Herzogenaurach. Bundestrainer Julian Nagelsmann übt wie zuvor Joshua Kimmich scharfe Kritik an einer Umfrage des WDR zum Thema „weiße“ Nationalspieler.

Es waren klare und kritische Worte, die Joshua Kimmich am Sonnabend wählte. Der Rechtsverteidiger der deutschen Fußball-Nationalmannschaft hatte eine WDR-Umfrage im Rahmen der neuen Dokumentation „Einigkeit und Recht und Vielfalt – Die Nationalmannschaft zwischen Rassismus und Identifikation“ als „rassistisch“, „absurd“ und „kontraproduktiv“ bezeichnet. In der repräsentativen Umfrage wurde den Teilnehmern unter anderem die Frage gestellt, ob sie sich mehr weiße Nationalspieler wünschen? Jeder fünfte Deutsche (21 Prozent) antwortete mit einem Ja.

Bundestrainer Julian Nagelsmann lobte einen Tag später auf der Pressekonferenz vor dem Testspiel gegen die Ukraine am Montag in Nürnberg (20.45 Uhr/ARD) zunächst Kimmich für dessen Worte. „Josh hat herausragend gut und sehr reflektiert darauf geantwortet“, sagte Nagelsmann und legte dann mit noch deutlicheren Worten nach. „Ich finde die Fragestellung Wahnsinn. Dass die Öffentlich-Rechtlichen so eine Frage stellen, hat mich schockiert“, sagte Nagelsmann.

Julian Nagelsmann mit Plädoyer für multikulturelles Deutschland

Der Bundestrainer sprach sich zwölf Tage vor Beginn der Heim-EM für ein multikulturelles Deutschland aus und zog einen Vergleich. „Es ist skurril, wenn wir in den Urlaub fahren, um andere Kulturen kennenzulernen, uns dann aber über andere Kulturen beschweren, wenn sie zu uns kommen“, sagte Nagelsmann, der sich ein Umdenken in Deutschland wünscht. „Uns in Deutschland geht es sehr gut. Wir müssen aufwachen. Es gibt viele Menschen, die flüchten müssen, die ein sichereres Land suchen.“

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So wie die Menschen aus dem Land des Testspielgegners am Montag. „Man kann nicht ausblenden, was in dem Land passiert. Hoffentlich kann die Ukraine unabhängig von den Ergebnissen bei der EM für Ablenkung sorgen. Der Fußball ist ein Faktor, der den Menschen helfen kann, an andere Dinge zu denken“, sagte Nagelsmann.

WDR verteidigt sich für Umfrage

WDR-Sportchef Karl Valks hatte sich zuvor für die Umfrage gerechtfertigt und gesagt, dass Reporter Philipp Awounou in Interviews bei den Dreharbeiten zu der Dokumentation mit der Aussage konfrontiert worden sei, auf dem Fußballplatz stünden zu wenige „echte“, hellhäutige Deutsche. „Das wollten wir bewusst nicht anekdotisch wiedergeben, sondern auf fundierte Daten stützen“, sagte Valks.

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Nagelsmanns Schlusssatz zu diesem Thema, das wurde deutlich, war ihm ein Bedürfnis: „Ich hoffe nie wieder etwas über solche scheiß Umfragen lesen zu müssen.“