Hamburg. Vereine im Hamburger Sportbund stimmen fast geschlossen für den neuen Sportfördervertrag. Bundesweite Suche nach neuem Vorstandschef.
142 Vereins- und Verbandsvertreter klickten sich am Dienstagabend in die Mitgliederversammlung des Hamburger Sportbundes (HSB), die mit kleinen technischen Pannen als Videokonferenz durchgeführt wurde. Dauer: fast vier Stunden. In seinem Grußwort versprach Sportsenator Andy Grote (SPD), die Stadt werde die Clubs bei der Mitgliederrückgewinnung aktiv unterstützen.
Mehr als 40.000 Vereinsangehörige sind inzwischen wegen des Lockdowns aus den 822 Clubs ausgetreten, der HSB zählt aktuell erstmals seit Jahren weniger als 500.000 Mitgliedschaften. Es ist der erste Mitgliederrückgang seit 2007.
Das entspreche dem bundesweiten Trend, wie Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), in einem weiteren Grußwort bestätigte. Fast die Hälfte der rund 90.000 Vereine mit ihren im Vorjahr noch 27 Millionen Mitgliedschaften drohen demnach in wirtschaftliche Schwierigkeiten zu geraten, nachdem sie zwischen zehn und 15 Prozent ihrer Mitglieder verloren haben.
Stadt unterstützte die Vereine bisher mit 2,5 Millionen Euro Corona-Hilfen
Die Versammlung begrüßte deshalb die weitreichenden Hilfen der Stadt, insgesamt flossen bisher rund 2,5 Millionen Euro an Corona-Hilfen. Boris Schmidt, Vorsitzender der TSG Bergedorf, fürchtet aber, das in den Clubs erst in zwei bis drei Jahren wieder Zustände wie vor der Pandemie herrschen werden.
"Wenn wir nach dem Ende des Lockdowns unseren Betrieb hoffentlich wieder voll hochfahren können, entsteht das Problem, dass wir dann eine Kostenstruktur wie vor einem Jahr vorfinden, auf der anderen Seite jedoch erheblich weniger Mitgliedseinnahmen haben", sagte Schmidt. Der Senat müsse deshalb für diese Phase weitere Hilfsprogramme auflegen.
Klare Mehrheit für den neuen Sportfördervertrag
Im Weiteren stimmte die Versammlung fast geschlossen für den neuen Sportfördervertrag mit der Stadt, der in weiten Teilen vier Jahre bis 2024 läuft und mit elf Millionen Euro jährlich ausgestattet ist. Allein der Hamburger Fußballverband, dessen Präsidium dem Verhandlungsergebnis bereits zugestimmt hatte, monierte, dass die Kostensteigerungen bei der Förderung der Verbände nicht ausreichend berücksichtigt worden sei.
Lehnert-Nachfolge wird bundesweit ausgeschrieben
Die Nachfolge des Ende des Jahres ausscheidenden HSB-Vorstandschefs Ralph Lehnert wird bundesweit ausgeschrieben, gab Präsident Dr. Jürgen Mantell am Abend bekannt. Über seinen Stellvertreter Bernard Kössler soll im Mai entschieden werden.
Mehrere Vereinsvertreter forderten unterdessen, diese Position nicht auszuschreiben, weil Architekt Kössler in seinem Aufgabenbereich Sportinfrastruktur hohes Ansehen in der Stadt genieße und hervorragende Arbeit geleistet habe, wie Ulrich Lopatta, Vorsitzender des Walddörfer SV und Sprecher der 27 Hamburger Topsportvereine, sagte.
Lesen Sie hierzu auch:
Weiterer Tagesordnungspunkt: Die Zukunftskommission Sport (ZKS) forderte am Dienstag, dass auf Sicht 30 Prozent der Führungspositionen im Hamburger Sport mit Frauen besetzt werden sollen. Die Initiative wird vom HSB-Präsidium unterstützt. Dem Antrag zur Förderung der Gleichstellung aller Geschlechter in Funktionen des Sports stimmte die Versammlung ebenfalls mit überwältigender Mehrheit zu.