Hamburg. Weil die Alexander-Otto-Sportstiftung ihre Arena am Volkspark aus Kostengründen aufgibt, drohen Engpässe. Welche Lösungen es gibt.

Irmelin Otten ist stinksauer. „Ich koche vor Wut“, sagt die Präsidentin des Hamburger Eis- und Rollsportverbandes (HERV). Seit die Alexander-Otto-Sportstiftung am 11. Dezember verkündete, die bisherige q.beyond Arena an den HSV e.V. verschenken zu wollen und bekanntgab, dass die dortige Eisfläche nach Saisonende Anfang Mai 2024 nach 16 Jahren aufgegeben wird, muss sich die Grundschullehrerin einem Shitstorm erwehren. Ihr wird fehlende Transparenz beim Entscheidungsprozess vorgeworfen. Korruption und mangelnder Einsatz für den Erhalt der Eisbahn.

Stiftung kämpfte monatelang um den Erhalt der Eisfläche am Volkspark

„Erstens habe ich nicht das Recht, mich öffentlich über das Privatvermögen anderer Menschen, und was sie damit vorhaben, zu äußern, zweitens hat die Alexander-Otto-Stiftung monatelang eigenständig intensiv Optionen geprüft, um den Erhalt der Eisfläche zu sichern. Der HERV war in diesen Prozess nicht involviert. Das war eine rein privat-wirtschaftliche Angelegenheit“, wehrt sich Otten (54).

Die Stiftung hatte ein Gutachten in Auftrag gegeben, alternative Energiegewinnungen (Sonne, Wind, Erdwärme) vor Ort geprüft, über Kunsteis und eine Teilzeitvereisung nachgedacht. Am Ende rechnete sich keines dieser Modelle.

Für eine Stunde Eisfläche zahlt der Verband – dank 80.000 Euro Zuschuss der Stadt im Jahr – derzeit subventionierte 90 Euro, kostendeckend wären wahrscheinlich um die 300 bis 400, wie sie etwa in der Schweiz verlangt werden. In Berlin wurden deshalb zuletzt vier öffentliche Eisflächen geschlossen.

In Hamburg gibt es künftig nur noch drei öffentliche Eisflächen

Die Entscheidung sei allen Beteiligten sehr schwer gefallen, sagt Otten, „sie war jedoch angesichts der ausufernden Unterhaltskosten alternativlos“. Auf einer nicht öffentlichen Informationsveranstaltung will Otten in der ersten Januarwoche mit Rando Aust, dem Vorstandsvorsitzenden der Stiftung, im Haus des Sports am Schlump Vereins- und Verbandsvertretern Hintergründe erläutern und Zahlen offenlegen. Pro Organisation sind zwei Abgesandte zugelassen.

Ohne die Halle am Volkspark stehen Hamburgerinnen und Hamburgern künftig nur noch drei Flächen in Stellingen, in Farmsen und in den Wallanlagen für Eishockey, Eiskunstlaufen und öffentliche Laufzeiten zur Verfügung. Der Eis- und Rollsportverband hat 1600 Mitglieder.

Besonders die Eishockey-Mannschaften (700 Mitglieder) sind von der Schließung betroffen, weil ihnen Trainings- und Spielzeiten verloren zu gehen drohen. Eine private Online-Petition für eine Intervention bei der Stadt zum Erhalt der Halle unterschrieben bisher rund 6200 Personen. Der Verein Hamburg Sailors rief „zur Rettung unserer Eishalle“ auf.

Arena am Volkspark gefährdete Gemeinnützigkeit der Stiftung

Zu hohe Energiekosten von mehr als einer halben Million Euro im Jahr, sie waren zuletzt noch mal um 20 Prozent gestiegen, hatten den Eigentümer, die Alexander-Otto-Sportstiftung, zur Aufgabe der 2700 Quadratmeter großen Eishalle – und der gesamten Arena mit einer Fläche von rund 7000 Quadratmetern – gezwungen.

Der Komplex war mit dem bisherigen Vermieter-Mieter-Modell nicht mehr wirtschaftlich zu unterhalten. Weil die Arena zuletzt mehr Ausgaben als Einnahmen produzierte, der Verlust sich in diesem Jahr auf mehr als 200.000 Euro summierte, war nach dem Stiftungsrecht die Gemeinnützigkeit der Stiftung gefährdet. Zusätzlich kamen im vergangenen Sommer Sanierungsmaßnahmen im Umfang von einer halben Million Euro hinzu.

HSV e.V. will Arena für zwei Millionen Euro zu einer Dreifeldhalle umbauen

Die Arena soll jetzt an den HSV e.V. mit seinen gut 100.000 Mitgliedern verschenkt werden, der Verein Eigentümer und Betreiber werden. Die HSV-Mitgliederversammlung muss am 14. Januar dieser Übertragung noch zustimmen, wovon Präsident Marcell Jansen fest ausgeht.

Der HSV e.V. würde in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres für rund zwei Millionen Euro die Eisfläche ab- und zu einer barrierefreien Dreifeldhalle umbauen, die nicht nur Mitglieder, sondern auch wie bisher andere Hamburger Vereine und Schulen nutzen können. Die Tribüne für bis zu 300 Zuschauer bliebe erhalten.

Irmelin Otten will jetzt mit der Stadt Lösungen suchen, wie der Trainings- und Spielbetrieb für Eishockeyspieler in den bisherigen Umfängen aufrechterhalten werden kann und sich dafür einsetzen, dass die gewährten Zuschüsse erhalten bleiben. Möglich wäre es, die öffentlichen Laufzeiten moderat einzuschränken, die Nutzungszeiten der Flächen morgens und abends zu verlängern, Leerstände, die es weiter regelmäßig gibt, abzubauen.

Energiefressende Sportarten stehen jetzt auf dem Prüfstand

Zudem steht der Um- und Neubau der Eis- und Radrennbahn im Sportpark Eimsbüttel an der Stellinger Hagenbeckstraße an. Otten plädiert dafür, neben dem Stadion eine zweite Eisfläche zu installieren. Energie könnte an diesem Standort unter anderem über Erdwärme und Solarmodule generiert werden.

Grundsätzlich geraten aktuell energiefressende Sportarten in Hamburg und anderswo auf dem Prüfstand, aus Umwelt-, aber bei auf Kante genähten Staatshaushalten vor allem aus Kostengründen. Der Hamburger Senat hatte daher im August 2022 einen 25 Punkte umfassenden Energiesparplan für seine Einrichtungen beschlossen.

Darüber hinaus, hieß es, sollen „Einsparpotenziale von Freizeiteinrichtungen wie Schwimmbäder und Eislaufflächen sowie der bezirklichen Sportanlagen untersucht“ werden, „zum Beispiel hinsichtlich der weiteren Absenkungen von Raum- und Wassertemperaturen oder die Einschränkung von Öffnungszeiten“. Angesichts dieser Problematik könnte der Sportwelt ein Wandel zu mehr nachhaltigen Sportarten bevorstehen.