Hamburg. Das Hamburger Football-Team will in der zweiten ELF-Saison Wiedergutmachung nach der bittere Finalniederlage im vergangenen Jahr.

Der dicke goldene Meisterschaftsring, den Charles Jones am linken Ringfinger trägt, ist nicht zu übersehen. „Ich trage ihn jeden Tag – damit die Jungs wissen, wofür sie arbeiten“, erzählt der neue Headcoach der Hamburg Sea Devils vor dem Saisonstart, während er durch seine orangefarbene Brille in die Abendsonne am Trainingsgelände in Bahrenfeld blinzelt. Mit seiner rechten Hand deutet der US-Amerikaner auf die Ringgravur. „2007“, sagt Jones, der mit den alten Sea Devils vor 15 Jahren als Linebacker-Coach den World Bowl der NFL Europa gewann.

Saisonstart: Menschliche Art von Trainer Jones kommt gut an

Nach der abgelaufenen Premierensaison der neu gegründeten European League of Football (ELF) ist der 62 Jahre alte Cheftrainer zurückgekehrt, um das Hamburger American-Football-Team intensiv auf den Saisonstart am 5. Juni gegen Berlin Thunder vorzubereiten. Am Sonnabend steht bereits ein erstes Testspiel gegen die Hauptstädter an. „Es ist schön, zurück zu sein und viele Leute zu treffen, mit denen ich noch befreundet bin“, sagt Jones, der von der Bethune-Cookman-Universität in Florida nach Hamburg gewechselt war. Während sein Vor-Vorgänger, Landsmann Ted Daisher, bereits nach wenigen Wochen entlassen wurde, weil er mit seiner kühlen, unnahbaren Art im Trainerteam sowie in der Mannschaft angeeckt war, kennt Jones den europäischen Football genau.

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„Es ist mir egal, ob es Profis oder Halbprofis sind. Für mich geht es immer um die Einstellung, den Einsatz. Wenn man weiß, dass man sein Bestes gegeben hat, kann man auch zufrieden sein“, sagt der Headcoach. „Ich habe in meiner aktiven Karriere mit sechs Hall of Famern gespielt. Ich konnte vom Talent her nicht mithalten, habe aber immer alles gegeben.“ Eine Verletzung am Handgelenk kostete ihm einst die NFL-Karriere.

Salieu Ceesay (23), seit diesem Jahr Quarterback Nummer eins bei den Seeteufeln, gefällt die menschliche Ader seines neuen Chefs. „Er ist ein richtig netter Typ, der sich auch für die Menschen unter dem Helm interessiert“, sagt der 1.95 Meter große und 98 Kilogramm schwere Athlet, der bei der bitteren 30:32-Finalniederlage gegen Frankfurt Galaxy im vergangenen September noch als Ersatzspielmacher an der Seitenlinie stand. „Wir sind uns alle einig, dass wir nicht noch mal so knapp scheitern wollen. Das war super frustrierend. Es ist das Schlimmste, was einem passieren kann, wenn man ein Finale auf diese Art und Weise verliert“, sagt Ceesay.

Quarterback Ceesay erhält neue Rolle bei den Sea Devils

Seit knapp zwei Wochen darf der Quarterback auch Pässe auf Wide Receiver Jean Constant werfen. Der 25 Jahre alte US-Amerikaner zählte in der vergangenen Saison im Trikot der Barcelona Dragons zu den stärksten Passempfängern der Liga. „Ich bin nach Hamburg gewechselt, weil ich mehr Spiele gewinnen und in die Play-offs kommen wollte“, sagt Constant, der mit den anderen US-Imports nach seiner Ankunft am 28. April eine WG an der Außenalster bezog.

Für Ceesay, der in der vergangenen Saison noch hinter Jadrian Clark Erfahrungen sammeln konnte, ändert sich als „Starting Quarterback“ auch die Rolle innerhalb des Teams. „Ich bin mehr als glücklich darüber. Das ist das, was ich immer wollte. Es ist mehr Verantwortung, die wollte ich aber auch immer haben. Das gibt einem die Motivation, sich noch mehr reinzuhängen. Als Back-up kann man sich vielleicht auch mal ausruhen, wenn man müde ist“, sagt der gebürtige Lübecker. „Ich versuche sowieso, ein Anführer zu sein. Die Rolle jetzt ist aber noch mal ein zusätzlicher Tritt in den Hintern, immer für alle da zu sein.“

Im Juni beendet Ceesay, der nebenbei als Fitnesstrainer arbeitet, seine Ausbildung als Maschinen- und Anlagenführer – gerade pünktlich zum Saisonstart. Dann muss der 23-Jährige eine ganz andere Art von Maschinen führen.