Hamburg. Ob die Arena im Sommer an der Feldstraße steht, hängt vom Deutschen Volleyball-Verband ab. Der aber hat finanzielle Probleme.
Die Meldung, die der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) Ende März veröffentlichte, sorgte für Vorfreude unter Spielern und Fans des deutschen Beachvolleyballs. Nach zwei von der Corona-Pandemie beeinträchtigten Jahren sollte die German Beach Tour, die höchste und wichtigste Turnierserie des DVV, 2022 ihren Neustart erleben.
Je zwei Events in Düsseldorf (19. bis 22. Mai sowie 26. bis 29. Mai), Hamburg (16. bis 19. Juni sowie 30. Juni bis 3. Juli) und Münster (28. bis 31. Juli sowie 4. bis 7. August) sollten die „Road to Timmendorf“ pflastern, die deutschen Meisterschaften in Timmendorfer Strand Anfang September dann den glorreichen Abschluss der Serie bilden.
Volleyball Hamburg: Finanzielle Probleme gefährden German Beach Tour 2022
Gut zwei Wochen später scheint von der vielversprechenden Ankündigung nicht mehr allzu viel übrig zu sein. Wie das Abendblatt aus mehreren Quellen erfuhr, steht die German Beach Tour in ihrer ursprünglich geplanten Form vor der Absage.
Grund dafür sollen massive finanzielle Probleme der Deutschen Volleyball Sport GmbH (DVS), der Vermarktungsgesellschaft des DVV, sein. Über die Schieflage im Verband hatte das Abendblatt bereits Anfang Dezember vergangenen Jahres berichtet, nachdem die für Mitte November avisierte Mitgliederversammlung des DVV abgesagt worden war, da weder ein umfangreicher Haushaltsplan für 2021 noch eine Kalkulation für dieses Jahr rechtzeitig vorgelegen hatte.
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Eine Absage der German Beach Tour hätte für Hamburg weitreichendere Konsequenzen als „nur“ den Ausfall zweier national hochwertig besetzter Turniere. Ausgetragen werden sollen diese in einer mobilen Arena auf dem Heiligengeistfeld, die der niederländische Veranstalter Wilco Nijland mit seiner Eventmanagement-Agentur Sportworx errichten möchte. Nijland ist der Erfinder der Beach-Eventserie „King of the Court“, die im vergangenen August erstmals in Hamburg im Stadion am Rothenbaum Station gemacht hatte.
"Funsport-Wochen" mit verschiedenen Sportarten
Seine Pläne sahen vor, von Mitte Juni bis Mitte Juli an insgesamt 25 Veranstaltungstagen die sogenannten „Funsport-Wochen“ auf dem Heiligengeistfeld zu etablieren. Neben den beiden German-Tour-Events und dem für 23. bis 26. Juni bereits angekündigten „King of the Court“-Turnier sollten weitere Sportarten wie zum Beispiel 3x3-Basketball, Padeltennis oder Boxen ins Programm eingebunden werden.
Auch über mögliche Konzerte hatte Nijland bereits mit der Karsten Jahnke Konzertdirektion gesprochen. Die Arena, die die Agentur Sportworx in ähnlicher Form bereits in den Niederlanden mehrfach bespielt hat, soll ein Fassungsvermögen von 1200 bis 1800 Plätzen bieten.
Hamburg unterstützt Sportevent und sorgt für Alternativen
Sollten nun allerdings acht hochkarätige Veranstaltungstage, über die Nijland mit der DVS bereits einen Vertrag geschlossen hatte, wegbrechen, droht dies das Projekt umfangreich zu gefährden. „Ich hoffe sehr, dass alles wie geplant stattfindet, aber wir haben auch schon Alternativpläne mit der Stadt besprochen. Die Kooperation ist sehr gut“, sagte Nijland dem Abendblatt.
Die Stadt, mit der Nijland seit vergangenem Sommer im Austausch ist, hat großes Interesse an der geplanten Multisportarena. „Wir glauben, dass dieser Ansatz sehr gut in unsere Active-City-Strategie passt. Wir wollen unterstreichen, dass wir neben Beachvolleyball offen für weitere Ideen und neue Sportarten sind. Damit bieten wir die Chance, Erfahrungen auch mit Trendsportarten zu machen. Und wir machen Hamburg noch attraktiver für Sportbegeisterte“, sagte Sportstaatsrat Christoph Holstein.
Die von der DVS intern angeregte Verlegung der beiden Tourstopps an den Bundesstützpunkt in Dulsberg, wo während der Corona-Pandemie unter Ausschluss von Zuschauern nationale Turniere ausgetragen worden waren, um die Mietkosten kleinzuhalten, sieht Holstein skeptisch. „Das Heiligengeistfeld ist ein perfekter Standort, um auch Menschen anzuziehen, die dort zufällig vorbeikommen.“ Vonseiten des Verbands respektive der DVS sei noch keine Absage der German Tour kommuniziert worden.
German Beach Tour 2022: bisher keine offizielle Absage
Bleibt die Frage, wer diese Absage überhaupt kommunizieren wird. Der kommissarische DVS-Geschäftsführer Volker Braun hat seinen Vertrag nicht über den 31. März hinaus verlängert. „Die Gesellschafter der DVS sondieren aktuell, wie die Geschäfte der DVS organisiert und weitergeführt werden. Wir bitten daher um Verständnis, dass wir aktuell aus diesem Grund keine weiteren Informationen zum Stand der German Beach Tour geben können“, hieß es in einer Mitteilung des DVV.
Dessen seit Monaten ob seiner Amts- und Mitarbeiterführung umstrittener Präsident René Hecht soll die Aufgaben Brauns an sich genommen haben. Die Landesverbandschefs wurden auf einer Sitzung am vergangenen Wochenende zu Verschwiegenheit verpflichtet. Auf einen vom Abendblatt vorgelegten Fragenkatalog reagierte Hecht zum wiederholten Mal nicht. Vermarkter Sportfive, der in die Organisation der German Tour eingebunden ist, verwies auf Abendblatt-Anfrage auf René Hecht.
Bleibt also abzuwarten, in welchem Umfang im Sommer auf dem Heiligengeistfeld Beachvolleyball gespielt wird. Klar ist immerhin, dass Fans der Strandsparte auf hochklassige Unterhaltung in Hamburg nicht verzichten müssen. Das Elite-16-Turnier, das vom Weltverband organisiert wird und die Topteams der Welt an den Rothenbaum bringt, steht vom 10. bis 14. August im Kalender.