Hamburg. Sea-Devils-Cheftrainer Charles Jones und Geschäftsführer Max Paatz geben Einblick in die Saisonvorbereitung.
Auf diesen Moment, der am vergangenen Dienstag am Stiefmütterchenweg in Bahrenfeld auf dem Plan stand, hatte Charles „Yogi“ Jones lange gewartet. Zum ersten Mal konnte der neue Cheftrainer der Hamburg Sea Devils den knapp 50 Spieler umfassenden nationalen Kader seines American-Football-Teams gemeinsam auf dem Trainingsplatz auf Trab bringen. Seit 1. April ist den zwölf Teams aus der Europaliga ELF gestattet, sich in Teamstärke auf den Saisonstart vorzubereiten, zu dem die Seeteufel am 5. Juni im Stadion Hoheluft Berlin Thunder empfangen.
„Wir sind in den kommenden Wochen damit beschäftigt, die Grundlagen zu legen. Wir haben sehr viele Informationen, die die Spieler aufnehmen und umsetzen müssen. Dafür benötigen wir Zeit“, sagt Headcoach Jones, der von der Bethune-Cookman-Universität in Daytona Beach (Florida) nach Hamburg gewechselt war und seit Anfang Februar in Hamburg ist. Erlaubt waren bislang lediglich Teammeetings und individuelles Athletiktraining. Nun stehen in den kommenden Wochen bis zum 1. Mai zwei wöchentliche Einheiten auf dem Platz an. Im Mai stoßen die Importspieler zum Team. „Dann werden wir das Programm auf mindestens drei Einheiten auf dem Feld pro Woche intensivieren. Dazu kommen natürlich weiterhin Teammeetings und das Athletik- und Krafttraining“, sagt Jones.
Sea-Devils-Geschäftsführer:„Es geht um Wettbewerbsgleichheit"
Den Grund dafür, dass die erlaubten zwölf Importspieler – vier aus Amerika, Kanada, Japan oder Mexiko, vier aus dem EU-Ausland und vier sogenannte Transition Player mit europäischen Pässen und deutschem Hintergrund, zu denen der in Hamburg geborene NFL-Veteran Kasim Edebali (32) zählt – erst im Mai mit dem Team trainieren dürfen, erläutert Sea-Devils-Geschäftsführer Max Paatz. „Es geht um Wettbewerbsgleichheit. Die ausländischen Spieler müssen bezahlt werden und verdienen in der Regel deutlich besser als die nationalen Spieler. Teams mit größeren finanziellen Mitteln könnten ihre Imports deutlich früher einbinden, was ein Wettbewerbsvorteil wäre.“
Cheftrainer Jones hat mit dieser Regelung kein Problem, auch wenn ihm so nur fünf Wochen bleiben, um die Mannschaft bis zum Saisonstart zu einer Einheit zu formen. „Wir trainieren mit der Gruppe, die jetzt da ist, so hart wie möglich. Dann nutzen wir die gemeinsame Zeit im Mai, um viele Inhalte zu wiederholen“, sagt er. Da die Importspieler dank ihrer Erfahrung und ihrer Fähigkeiten die geforderten Spielzüge und Formationen schneller verinnerlichten, sei die kurze Vorbereitungszeit kein Grund zur Klage, zudem hätten alle zwölf Mannschaften dieselbe Ausgangslage zu meistern. „Selbst die Ausländer, die fest in Deutschland leben wie Quarterback Jakeb Sullivan von der Frankfurt Galaxy, dürfen bis Mai nicht am Teamtraining teilnehmen“, sagt Max Paatz. Erlaubt ist immerhin die Teilnahme an den Videomeetings. „Die kommen also nicht vollkommen unvorbereitet her“, so Paatz.
Sonderlob für US-Defensive-Back Justin Rogers
Die Gefahr einer Grüppchenbildung, bei der sich die Importspieler von den einheimischen Akteuren separieren könnten, sehen Cheftrainer und Geschäftsführer nicht. „Wir achten bereits bei der Verpflichtung darauf, dass die Spieler in die Gruppe passen. Ich bin sicher, dass sie sich sehr gut einfinden werden“, sagt Jones.
Ein Sonderlob zollt Max Paatz US-Defensive-Back Justin Rogers, der schon in der vergangenen Saison in Hamburg spielte und nun daran arbeite, die ausländischen Neuzugänge wie die Widereceiver Jean Constant (Haiti) und Lamar Jordan (USA) auf ihre neue Arbeitsstelle vorzubereiten. „Justin war in der vergangenen Saison ein Anführer, und er wird es auch in dieser Saison sein. Es ist großartig, wie er sich ins Teambuilding einbringt.“
Besondere Maßnahmen, um den Kader abseits des Footballfelds zusammenwachsen zu lassen, plant Headcoach
Jones nicht. Ein Trainingslager außerhalb Hamburgs wurde diskutiert, aber verworfen. Auch Testspiele sind nicht vorgesehen, am Wochenende 14./15. Mai gibt es ein gemeinsames Training mit Berlin in Hamburg, das mit einer Spielform abgeschlossen werden soll. „Für mich ist das ausreichend. Hätten wir mehr als fünf Wochen Vorbereitungszeit, würde ich mehr Spiele einplanen. Aber es ist okay so“, sagt Jones.
Zwei Stellen sind noch im nationalen Kader zu vergeben
Bis 1. Mai müssen alle Teams ihre Kader bei der Ligaleitung melden. Maximal 60 Spieler – 55 Aktive und fünf Trainingskader – sind erlaubt. Im Spieltagskader, der freitags feststehen muss, dürfen 50 Akteure stehen. Nur zwei Amerikaner sind gleichzeitig auf dem Platz erlaubt, ansonsten gibt es keine Beschränkungen.
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Die Importstellen sind bei den Sea Devils komplett besetzt, im nationalen Kader sind noch zwei Lücken zu füllen. „Wir sind aktuell mit einigen Jungs in Verhandlungen und werden innerhalb der nächsten Woche Vollzug melden“, sagt Paatz, der mit mindestens einem deutschen US-Collegespieler in Kontakt steht. Bis auf Edebali vermarkten sich alle Spieler ohne Hilfe von Agenten, Paatz und Defensive Coordinator Kendral Ellison, der bei der Kaderplanung große Hilfe leistete, griffen beim Scouting auf ihr Netzwerk und 200 Anfragen zurück.
Wenn das Team komplett ist, will der neue Cheftrainer die Spieler über das Kapitänsamt und den Mannschaftsrat entscheiden lassen. „Am 5. Juni werden wir bereit sein“, sagt er. Auf diesen Moment warten alle Sea-Devils-Fans sehr gespannt.