerrivale Novak Djokovic aus Serbien warten könnte, bietet sich hier für Nadal die größte Chance, seinen Medaillentraum zu erfüllen: an der Seite eines 21-Jährigen, der bereits dabei ist, eine neue Ära im Welttennis einzuleiten, und der für sein Idol sein Herz auf dem Platz lassen wird. Und vor dieser Kulisse, vor diesen Fans, die danach lechzen, ein weiteres, womöglich letztes Märchen mit ihrem Sandplatzkönig zu erleben.

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