Berlin. Während Österreich trotz seines alternden Stürmers vom Achtelfinale träumt, scheitert Polen als erstes Team – auch wegen Lewandowski.
Es ist sicherlich eine der Kardinalfragen, die jedes Turnier begleitet, diese Europameisterschaft vielleicht sogar noch ein bisschen mehr. Inwiefern wird es den Oldies in den Mannschaften, jenen Spielern, die seit Jahren die Stars im Team sind, noch gelingen, ihr Team zu Erfolg zu führen?
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Das 3:1 der Österreicher gegen Polen gab am Freitagabend im Berliner Olympiastadion eine durchaus belastbare Antwort. Die Österreicher gewannen trotz Enfant terrible Marko Arnautovic und können so nicht nur vom Achtelfinale, sondern sogar vom Gruppensieg träumen. Polen wiederum verlor nicht nur sein zweites Gruppenspiel, sondern schied nach dem torlosen Remis zwischen Frankreich und den Niederlanden als erste Mannschaft aus dem Turnier aus – auch wegen Robert Lewandowski.
Elfmeter verwandelt, dann kamen die Tränen: Arnautovic bangte um seinen Vater
„Ich habe gezeigt, dass ich es immer noch kann“, sagte der 35 Jahre alte Arnautovic nach für ihn emotionalen Minuten, „ich habe Spaß hier im Nationalteam.“ Den Elfmeter zum 3:1 verwandelte er eiskalt, in seinen Jubel danach mischten sich auch Tränen. „Es war sehr emotional für mich, es war ein Familiengrund“, erklärte der Stürmer. Seinem Vater war es nicht gutgegangen. Doch rechtzeitig zum Spiel gab es Entwarnung. „Er war im Stadion – alles wieder okay, alles perfekt.“
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Der Umstand, dass die Spielidee von Trainer Ralf Rangnick das komplette Team benötigt, spielt Arnautovic dabei in die Karten. Das schon aus Rangnicks Bundesliga-Zeiten bekannte aggressive Pressing braucht die gesamte Mannschaft, nicht nur einen einzelnen Spieler. Schon gegen Frankreich zum Auftakt (0:1) lieferten die Österreicher eine gute Partie – ohne Arnautovic, der zunächst auf der Bank saß und Michael Gregoritsch den Vortritt lassen musste.
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Soll heißen: Um den Spielstil auf den Platz zu bringen, ist jemand wie Arnautovic nicht zwingend nötig. Dass er den Unterschied ausmachen kann, steht dennoch außer Frage. „Für mich hat er sein bestes Spiel gemacht, seit er für mich spielt“, sagte Rangnick. Auch das darf als Beleg dafür gelten, dass sich der ehemalige Bremer und heutige Profi von Inter Mailand einzuordnen weiß.
Jubel bei Einwechslung von Polens Robert Lewandowski
Gleiches kann man sicher auch von Robert Lewandowski sagen. Doch die Struktur der polnischen Mannschaft ist eine andere. Und eben dies wurde dem Team von Coach Michal Probierz zum Verhängnis. Fast schon befreiend war der Jubel, als Lewandowski gegen Österreich nach einer Stunde eingewechselt wurde. Szenen, die offenbaren, wie abhängig allein die Gefühlswelt der Fans von einem einzigen Spieler ist.
Sie offenbarten auch, wie abhängig das Spiel der Polen vom langjährigen Torjäger des FC Bayern tatsächlich ist. Es kommt nicht von ungefähr, dass die Partie just ab dem Moment kippte, als Robert Lewandowski ins Spielgeschehen eingriff. Plötzlich waren die Aktionen mehr auf Polens Nummer neun ausgelegt. Man suchte Lewandowski, die personifizierte Torgarantie.
Doch der inzwischen 35-Jährige machte lediglich in einer Szene auf sich aufmerksam: Kurz nach seiner Einwechslung sah Lewandowski die Gelbe Karte, weil er mit dem Ellenbogen voran in ein Kopfballduell gegangen war. Nach Abpfiff schlich er fast schon unbeachtet vom Rasen des Olympiastadions.
„Wir wussten, dass es ein sehr intensives Spiel werden wird, deshalb haben wir mit der medizinischen Abteilung beschlossen, dass er nicht von Anfang an spielt“, begründete Coach Probierz, warum der gerade erst nach einem Muskelfaserriss überhaupt erst wieder spielfähig gewordene Kapitän zunächst pausierte. Zugleich gestand er jedoch auch ein, welche Wichtigkeit Lewandowski immer noch im polnischen Team besitzt: „Wir haben gehofft, dass wir leichter durch die österreichische Defensive durchbrechen würden.“
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Ähnlich wie bei den Kroaten, wo das Spiel immer noch steht und (wie bei dieser EM) fällt mit Luka Modric (38), oder bei den Portugiesen, wo allein die Präsenz eines Cristiano Ronaldo (39) ausreicht, dass ihn die Mitspieler unbewusst geradezu suchen – ohne einen fitten Lewandowski ist das polnische Spiel immer noch nur die Hälfte wert.
„Unser Wandel als Mannschaft hat erst vor wenigen Trainingslagern begonnen. Die Mannschaften, gegen die wir angetreten sind, hatten mehr Zeit unter ihren Trainern und waren besser vorbereitet“, sagte ein enttäuschter Lewandowski selbst. Man kann davon ausgehen, dass sich seine Rolle in der Nationalmannschaft zeitnah ändern wird.