Hamburg. Antisemitismus und Terrorrelativierung müssen auch in Stadien, Vereinen und auf Sportplätzen bekämpft werden.
„Sport hat die Kraft, die Welt zu verändern.“ Das sagte Nelson Mandela im Jahr 2000 und weiter: „Sport kann Hoffnung wecken, wo vorher nur Verzweiflung war.“ Damit hatte der südafrikanische Bürgerrechtler, Präsident und Friedensnobelpreisträger natürlich recht.
Mandela selbst durfte diese Erfahrung machen, als er 1995 Südafrikas Rugby-Nationalteam die Trophäe für den WM-Sieg übergab. Ein Jahr zuvor erst war er nach dem Ende des Apartheidregimes erster schwarzer Präsident seines Landes geworden. Der Sieg der Südafrikaner in der „weißen“ Sportart Rugby hatte eine symbolische, die gesamte Nation einigende Wirkung.
Moderne Staaten missbrauchen Sportereignisse für ihre Interessen
Doch, es gibt solche Beispiele, wo über die einigende Kraft des Sports – alle agieren überall aus freien Stücken nach den gleichen Regeln – politische, religiöse und weltanschauliche Differenzen zumindest ausgeblendet werden können. Aber schon der historisch nicht zweifelsfrei nachweisbare „Olympische Friede“ im alten Griechenland wurde mehrmals verletzt.
Moderne Staaten missbrauchen sportliche Großereignisse spätestens seit Olympia 1936 in Berlin immer wieder für eigene Interessen, befördert von korrupten Funktionären, die sich entsprechend instrumentalisieren lassen. Die anstehende Vergabe der Fußball-WM 2034 nach Saudi-Arabien durch die Fifa ist nur das jüngste Beispiel.
Seit dem Terrorakt vom 7. Oktober ist nichts mehr wie gewohnt
Wer glaubt, dass das gemeinsame Interesse am Sport in Krisenzeiten fundamentale Gegensätze überwinden kann, der irrt leider und erwartet zu viel. Dass manche muslimische Athleten sich weigerten, gegen Israelis anzutreten, ist nicht neu. Man hat es meist mit einem empörten Achselzucken zur Kenntnis genommen. Israel ist seit 1991 Mitglied der Uefa, nachdem es 1974 auf Betreiben der arabischen Länder aus dem asiatischen Fußball-Verband ausgeschlossen worden war. Nahm man so hin in Europa, es lief ja alles.
Spätestens seit dem 7. Oktober aber läuft nichts mehr wie zuletzt gewohnt. Die Dimension des Hamas-Terrors ist zu groß, das Leiden unschuldiger Bewohner des Gazastreifens ebenso. Die unterschiedlichen Standpunkte zu diesem fürchterlichen Konflikt haben natürlich auch den Sport – die Sportler und die Fans – erreicht.
Latente Feindlichkeiten werden immer sichtbarer
Latente Feindlichkeiten werden nun immer sichtbarer. Die zunehmenden antisemitischen Beleidigungen auf Sportplätzen und in Fankurven sind da ein Beispiel. Wenn Sportler von Makkabi-Vereinen Angst haben, wenn „Jude“ als Beleidigung in Stadien gekeift wird, dann ist auch das ein Alarmsignal für den Zustand unserer Gesellschaft.
Da ist es wichtig und richtig, dass sich deutsche Vereine und ihre Anhänger klar positionieren. Profi-Clubs müssen durchgreifen, wenn ihre Angestellten wie jüngst der Mainzer El Ghazi den Terror gegen Israel in Posts relativieren – auch als Signal nach außen.
Die bestialischen Attacken der Hamas gegen Zivilisten, Kinder, Alte – Menschen überhaupt – , sind durch nichts zu rechtfertigen, nie. Das ist etwa die Haltung des FC St. Pauli. „Bekämpft Antisemitismus – befreit Palästina von der Hamas“ war auf einem Banner von St.-Pauli-Fans am Dienstag im Pokalspiel gegen Schalke 04 im Millerntor-Stadion zu lesen. Das ist Konsens, das muss er sein.
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Es ist notwendig, dass sich der deutsche Sport klar zu den Werten bekennt, wie sie zuletzt Vizekanzler Robert Habeck in seinem Video am Mittwoch erläutert hat. Für die Unterstützung palästinensischer (und anderer) Terrororganisationen ist ebenso wie für Antisemitismus kein Platz. Nicht auf der Straße – und auch nicht im Stadion. Es wird eine große Aufgabe für den DFB, das Länderspiel am 18. November im Berliner Olympiastadion gegen die Türkei zu organisieren.
Länderspiel in Berlin gegen die Türkei kann kritisch werden
Der muslimische Vorsitzende der „Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus“, Derviş Hızarcı, empfiehlt angesichts der Hamas-freundlichen und antiisraelischen Demonstrationen in Berlin sowie entsprechender Aussagen vom türkischen Präsidenten Erdogan sogar, das Spiel abzusagen.
Ja, der Sport hat die Möglichkeit, Dinge zu verändern, Freundschaften zu stiften und Beziehungen zu stärken. Er wird aber immer wieder auch politisch missbraucht – und das dürfen wir hier auf keinen Fall zulassen. Wir müssen konsequent dagegen ankämpfen.