Paris. Rafael Nadal ist an der Seite von Carlos Alcaraz erfolgreich in die Olympischen Spiele gestartet. Der Traum von der besonderen Medaille lebt.

Rafael Nadal musste gar nicht viel mehr machen, als einfach sein Wohnzimmer zu betreten. Schon stand das Publikum Kopf. Mit ohrenbetäubendem Jubel empfingen die Zuschauer den Spanier, der auf dem Sand von Roland Garros zum Tennishelden geworden war. Beinahe das Dach hob es dann vom rappelvoll besetzten Court Philippe Chatrier, als der 38 Jahre alte Routinier an der Seite von seinem designierten Thronfolger Carlos Alcaraz nach einem 7:6 (7:4), 6:4 über die Argentinier Maximo Gonzalez und Andres Molteni als Sieger vom Platz ging. Er winkte den Fans auf allen Seiten, ließ sich feiern – und schien die ganze Energie von den Rängen in sich aufzusaugen. Der 22-malige Grand-Slam-Sieger weiß, dass er sie gebrauchen kann, schließlich hat er in Paris Großes vor.

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Nicht wie sonst bei den French Open, die er 14 Mal und damit öfter gewonnen hat als jeder andere Tennisspieler gewann – und wofür sie ihn hier als Sandplatzkönig verehren. Sondern bei den Olympischen Sommerspielen von Paris. „Mit Carlos auf diesem Court zu spielen ist etwas Besonderes“, sagte Nadal später am Samstagabend. „Ich bin sehr glücklich über den Sieg und genieße jeden Moment.“

Karriereende nach Schmerzen und Rückschlägen?

Eine Olympia-Medaille auf seinem heiligen Sand? Es wäre die perfekte Geschichte. Auch der perfekte Abschluss? Nadal, der zuletzt immer wieder von langwierigen Verletzungen – mal war es die Hüfte, mal das Knie – von weiteren Großtaten abgehalten wurde, hat immer wieder angedeutet, aber noch nicht endgültig verkündet, seine lange und glorreiche Karriere nach dieser Saison der Schmerzen und Rückschläge zu beenden.

Carlos Alcaraz (rechts) und Rafael Nadal bei ihrem ersten Doppel bei den  Olympischen Spielen in Paris.
Carlos Alcaraz (rechts) und Rafael Nadal bei ihrem ersten Doppel bei den Olympischen Spielen in Paris. © Getty Images | Clive Brunskill

Auch am Freitagabend hatten seine Fans besonders genau hingeschaut, als der Mallorquiner etwas unrund eine Treppe im Trocadero-Stadion heruntergelaufen war. Der zweimalige Olympiasieger war bei der spektakulären Eröffnungsfeier an und auf der Seine als Fackelträger aufgetreten. „Ich kann Paris nicht genug für diese Ehre danken“, sagte er nach dem Sieg am Samstag. Doch der Oberschenkel, der unter der Woche im Training noch zwickte, schien zu halten: Ohne Bandage, dafür mit klassisch weißem Stirnband trat er erstmals mit Carlos Alcaraz zum Doppel an. „Für mich wird ein Traum war“, sagte Alcaraz. „Meine ersten Olympischen Spiele – und sie mit Rafael zu spielen macht es noch besonderer.“

Während der 21-Jährige sein Auftaktmatch gegen Außenseiter Hady Habib aus dem Libanon bereits gemeistert hatte, startet Nadal an diesem Sonntag gegen den Ungarn Marton Fucsovics in die Einzelkonkurrenz. Doch da schon in der zweiten Runde das Duell mit dem serbischen Rekord-Grand-Slam-Sieger Novak Djokovic anstehen würde, birgt die Doppelkonkurrenz Nadals größere Chance, dass sein Traum von der Olympia-Medaille in Erfüllung geht. Die Intensität ist dabei nicht so hoch, der Körper wird weniger geschunden.

Nadal ist Alcaraz‘ Kindheitsheitsidol

Dass Nadal es noch kann, bewies er bei dem 1:47 Stunden dauernden Doppelmatch. Gerade zu Beginn. Alcaraz, der in diesem Jahr bereits die French Open und Wimbledon gewonnen hat, gestand ein, nervös gewesen zu sein. Nadal ist sein Kindheitsidol, nun mit ihm Seite an Seite auf so einer Bühne zu spielen, beeindruckte ihn sichtlich. Doch mit Nadals Routine und Raffinesse gelangen wichtige Punktgewinne, die mehr Sicherheit in das Spiel der beiden und letztlich den Sieg brachten.

Dass im Stadion nicht nur Spanier Nadal feierten, wurde um kurz nach 20 Uhr deutlich: Als sich herumsprach, dass Frankreich im Rugby Olympiagold gegen Fidschi gewonnen hatte, hallte statt „Vamos“ nun „Allez les bleus“ durchs Stadion. Es bedurfte einiger nachdrücklicher „Pscht“-Ansagen, um die hier und da angestimmte Marseillaise wieder zu beenden. Schließlich braucht auch ein Matador wie Nadal Ruhe zur Konzentration. Doch er blieb souverän, mit Olympia kennt er sich aus: 2008 gewann er Einzelgold in Peking, 2016 Rio im Doppel.

Fast 25 Jahre ist es nun her, dass Rafael Nadal erstmals in Roland Garros einen Titel holte. Sein Nachfolger steht in Alcaraz bereit. Gemeinsam können sie dem großen Routinier nun einen perfekten Abschluss bescheren. Der Energie des Publikums können sie sich sicher sein.

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