Hamburg. Noma Noha Akugue gilt als Toptalent. Beim ITF-Turnier in Horn steht die deutsche Meisterin im Halbfinale
Der größte internationale Erfolg ihrer noch jungen Karriere brachte Noma Noha Akugue nicht dazu, Gewohnheiten zu verändern. „Einfach spielen“, sagte Hamburgs größtes weibliches Tennistalent auf die Frage, was sie sich nach ihrem Halbfinaleinzug beim ITF-Turnier im Leistungszentrum des Hamburger Verbands in Horn für den Rest des Turniers vorgenommen habe. Mit 6:0 und 6:4 hatte die 17-Jährige im Viertelfinale am Freitag die Spanierin Marina Bassols Ribera (21), in der Weltrangliste an Position 371 geführt, innerhalb von 72 Minuten abserviert.
Diesen Erfolg mit großen Worten zu garnieren, das wäre ihr niemals in den Sinn gekommen. Zweiwortsätze als Replik sind für die abseits des Courts schüchterne Athletin Normalität. Und weil sie im Dezember ebenfalls ohne Erwartungen zur deutschen Hallenmeisterschaft in Biberach antrat und sich bis zum Turniersieg durchschlug, hat sie sich auch für ihr Heimturnier vorgenommen, keinen Druck aufzubauen, sondern eben einfach zu spielen.
Abitur per Fernunterricht für mehr Flexibiliät
Bislang funktioniert das hervorragend, die drei Hauptfeldmatches absolvierte sie ohne Satzverlust. Wer der Linkshänderin dabei zuschaut, wie sie ihre kraftvollen Grundschläge einsetzt, um das Tempo zu diktieren, und mit ihrem Aufschlag stets Druck auf ihr Gegenüber auszuüben in der Lage ist, der kann ermessen, warum Barbara Rittner die Tochter nigerianischer Eltern als eines der hoffnungsvollsten deutschen Talente einordnet. „Noma hat sich in den vergangenen Monaten extrem entwickelt. Sie ist erwachsener geworden und hat gelernt, Eigenverantwortung zu übernehmen“, sagt die Damencheftrainerin im Deutschen Tennis-Bund (DTB).
Die Schülerin, die ihr Abitur per Fernunterricht erwerben will, um flexibler trainieren und Turniere spielen zu können, sieht den wichtigsten Entwicklungsschritt des Jahres 2020 darin, in kritischen Situationen nicht mehr so schnell hektisch zu werden. „Es hat lang gedauert, aber jetzt habe ich das im Griff“, sagt sie. Natürlich spiele auch der DM-Titel eine wichtige Rolle für das Selbstvertrauen. „Ich sehe jetzt, welche Möglichkeiten ich habe. Wenn ich mich richtig konzentriere, dann ist einiges drin“, sagt sie. Auffällig gut ist die Beinarbeit der leidenschaftlichen Tänzerin. Ein Verdienst ihres Vaters Roland Obazelu, der als ehemaliger Leichtgewichtsboxer in ihrer Kindheit Wert auf Beweglichkeit und Koordinationsschulung legte. Entwicklungspotenzial sieht die Athletin vom Club an der Alster, die von Tobias Hinzmann trainiert und vom Talententdecker Herbie Horst betreut wird, in allen Bereichen.
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In diesem Jahr ist das Ziel, die Grand-Slam-Turniere der Juniorinnen zu spielen und so viel internationale Erfahrung wie möglich zu sammeln, um den Einstieg in die WTA-Rangliste zu schaffen. Zunächst steht aber an diesem Sonnabend (12.30 Uhr/tennischannel.de) das Halbfinale gegen Linda Fruhvirtova an. Die erst 15 Jahre alte Tschechin gilt in ihrer Heimat ebenfalls als Supertalent. Die Zukunft des Damentennis ist also in Hamburg zu begutachten.