Hamburg. Teile des Teams sprechen sich in Gesprächen mit dem Vorstand gegen ihren Coach aus. Ex-Trainer Gunnar Hitscher schließt Rückkehr aus.
Der FC Alsterbrüder ist eigentlich ein Vorzeigeverein in Hamburgs Amateurfußball-Landschaft. Die Spieler spielen als große Gemeinschaft aus Spaß an der Freude, der Club setzt sich gegen jegliche Form der Diskriminierung aktiv ein – und sportlich lief es bei der ersten Mannschaft in den letzten eineinhalb Jahren überragend. Unter Trainer Jörn Großkopf stieg die Mannschaft in die Oberliga Hamburg auf. Dort spielte sie eine sensationelle Hinrunde und ist auf dem besten Wege zum Klassenerhalt.
Jörn Großkopf ist von der Teil-Revolte des Teams gegen ihn emotional sichtlich gezeichnet
Doch 48 Stunden vor dem letztlich zähen Derby gegen den HEBC (0:0) bekam das Bild vom schönen Fußball-Utopia am Walter-Wächter-Platz dicke Risse. Der Vorstand der Alsterbrüder verkündete das Aus für Trainer Jörn Großkopf im kommenden Sommer nach Gesprächen mit der Mannschaft. Wie viele Spieler gegen Großkopf waren, darüber herrschten beim HEBC-Spiel unterschiedliche Ansichten an der Gustav-Falke-Straße. Sicher ist bislang nur: Relevante Akteure des Teams wollen Großkopf nicht mehr. Dieser wiederum war von den Geschehnissen emotional sichtlich gezeichnet.
„Ich wollte heute erst an der Seitenlinie stehen und ganz ruhig sein. Das habe ich dann doch nicht gemacht“, sagte Großkopf und wunderte sich über „die merkwürdige Entscheidung in der vergangenen Woche.“ Nach dem Remis verzichtete er bis auf ein „Vielen Dank, Jungs“ auf die Ansprache im Kreis. Folgt man dem Trainer, ist nur eine Minderheit im Team gegen ihn. „Heute haben viele Spieler gespielt, die diese Entscheidung nicht verstehen. Aber ich bin für alle Spieler bis Saisonende da“, sagte Großkopf. „Heute kann ich keinem einen Vorwurf machen. Alle haben gefightet. Die Mannschaft liegt mir am Herzen und der Punkt heute ist Gold wert.“
Großkopf nimmt Felix Niebuhr, Konrad Janta und Tim Algner gegen Spekulationen in Schutz
Nicht mit dabei waren übrigens Felix Niebuhr, Tim Algner und Konrad Janta – doch Großkopf trat Spekulationen um eine bewusste Nichtberücksichtigung der drei Akteure wegen ihres angeblichen Votums gegen den Trainer energisch entgegen. „Tim Algner hat diese Woche nicht trainieren können. Konrad Janta ist krank, Felix Niebuhr ist im Urlaub. Deshalb haben sie heute nicht gespielt.“
Allerdings waren in einigen Spielen in den vergangenen Wochen bereits Dissonanzen aufgefallen. Im Heimspiel gegen den Niendorfer TSV (2:5) lieferten sich beispielsweise Außenverteidiger Niebuhr und Großkopf ein heftiges Wortgefecht. Nur Zufall – oder steckt mehr dahinter?
Das Team der Alsterbrüder muss nun in einer Zweckgemeinschaft mit Großkopf die Klasse halten
Nun jedenfalls steht Großkopf einem durchaus gespaltenen Team vor, welches als Zweckgemeinschaft mit ihm die letzten Punkte für den Klassenerhalt einfahren soll. Ob das gut geht? Und was mag vorgefallen sein? Schließlich hatte Großkopf noch in der Landesligasaison am 10. Dezember 2022 nach einem 7:2 gegen Altenwerder in einer emotionalen Rede im Clubheim vor vielen Fans seinem Team für den Zusammenhalt gedankt. „Durch euch habe ich den Spaß und die Freude am Fußball wiedergefunden“, sagte Großkopf damals zu seiner jubelnden Mannschaft. Team, Fans und der Coach bildeten eine zu Herzen gehende Einheit. Das ist längst Vergangenheit.
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Für die Zukunft ausgeschlossen hat Ex-Trainer und Vorstandsmitglied Gunnar Hitscher sein Comeback. Hitscher, früher selbst Spieler bei den Alsterbrüdern, ist der taktisch versierte Kumpeltyp, den sich das Team vielleicht wünschen könnte. Doch daraus wird nichts. „Ich“, so Hitscher, „kehre hier im Sommer definitiv nicht auf die Trainerbank bei der Ligamannschaft zurück.“