Hamburg. Am Mittwoch sind es noch 100 Tage bis zu den Olympischen Spielen. In 16 von 45 Sportarten sind Hamburger dabei oder können es schaffen.
Für Mika Sosna war Paris nur 3,39 Meter entfernt. Die packte der Bergedorfer Diskuswerfer am Sonntag auf seine persönliche Bestleistung drauf, um die Norm für die Olympischen Spiele zu erfüllen, die in 101 Tagen beginnen.
Vor drei Jahren aus Tokio kamen Hamburger Athleten mit einer Gold-, drei Silber- und zwei Bronzemedaillen zurück. Rund 55 Sportler können derzeit noch darauf hoffen, auch in Frankreich um Edelmetall zu kämpfen. Das Abendblatt gibt eine Übersicht über die 16 Sportarten, in denen Hamburger dabei sind oder es noch schaffen können.
Olympia 2024: Diese Hamburger Sportler kämpfen um Ticket nach Paris
Badminton: Die in Hamburg geborene und vormals für den HSV antretende Yvonne Li (SC Union 08 Lüdingshausen) ist im Damen-Einzel qualifiziert.
Basketball: Als geschätztes Mitglied der Weltmeistermannschaft hat der für Anadolu Efes Istanbul spielende Harburger und frühere Towers-Spielmacher Justus Hollatz sehr gute Aussichten auf Paris. Bundestrainer Gordon Herbert möchte, sofern keine Verletzungen seinen Plan durchkreuzen, alle zwölf Weltmeister als Belohnung nominieren. Ziel ist eine olympische Medaille.
Beachvolleyball: Dem ETV-Duo Nils Ehlers/Clemens Wickler (Weltranglistensiebte) ist die Teilnahme am olympischen Turnier am Fuß des Eiffelturms mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr zu nehmen. Ihre ETV-Kollegin Svenja Müller hat mit ihrer Düsseldorfer Partnerin Cinja Tillmann als Weltranglistenzwölfte ebenfalls sehr gute Chancen. Auch Rio-Olympiasiegerin Laura Ludwig (HSV) und Louisa Lippmann (14.) können ihre Ticket nach Paris voraussichtllich buchen. Über den Nations-Cup kann sich zudem ein zweites deutsches Herren-Duo qualifizieren.
Fußball: Im Kader der deutschen Fußballerinnen dürfte sich zwar aller Voraussicht nach keine Spielerin mit Hamburg-Bezug befinden, dafür steht an der Seitenlinie in Horst Hrubesch eine HSV-Ikone. Der am Mittwoch seinen 73. Geburtstag feiernde Bundestrainer gewann bereits mit den Männer 2016 in Rio die Silbermedaille und hat auch mit den Vize-Europameisterinnen Edelmetall als Ziel ausgegeben.
Gerätturnen: Bei der in Hamburg geborenen und für den TuS 1861 Chemnitz-Altendorf startenden Emma Malewski hängt vieles von ihrer Gesundheit ab. Die 19 Jahre alte Europameisterin am Schwebebalken von 2022 war im Vorjahr lange ausgefallen und kämpft um einen möglichen verfügbaren Platz im deutschen Team.
Golf: Esther Henseleit gewann bereits als 19-Jährige die deutschen Einzel- sowie mit dem Hamburger Golf-Club die Mannschaftsmeisterschaft. Als in den USA lebende Profispielerin ist sie derzeit Weltranglisten-82. und damit zweitbeste Deutsche. Diese Position zu halten würde genügen, um einen der beiden Nationenplätze zu ergattern.
Handball: Erst am vergangenen Wochenende sicherten sich die Buxtehuderin Emily Bölk (Ferencváros Budapest) sowie die in Hamburg geborene Torhüterin Katharina Filter (Brest Bretagne) in Neu-Ulm beim Qualifikationsturnier ihr Olympia-Ticket. Ins Männerteam dürfte kein Hamburger berufen werden.
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Hockey: Durchatmen und anschnallen, die Liste wird lang. Hamburg ist eine Hockey-Domäne, dementsprechend viele Athleten dürften in Frankreich dabei sein. Bei den Damen dürfte der aus Hamburg kommende Bundestrainer Valentin Altenburg neben Kapitänin Anne Schröder noch Jette Fleschütz, Lena Micheel, Kira Horn, Emma Davidsmeyer, Victoria Huse, Hanna Granitzki, Carlotta Sippel, Laura Saenger und Amelie Wortmann nominieren. Die gebürtige Hamburgerin Felicia Wiedermann (Rot-Weiss Köln) besitzt ebenfalls Chancen. Bei den Herren dürften Mathias und Hannes Müller sicher dabei sein, Constantin Staib womöglich. Außenseiterchancen besitzen Niklas Garst, Benedikt Schwarzhaupt, Luca Wolff und Niklas Boßerhoff.
Judo: Die Qualifikation ist noch nicht abgeschlossen, nach zuletzt guten Resultaten bei Weltcups können sich Losseni Kone (SC Alstertal-Langenhorn), Dominic Ressel (Hamburger Judo-Team) und Renée Lucht (HT16) Hoffnungen machen.
Leichtathletik: Im Schatten von Europameister Mykolas Alekna (Litauen), Sohn des zweimaligen Diskus-Olympiasiegers Virgilijus Alekna, durfte auch Mika Sosna (TSG Bergedorf) feiern. Zwar überstrahlten die 74,35 Meter, auf die Alekna den Diskus am Sonntag auf einer Flugwiese im US-amerikanischen Ramona auf Weltrekordweite warf und damit die 38 Jahre alte Bestmarke des Schweriners Jürgen Schult übertraf, alles. Doch Sosna kletterte mit persönlicher Bestleistung von 68,96 Metern still und heimlich auf Platz fünf der ewigen deutschen Bestenliste. Die Olympia-Norm hat der U-20-Weltrekordler damit erfüllt, über die Nominierung entscheidet Bundestrainer Jörg Schulte, der sagte: „Mika hat ein riesiges Pfund vorgelegt.“ Mehr als ein Pfund hat Manuel Mordi nötig, um die Olympia-Hürde über die 110 Metern Hürden noch zu meistern. Seine HSV-Sprinterkollegen Lucas Ansah-Peprah und Owen Ansah könnten über die Staffel mit nach Paris genommen werden. Gleiches gilt für Louise Wieland, die ebenfalls für den HSV sprintet.
Radsport: Da der Wedeler Lennard Kämna nach seinem schweren Unfall nicht fit werden dürfte, ist aus der Region vermutlich nur der Buchholzer Nikias Arndt nach 2021 erneut dabei.
Rudern: Tokio-Silbermedaillengewinner Torben Johannesen und Benedict Eggeling (beide Favorite Hammonia Hamburg) gelten im bereits qualifizierten Achter als gesetzt. Marc Kammann (Hamburger und Germania Ruderclub) könnte es als Ersatzmann schaffen. Malte Großmann (Favorite Hammonia) würde im Vierer ohne Steuermann im Wassersportstadion von Vaires-sur-Marne rudern – sofern das Boot die Norm erfüllt, was nach den jüngsten Weltcup-Resultaten wahrscheinlich ist. Im Doppelvierer kämpft Tim Ole Naske um sein Olympia-Ticket.
Schwimmen: Der in Hamburg geborene, mittlerweile an der Indiana University Bloomington trainierende Rafael Miroslaw (HT16) geht über die Freistil-Lage ins olympische Becken.
Segeln: Die NRV-Athleten Philipp Buhl (ILCA 7), Sebastian Kördel und Theresa Steinlein (beide iQFoiL) haben drei von maximal zehn deutschen Tickets gelöst. Das Ehepaar Anastasiya und Malte Winkel duellieren sich im 470er Mixed mit NRV-Kollegin Luise Wanser und Philipp Autenrieth. Die Entscheidung fällt bei der EM in Cannes (Frankreich) Anfang Mai. Marla Bergmann und Hanna Wille (49erFX/Mühlenberger Segel-Club) sowie Leonie Meyer (NRV/Formula Kite) haben beste Chancen auf Olympia.
Tennis: Der Hamburger Olympiasieger Alexander Zverev ist im legendären Stade Roland Garros auf Sand ein Medaillenanwärter. Der Weltranglistenfünfte hat zuletzt ansteigende Form gezeigt.
Volleyball: Bei der Rückkehr zu Olympia nach zwölf Jahren dürften die deutschen Volleyballer vermutlich auf Erik Röhrs von der SVG Lüneburg setzen. Sein Teamkollege Yann Böhme besitzt Außenseiterchancen auf einen der zwölf Kaderplätze.