Hamburg. Geschäftsführer Max Paatz wechselt nach Düsseldorf, auch ein neuer Cheftrainer muss gefunden werden. Nationaltrainer heißer Kandidat.
Als am Sonntagabend die Spieler von Düsseldorf Rhein Fire die Trophäe für den Gewinn der American-Football-Europaliga ELF stemmten, war das auch für Max Paatz ein besonderer Moment. Der 47-Jährige, der seit der ELF-Gründung 2021 als Geschäftsführer die Entwicklung der Hamburg Sea Devils vorantrieb, durfte sich in der Duisburger Arena selbst ein Stück als Champion fühlen. Am Montagnachmittag nämlich machten die beiden Clubs öffentlich, was seit einigen Wochen beschlossene Sache ist: Paatz übernimmt vom 1. Oktober an bei den Rheinländern den Posten des General Managers von Tom Aust.
Für die Hamburger ELF-Franchise bedeutet diese Personalie einen erheblichen Einschnitt. Nachdem in der vergangenen Woche der Abgang von US-Cheftrainer Charles „Yogi“ Jones (62) bekannt gegeben worden war, stehen die Sea Devils vor einem kompletten Neuanfang. „Ich bin sehr dankbar für die vergangenen drei Jahre. Wir haben zweimal das Finale erreicht und Hamburg wieder zu einer festen Größe im europäischen Football gemacht. Aber ich denke, dass nach so einer Zeitspanne ein Neuanfang auch Kräfte freisetzen kann, die den Sea Devils neue Energie geben können“, sagte Paatz dem Abendblatt.
Paatz kehrt zu den Wurzeln zurück
Für den aus Kleve am Niederrhein stammenden Manager, der vor 20 Jahren als Werksstudent erste Erfahrungen bei Rhein Fire sammelte, ließ die Herausforderung, die der neue Club ihm bietet, wenig Spielraum für einen Verbleib in Hamburg. „Für mich ist es ein Nachhausekommen. Meine Eltern leben in der Nähe von Düsseldorf, mit den Ownern in Düsseldorf habe ich früher zusammengespielt, Special-Teams-Coordinator Mario Schulz ist einer meiner besten Freunde“, sagte er.
Zudem sind die sportlichen Perspektiven in Düsseldorf deutlich höher zu bewerten als bei den Sea Devils, die in dieser Saison die Play-offs verpassten, mit einer Siegbilanz von 4:8 deutlich hinter den Erwartungen zurückblieben und angesichts der infrastrukturellen Probleme mit der mittelfristig nicht ausreichenden Spielstätte Hoheluft-Stadion vor einer ungewissen Zukunft stehen.
Neuer Cheftrainer binnen vier Wochen
All das habe jedoch nichts mit seiner Entscheidungsfindung zu tun gehabt, versuchte Paatz zu beschwichtigen. „Ich glaube weiterhin fest an den Standort Hamburg und bin mir sicher, dass der Neustart dazu führen wird, dass sich die Dinge hier gut entwickeln. Manches ist nach drei Jahren einfach festgefahren, da können neue handelnde Personen unbelastet an die Aufgaben gehen“, sagte er.
Zuständig dafür, nun die Weichen für die Zukunft zu stellen, ist Alleingesellschafter Zeljko Karajica. „Die Veränderungen kommen ja nicht überraschend, wir sind schon seit Wochen in konstruktiven Gesprächen mit potenziellen Nachfolgern“, sagte der 52-Jährige dem Abendblatt. Innerhalb der kommenden vier Wochen plane er damit, den neuen Headcoach zu präsentieren, in dessen Verpflichtung Paatz noch eng eingebunden ist. Die Bekanntgabe des neuen Geschäftsführers könne etwas länger dauern. „Aber ich bin mir sicher, dass wir das, was wir in den vergangenen drei Jahren aufgebaut haben, in den kommenden Jahren ausbauen werden“, sagte Karajica.
Ellison wechselt nach München
In Düsseldorf wird ein Modell praktiziert, in dem der Geschäftsführer sich rein um wirtschaftliche Themen kümmert und die sportliche Kompetenz komplett bei Cheftrainer Jim Tomsula liegt. Dieses Modell künftig auch in Hamburg umzusetzen, will sich Zeljko Karajica noch offen lassen. „Ich bin kein Freund von starren Vorgaben. Wir schauen, welches Personal wir finden, und sehen dann, wie wir die Kompetenzen verteilen werden“, sagte er.
Der sportlich wichtigste Baustein ist zweifelsohne die Neubesetzung des Cheftrainerpostens. Als interner Kandidat wird seit Monaten der bisherige Defensive Coordinator Kendral Ellison gehandelt. Der 35 Jahre alte US-Amerikaner gilt als wichtigstes Bindeglied im Trainerstab zur Mannschaft, insbesondere seine Beziehung zu den deutschen Spielern sorgte in der Vergangenheit für den notwendigen Zusammenhalt.
Shuan Fatah heißer Kandidat in Hamburg
Ellison selbst wäre grundsätzlich gern in Hamburg geblieben, hatte allerdings deutlich zum Ausdruck gebracht, in der kommenden Saison zum Headcoach aufsteigen zu wollen, wozu ihm schon im vergangenen Jahr Angebote aus Deutschland vorlagen. Wie das Abendblatt erfuhr, wird er diesen Schritt nun tatsächlich außerhalb Hamburgs gehen, weil Karajica einen kompletten Neuaufbau bevorzugt. Noch ist der Wechsel zwar nicht offiziell bestätigt, beim ELF-Rivalen Munich Ravens soll sich Ellison aber bereits auf ein vertraglich fixiertes Engagement festgelegt haben.
In München ersetzt er den US-Amerikaner John Shoop (54), der im vergangenen Jahr unter Jones einige Wochen bei den Sea Devils hospitiert hatte, als Headcoach in Hamburg aber nicht infrage kommt. Heißester Kandidat auf die Jones-Nachfolge ist ein Hochkaräter: Shuan Fatah, aktuell Cheftrainer der deutschen Football-Nationalmannschaft.
Deutsche Spieler stehen im Fokus
Der 54-Jährige ist ein Vertrauter des Hamburger ELF-Commissioners Patrick Esume (49) und hat seit 1991 diverse Stationen in Hauptverantwortung vorzuweisen. So führte er unter anderem die Swarco Raiders Tirol zwischen 2011 und 2019 zu fünf Meistertiteln in Österreich, war zwischen 2015 und 2019 Cheftrainer der Nationalmannschaft Österreichs. 2007 stand er bei den Hamburg Sea Devils in der damaligen NFL Europe als Runningback-Coach unter Vertrag.
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Aber auch ein Kandidat aus Nordamerika steht in der engeren Auswahl. Zeljko Karajica wollte zu Namen keinerlei Stellung nehmen. Klar sei aber, dass das Hauptaugenmerk des neuen Cheftrainers darauf liegen müsse, sich um die Einbindung und Ausbildung deutscher Spieler zu kümmern. „Die sogenannten ‚Homegrown Player‘ sind in den kommenden Jahren das Kernthema, darauf müssen wir uns konzentrieren“, sagte er.
Der Neuaufbau einer Mannschaft, der in dieser Saison Strukturen und Führungsfiguren fehlten, ist tatsächlich das wichtigste Aufgabenfeld, das die neue Führungscrew der Sea Devils beackern muss. Viel Arbeit also, die in den kommenden Wochen wartet. Alles auf Anfang bei den Sea Devils.