Hamburg. Das Hamburger Beachvolleyball-Duo gewinnt das Elite-16-Turnier in Ostrava. Und sorgt damit vor der Weltmeisterschaft für Aufsehen.
Niclas Hildebrand war um Beherrschung bemüht. „Wir werden jetzt sicher nicht durchdrehen und die beiden zu WM-Favoritinnen erklären. Aber das war schon ein richtig dickes Ausrufezeichen“, sagte der Sportdirektor Beach des Deutschen Volleyball-Verbands am Sonntag, nachdem Svenja Müller (21) und Cinja Tillmann (30) die größte Überraschung der bisherigen Saison gelungen war. Das am Hamburger Bundesstützpunkt trainierende Duo gewann beim zweiten Elite-16-Turnier des Jahres, der höchsten Spielklasse der neugeordneten Weltserie, in Ostrava (Tschechien) den Titel und sorgte damit zehn Tage vor Beginn der Weltmeisterschaften in Italiens Hauptstadt Rom (7. bis 19. Juni) nachhaltig für Aufsehen.
Letztmals hatte ein deutsches Frauenteam auf diesem Level im vergangenen Oktober jubeln dürfen, als die Stuttgarterinnen Karla Borger/Julia Sude in Cagliari (Italien) das World-Tour-Finale gewonnen hatten. Aus Hamburger Sicht war das HSV-Duo Laura Ludwig und Margareta Kozuch mit seinem World-Tour-Finalsieg 2019 in Rom ähnlich erfolgreich gewesen. „Wir haben dieses Potenzial in den beiden gesehen, sonst hätten wir sie nicht als Nationalteam zusammengebracht“, sagte Hildebrand, „aber dass sie es zu einem so frühen Zeitpunkt schon abrufen, das ist wirklich eine herausragende Leistung.“
Beachvolleyball: Müller verrät ihr Erfolgsrezept
Tatsächlich hatte das Duo, das sich zur vergangenen Saison zusammengetan hatte, in Tschechien aus der Qualifikation kommend fast alles aus dem Weg geräumt, was Rang und Namen hat im weltweiten Frauen-Beachvolleyball. Lediglich in der Gruppenphase mussten die Weltranglistenneunten gegen die Schweizer Kombination Joana Heidrich/Anouk Vergé-Depré eine 1:2-Niederlage einstecken. Im Viertelfinale bezwangen sie die Weltranglistenzweiten Barbara/Carol aus Brasilien mit 2:1 (21:19, 17:21, 15:10), im Halbfinale (24:22, 25:23 gegen Tanja Hüberli und Nina Brunner aus der Schweiz), und im Endspiel (21:18, 21:16 gegen Brasiliens erst kürzlich in den Spielbetrieb eingestiegenes Duo Talita/Rebecca) gaben sie keinen Satz mehr ab.
„Wir denken von Punkt zu Punkt, kämpfen extrem um jeden Ball und haben nichts zu verlieren. Das war in dieser Woche unser Erfolgsrezept“, sagte Blockspielerin Müller, die aus Dortmund stammt, mittlerweile für den Eimsbütteler TV spielt und als größtes deutsches Talent gilt. Hildebrand ist der Überzeugung, dass die als eine der stärksten Abwehrspielerinnen der Welt geltende Tillmann, die für DJK Düsseldorf startet, mit Müller nun „einen so stabilen Block vor sich hat, dass sie ihre Stärken im Angriff besser zur Geltung bringen kann.“
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Müller habe es geschafft, innerhalb kurzer Zeit ihr Schlagrepertoire deutlich auszubauen. Eine enorm wichtige Rolle spiele auch der neuseeländische Chefcoach Kirk Pitman (40), der das Team seit dieser Saison betreut. „Er hat ihnen das Sieger-Gen eingeimpft und dafür gesorgt, dass beide deutlich selbstbewusster auftreten“, sagt Hildebrand.
Die WM-Generalprobe beim dritten Elite-16-Event der Saison in Jurmala (Lettland) in dieser Woche lassen Müller/Tillmann wie die anderen drei für die WM gemeldeten deutschen Frauenteams aus, bei den Herren geht das ETV-Duo Nils Ehlers (28)/Clemens Wickler (27) an den Start, die dafür Ostrava ausließen. Welche Taktik die bessere war, wird sich in Rom weisen. Aber Svenja Müller und Cinja Tillmann haben bewiesen, dass mit ihnen früher zu rechnen ist als geplant.