Hamburg. Große Fan-Party auch beim Oberliga-Meister. Norderstedt hält die Klasse, Türkiye nach Kantersieg auch – oder etwa doch nicht?

Altona „positiv unkoordiniert“: Trainer Andreas Bergmann genehmigte sich einen Humpen Bier, eine Bierdusche jagte die nächste, die Fans zündeten Pyrotechnik und die Spieler rissen wieder und wieder die Meisterschale in die Höhe: Altona 93 stellte am letzten Spieltag der Oberliga Hamburg gegen den FC Süderelbe (2:0) einen Saison-Zuschauerrekord auf, und die ganze Adolf-Jäger-Kampfbahn befand sich im Adrenalin-Glücksrausch voller Umarmungen, Sprechchören und Jubelschreien. „Das ist typisch Altona. Es läuft positiv unkoordiniert ab. Alle laufen durcheinander und freuen sich“, sagte Altonas Co-Trainer Marcello Meyer mit einem liebevollen Blick auf die Fans.

Altona 93 will bald den Aufstieg feiern

„Man merkt einfach, wie viel unseren Fans dieser Titel bedeutet. Deshalb freuen wir uns umso mehr.“ Das Trainerteam gab den Spielern nach der rauschenden Party-Nacht erst einmal zwei Tage frei. „Dann“, so Meyer, „liegt der Fokus voll auf unseren Aufstiegsspielen zur Regionalliga Nord. Wir wollen schließlich noch einmal was zu feiern haben.“ Am kommenden Sonntag tritt der Club beim SV Werder Bremen II an, drei Tage später zu Hause gegen den SV Todesfelde – zwei der drei Vereine steigen auf.

Norderstedt erhält unerwartete Hilfe: Ungewohnte Unterstützung erhielt Regionalligist Eintracht Norderstedt bei seinem Abstiegsendspiel bei Weiche Flensburg. In der Fankurve der Eintracht standen die Spieler des SC Schwarzenbek, die in der abgelaufenen Spielzeit in der Bezirksliga Ost Zweiter wurden. „Ich habe gehört, ihre Aufstiegschancen erhöhen sich, wenn wir nicht absteigen“, erklärte Norderstedts Trainer Jean-Pierre Richter. Schließlich führen Absteiger aus der Regionalliga Nord in die Oberliga Hamburg in den tieferen Hamburger Ligen normalerweise zu weniger Aufsteigern. „Die Jungs aus Schwarzenbek waren offenbar auf ihrer Ausfahrt nach Dänemark und haben für unser Spiel in Flensburg Halt gemacht, um uns anzufeuern. Das war zusammen mit unseren Fans eine großartige Unterstützung“, freute sich Richter.

Fanfreundschaft zwischen Norderstedt und Schwwarzenbek bahnt sich an

Eine, die half: In einer dramatischen Partie, in der Norderstedt wie fast schon üblich – diesmal durch Manuel Brendel – einen Elfmeter verschoss, siegte die Eintracht letztlich durch zwei späte Treffer von Nick Selutin mit 2:0 und bleibt in der Regionalliga Nord. „Ich bin so stolz auf das Team und auf alle, die im Verein ihren Beitrag zum Klassenerhalt geleistet haben. Und ich bin glücklich, Teil der Fußballfamilie von Eintracht Norderstedt sein zu dürfen“, sagte Richter. Und die Fankurve? Hatte echte Liebe zueinander entdeckt. „Eintracht und der SCS“-Sprechchöre hallten durch das Flensburger Stadion. Wenn das mal keine Fanfreundschaft wird...

ETV hat „Blut geleckt“: Aus der Regionalliga Nord stilvoll verabschiedt hat sich Absteiger Eimsbütteler TV. Das 0:2 gegen den SSV Jeddeloh II war ein Spiegelbild der Saison. Vorne nutzte der ETV beste Gelegenheiten nicht, hinten bekam er von einem abgezockter auftretenden Gegner zwei Buden eingeschenkt. Großer Jubel herrschte gleichwohl auf der Tribüne. Viele der 250 Fans waren aus Jeddeloh angereist und wurden belohnt. Durch den Norderstedter Sieg in Flensburg kletterte ihr Team auf Rang 14 und kann nicht mehr direkt absteigen.

Hölscher lobt „den besonderen ETV-Weg“

Für den ETV zog der rechte Innenverteidiger Jasper Hölscher ein Fazit direkt nach dem Spiel: „Vor der Saison hieß es, wir holen keine zehn Punkte. Nun sind es 22 geworden. Ich finde, wir haben gezeigt, dass unser besonderer ETV-Weg richtig ist. Wir haben mit vielen Teams über dem Strich mitgehalten, aber uns fehlte Erfahrung und Qualität im letzten Drittel. Die Regionalliga Nord war eine richtige geile Erfahrung für uns. Wir wollen in diese Regionalliga Nord zurückkehren. Sowohl die Spieler als auch die Funktionäre haben Blut geleckt.“

Klock benennt Arlt als Zeugen: Sein letztes Spiel nach 16 Jahren in Diensten des FC Türkiye wurde ein rauschendes Fest für Manager Klaus Klock. Mit 7:0 fegte Türkiye indiskutabel auftretende Tornescher vom Platz und sicherte sich Rang 15 vor dem SV Rugenbergen, der als 16. absteigen muss. Die Dauerbrenner-Frage dieser Wochen lautet jedoch mangels offizieller Aussage des Spielausschusses: Reicht Platz 15 für den Klassenerhalt in der Oberliga Hamburg?

Türkiye: Heiko Arlt vom HFV gab angeblich Zusicherung zum Klassenerhalt

Klock benannte nach der Partie den Teamleiter Spielbetrieb des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV), Heiko Arlt, als Zeugen dafür, dass Türkiye die Klasse gehalten habe. „Ich habe vor dem Spiel mit Heiko Arlt telefoniert. Er hat mir zugesichert, dass es nur drei Regelabsteiger gibt, wenn Eintracht Norderstedt in der Regionalliga Nord bleibt“, erklärte Klock. Tags darauf hielt die Eintracht die Klasse.

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Merkwürdig nur: Heiko Arlt hatte eine Abendblatt-Anfrage vom 22. April an den HFV-Spielausschuss am 24. April zu exakt jenem Thema inhaltlich unbeantwortet gelassen und sogar auf den 2. Juni als Datum verwiesen, an dem sich der Spielausschuss erst äußern würde. Nun habe Arlt, laut Klock, wiederum die Äußerung „Andreas Hammer und Frank Flatau vom Spielausschuss erzählen Blödsinn“ getätigt. Klocks Schluss: „Ich will es schriftlich haben, dass wir in der Oberliga Hamburg spielen.“ Wann sich der Spielausschuss zu einer schriftlichen Klarstellung der Anwendung seiner eigenen Regeln aufrafft, bleibt weiter unklar..